Spontaneität ist eine gute Sache, doch bei der Rente zahlt sich eine langfristige Planung aus. Katja Braubach von der Deutschen Rentenversicherung Bund erklärt, wie man dabei vorgehen sollte.
Mit 50 Jahren: Kassensturz machen und dafür die Renteninformation nutzen
Nach dem 50. Geburtstag entspannt sich bei vielen Menschen die finanzielle Lage. Zum einen erhält man in den letzten Jahren des Berufslebens meist ein höheres Gehalt als am Anfang. Zum anderen stehen die Kinder finanziell zunehmend auf eigenen Beinen. Es bleibt also oft wieder mehr Geld übrig, das man in die Altersvorsorge investieren kann. „Das gesetzlich vorgesehene Renteneintrittsalter liegt ab Jahrgang 1964 bei 67 Jahren, für die früheren Jahrgänge etwas darunter“, sagt Expertin Braubach. Das bedeutet: Wer um die 50 ist, hat noch rund 15 Jahre Zeit für die Altersvorsorge. Deshalb ist es sinnvoll, jetzt einen vorläufigen Kassensturz zu machen.
Dazu sollte man zuerst einen Blick in die Renteninformation werfen, mit der die Deutsche Rentenversicherung regelmäßig über den aktuellen Stand des Rentenkontos informiert. „Hier wird berechnet, mit welcher gesetzlichen Altersrente Versicherte rechnen können, wenn das Einkommen in etwa stabil bleibt“, erklärt die Expertin. Klar ist aber auch: In 15 Jahren kann noch viel passieren – Jobwechsel, Erkrankungen, Scheidung oder Arbeitslosigkeit können die Prognose noch ganz schön durcheinanderwirbeln.
Wie kann man jetzt noch für die Rente sparen?
Außerdem sollte man jetzt schon einmal grob überschlagen, mit welchen weiteren Einnahmen man im Alter voraussichtlich rechnen kann, beispielsweise durch eine betriebliche Altersvorsorge, eine Riester-Rente, Mieteinnahmen, fällige Sparverträge oder auch, ob man höchstwahrscheinlich etwas erben wird.
Bei den allermeisten Menschen zeichnet sich schon bei überschlägiger Betrachtung ab, dass das Einkommen mit Rentenbeginn deutlich sinken wird. Natürlich hat man dann oft auch deutlich geringere berufsbedingte Ausgaben, da beispielsweise die Fahrt zur Arbeitsstelle wegfällt. Ist jetzt schon klar, dass das Geld im Alter ziemlich knapp werden dürfte, kann man aber noch etwas tun. Schließlich bleiben noch rund 15 Jahre Zeit, Geld für später anzusparen, beispielsweise durch eine Betriebsrente, einen Riester-Vertrag oder auch einfach nur durch regelmäßige Überweisungen auf ein Sparkonto. Je früher man damit anfängt, desto besser.
Viele Menschen denken, dass sich das späte Sparen nicht mehr lohnt, doch das stimmt nicht: Wer 15 Jahre lang konsequent auch nur 100 Euro pro Monat zurücklegt, hat danach ohne Zinsen immerhin 18.000 Euro zusätzlich auf dem Konto. Das reicht auf jeden Fall für ein paar Extras im Alter. Wer gut verdient und deshalb so richtig in die Vollen greifen kann, kann auch mit über 50 noch beträchtliche Summen aufbauen. Wer beispielsweise konsequent 500 Euro pro Monat spart, kommt (ohne Zinsen) in 10 Jahren auf 60.000 Euro, in 15 Jahren sogar auf 90.000 Euro, um die Altersrente aufzubessern. „Ab dem 50. Lebensjahr besteht außerdem die Möglichkeit, freiwillig in die Rentenversicherung einzuzahlen, um Abschläge bei einem vorzeitigen Renteneintritt auszugleichen“, sagt Braubach.
Lesen Sie auf aktiv-online.de, wie man mit solchen freiwilligen Rentenbeiträgen zusätzlich fürs Alter vorsorgen kann. Entscheidet man sich anschließend um und will doch später regulär in Rente gehen, ist das Geld natürlich nicht verloren, sondern sorgt für einen spürbaren Rentenaufschlag.
Mit Mitte 50: Mit einem Rentenberater Unternehmensangebote checken
Viele Unternehmen haben wegen des Fachkräftemangels ein großes Interesse daran, ihre erfahrenen älteren Mitarbeiter so lange wie möglich zu halten. Deshalb bieten sie Arbeitnehmern ab 55 oder ab 58 Jahren häufig spezielle Arbeitszeitmodelle an. Welche Möglichkeiten es gibt, sollte man rechtzeitig mit dem Unternehmen besprechen. „Bevor man irgendetwas unterschreibt, sollte man sich individuell bei der Rentenversicherung beraten lassen, wie sich eine solche Vereinbarung auf die eigene Altersrente auswirkt“, empfiehlt Braubach. Der Arbeitgeber kann zwar allgemeine Aussagen machen, aber dies ersetzt nicht die persönliche Beratung und Berechnung.
Mit 60 Jahren: Kontakt mit dem Rentenberater aufnehmen
Mit dem 60. Geburtstag ist eine individuelle Rentenberatung angesagt, die die Deutsche Rentenversicherung Bund ihren Versicherten kostenlos anbietet. „Jetzt ist der tatsächliche Renteneintritt nah genug für eine konkrete Berechnung mit realistischen Zahlen“, sagt Braubach. Außerdem kann man jetzt auch die eigene gesundheitliche Situation besser einschätzen: Wer absolut fit ist, plant natürlich anders als jemand mit gesundheitlichen Einschränkungen, der vielleicht früher in Rente gehen will.
Mit dem Berater kann man die verschiedenen Optionen in Ruhe durchrechnen: Mit welchen Abschlägen muss man rechnen, wenn man vorzeitig in Rente geht? Besteht Anspruch auf eine Rente für langjährig Versicherte? Wie wirkt es sich auf die Rente aus, wenn man in den letzten Jahren die Stunden reduziert? „Viele Versicherte haben unrealistische Vorstellungen und erwarten entweder viel zu hohe oder viel zu geringe Abschläge“, so die Erfahrung der Expertin.
Ein Jahr vor Rentenbeginn: Den Arbeitsvertrag gründlich durchgehen
Etwa zwölf Monate vor Rentenbeginn ist ein Blick in den Arbeitsvertrag sinnvoll. „Manche Arbeitsverhältnisse enden automatisch mit dem Renteneintritt, andere müssen ausdrücklich gekündigt werden“, sagt Braubach. Da bei langjährigen Arbeitsverhältnissen oftmals lange Kündigungsfristen bestehen, sollte man das Kündigungsschreiben also nötigenfalls rechtzeitig losschicken.
Wer plant, auch nach dem Renteneintritt weiter im Unternehmen aktiv zu bleiben, sollte dies spätestens jetzt mit dem Arbeitgeber besprechen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, beispielsweise auf selbstständiger Basis, als Teilzeitkraft oder auch als Minijobber. „Bevor man sich entscheidet, sollte man mit der Rentenversicherung klären, welche Auswirkungen die gewählte Option auf die Rente hat“, empfiehlt Braubach.
Vier Monate vor Rentenbeginn: Den Rentenantrag rechtzeitig stellen
Die Rente steht vor der Tür. Damit alle nötigen Unterlagen für den Rentenantrag rechtzeitig eingereicht werden können, sollte man spätestens vier Monate vor dem Ruhestand einen Termin mit der Deutschen Rentenversicherung vereinbaren. Dabei wird individuell geklärt, was noch zu tun ist, und der Berater hilft auch beim Ausfüllen des Rentenantrags.
„Der Rentenantrag sollte spätestens drei Monate vor dem Renteneintritt bei der Rentenversicherung sein“, empfiehlt Braubach. Dann hat die Rentenversicherung genügend Zeit, den Antrag zu bearbeiten, und die Altersrente wird nahtlos im Anschluss an das letzte Gehalt gezahlt. Wer den Antrag später stellt, muss mit Verzögerungen rechnen. „Selbstverständlich wird die Rente in solchen Fällen aber nachgezahlt, man verliert also kein Geld“, so Braubach.
Silke Becker studierte Soziologie, BWL, Pädagogik und Philosophie. Seit ihrem Abschluss arbeitet sie als Redakteurin und freie Journalistin. Außerdem hat sie mehrere Bücher veröffentlicht. Am liebsten beschäftigt sie sich mit den Themen Geld, Recht, Immobilien, Rente und Pflege.
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