Rosenheim. Wie kommt man von der Fräsmaschine zum Funknetz der Zukunft? Katharina Vodermaier (21) bringt im Beruf beides zusammen. Die Industriemechanikerin aus dem Chiemgau arbeitet bei Ericsson (früher Kathrein) im Bereich Mobilfunkantennen. Vor Kurzem hat sie ihre Ausbildung in dem Unternehmen abgeschlossen und ist als Fachkraft in der Entwicklung im Werk Rosenheim gestartet.
„Ein spannender Einsatzort“, sagt die junge Frau, die sich als Labormechanikerin nun mit Mobilfunkantennen beschäftigt – dem ehemaligen Kerngeschäft des Familienunternehmens Kathrein, das der schwedische Netzausrüster Ericsson 2019 erworben hat.
Am Standort werden Antennen für das neue 5G-Mobilfunknetz entwickelt. Pfeilschnell rasen Daten darin durch den Äther. Das bringt nicht nur Rekordgeschwindigkeiten bei Downloads im Privaten, es ermöglicht auch Datenaustausch in Echtzeit – eine entscheidende Voraussetzung für das autonome Fahren und vernetzte Fabriken!
Sie macht Versuche und fertigt Boxen für die Dächer
Vodermaier arbeitet an der neuen Technologie mit und bringt ihr Wissen im Umgang mit Metall ein. Sie fertigt zum Beispiel Stützen für Antennen. Die fertigen Boxen werden später draußen auf den Dächern montiert. Im Inneren steckt diffizile Technik: Radioantennen (kleine, silberne Scheiben), Systemtechnik, Datenschnittstellen, Kühlung und nicht zu vergessen der Stromanschluss. Den engen Raum gilt es gut zu nutzen.
Vodermaiers Aufgaben sind abwechslungsreich. Sie fräst, dreht, führt Messungen durch, wertet diese am Computer aus. Die Fachkraft steht mitten im Job, kann noch gar nicht glauben, dass die stressige Prüfungszeit mit Doppelabschluss vorbei ist. Neben der Ausbildung im Metallberuf legte sie ihr Fachabitur ab – das Modell bietet die Berufsschule Bad Aibling seit Kurzem an.
Auch zum Lernen braucht man schnelles Internet
Der Endspurt fiel mitten in den Corona-Lockdown. Da zeigte sich einmal mehr, wie wichtig digitale Kommunikation ist: Für virtuelles Lernen braucht man schnelles Internet.
Erst kurz vor dem Schulabschluss hat sich Vodermaier für den Technikberuf entschieden. Sie besuchte eine Mädchenrealschule, wollte eigentlich Kindergärtnerin werden. „Doch im Praktikum in der Kita habe ich gemerkt, dass mir das gar nicht liegt“, erzählt sie. Eine Alternative fand sich am schwarzen Brett der Schule. Dort bot die Firma Kathrein Schnupperpraktika für die Mädchen an. Volltreffer! Vodermaier gefiel es im Betrieb so gut, dass sie sich um eine Ausbildungsstelle bewarb.
„In Naturwissenschaften war ich immer gut“, stellt sie fest, „die Jungs in der Berufsschule haben schnell gemerkt, dass wir Mädels was draufhaben.“ Werkstoffkunde und Härteverfahren kannten sie aus dem Chemieunterricht, Wärmelehre aus Physik. Auch Drehzahlberechnungen waren kein Problem. „Ich war gut vorbereitet durch die Praxis und den zusätzlichen Unterricht im Betrieb.“ Einzig technische Zeichnungen zu lesen, fiel ihr zu Beginn nicht leicht. Mit der Zeit bekomme man aber einen Blick dafür: „Vor allem, wenn man Werkstücke mit eigenen Händen fertigt.“
Mehr Mädchen im Metallberuf fände Vodermaier gut. „Gemischte Teams sind lockerer“, sagt sie. Der Konzern sieht das ebenso und fördert Diversität. In Deutschland beschäftigt Ericsson rund 2.700 Mitarbeiter an zwölf Standorten, darunter rund 1.000 Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung. In Rosenheim sind fast ein Drittel der Azubis weiblich.
Nachgefragt
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Im Grunde hatte ich etwas ganz anderes im Sinn. Doch ausprobieren schadet nichts, etwa mit einem Praktikum. Das kann ich nur empfehlen.
Was reizt Sie am meisten?
Mit einem Metallberuf kann man eine Menge machen. Wenn es nach dem ersten Lehrjahr an die Maschinen geht, wird es richtig interessant.
Worauf kommt es an?
Man braucht geschickte Hände, Verständnis für Technik und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Doch das kann man trainieren.
Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.
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