Um die Bildung in Deutschland steht es nicht zum Besten. Speziell in den MINT-Fächern, die Wissen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik vermitteln, fehlt es an ausreichendem Lehrpersonal. Und um die Digitalisierung im Unterricht ist es vielerorts immer noch schlecht bestellt. Aber auch wenn die Rahmenbedingungen schlecht sind: Viele MINT-Lehrerinnen und -Lehrer brennen für ihren Job und machen Tag für Tag hervorragenden Unterricht. Diese Lehrkräfte wissen, wie sie ihre Schüler begeistern können. Und gehen dabei oft mutig unkonventionelle und innovative Wege. Das zeigen die Geschichten der vier Preisträger des diesjährigen Bildungsforums der Stiftung NiedersachsenMetall. Zum 20. Mal hat die Stiftung in Hannover besonders engagierte MINT-Lehrer aus Niedersachsen ausgezeichnet. Der Preis ist mit je 5.000 Euro dotiert und wird in neue Schulprojekte investiert.
Einen Wetterballon in die Stratosphäre schießen
Wer in die Nähe von Stephanie Aboueme Aboueme kommt, sollte aufpassen: Ihre positive Art ist ansteckend. Viele Schülerinnen und Schüler der Haupt- und Realschule (HRS) am Osterfehn im ostfriesischen Ostrhauderfehn sind bereits von ihr infiziert – mit dem „MINT-Virus“. Ihr Informatik-Unterricht sei geprägt durch Innovation, Kooperation und die Begeisterung für Technik, lobte die Jury der Stiftung NiedersachsenMetall.
Die 39-Jährige kam über einen Umweg in den Schuldienst: Sie machte nach dem Abi erst eine Bankausbildung und studierte anschließend Mathematik und Technik. Seit zehn Jahren ist sie inzwischen an der HRS. Und möchte nirgendwo anders hin: „Lehrerin ist schon ein ziemlich geiler Beruf“, sagt sie.
Ein Highlight ihres Unterrichts war die Projektwoche: Gemeinsam mit ihren Schülern baute sie einen Wetterballon und ließ ihn bis in die Stratosphäre fahren. „Alle waren total aufgeregt und wollten wissen: Wo landet er?“, berichtet sie. Eine SMS informierte die Klasse schließlich über den Landeplatz.
Das Preisgeld will die Pädagogin ins Schul-WLAN investieren – und einen 3-D-Drucker kaufen. Ein Wunsch bleibt ihr unerfüllt: endlich weniger Bürokratie im Schulalltag. „Wir haben viel zu viele Aufgaben, die nichts mit dem Schulalltag zu tun haben“, sagt sie.
Um die Bildung in Deutschland steht es nicht zum Besten. Speziell in den MINT-Fächern, die Wissen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik vermitteln, fehlt es an ausreichendem Lehrpersonal. Und um die Digitalisierung im Unterricht ist es vielerorts immer noch schlecht bestellt.
Aber auch wenn die Rahmenbedingungen schlecht sind: Viele MINT-Lehrerinnen und -Lehrer brennen für ihren Job und machen Tag für Tag hervorragenden Unterricht. Diese Lehrkräfte wissen, wie sie ihre Schüler begeistern können. Und gehen dabei oft mutig unkonventionelle und innovative Wege.
Das zeigen die Geschichten der vier Preisträger des diesjährigen Bildungsforums der Stiftung NiedersachsenMetall. Zum 20. Mal hat die Stiftung in Hannover besonders engagierte MINT-Lehrer aus Niedersachsen ausgezeichnet. Der Preis ist mit je 5.000 Euro dotiert und wird in neue Schulprojekte investiert.
Motivieren mit Flugkörpern und Teilchenbeschleuniger
Auf dem Dach der Schule werden Planeten erforscht, bei der Flug-AG wird die Aerodynamik von Flugkörpern getestet oder ein Teilchenbeschleuniger aus Lego gebastelt: Der Schulalltag von Stephan Thies ist alles andere als langweilig. „Mir ist wichtig, dass die Schüler etwas erleben, erfahren und ausprobieren“, sagt der 43-jährige Lehrer der Helene-Lange-Schule in Hannover. „Das bleibt bei ihnen für immer hängen: Dinge, die sie selbst gemacht haben oder anfassen können, bringen Schüler voran.“
Schulleiter Matthias Zeidler lobt vor allem die Motivationskünste seines Kollegen: „Stephan Thies schafft es immer wieder, seine Schüler zu begeistern.“ Zeidler weiß, dass auch Thies mit seinem Engagement daran beteiligt ist, dass das hannoversche Gymnasium immer wieder als MINT-freundliche Schule ausgezeichnet wird. Thies zieht seine Motivation aus anderen Dingen: „Wenn ich das Leuchten in den Augen der Schüler sehe oder sie mir berichten, dass ein Experiment funktioniert, macht mich das zufrieden.“ Seine Schüler schwärmen von einer guten Mischung aus Theorie und Praxis. Einige von ihnen geben zu, dass sie in der Vergangenheit oft einen Bogen um die Naturwissenschaften gemacht haben – jetzt aber seinetwegen im Physik-Leistungskurs sitzen.
Bei den „Forschertagen“ werden Hauptschüler zu Lehrkräften
Einmal im Jahr wird in der Albert-Schweizer-Hauptschule in Vechelde alles auf den Kopf gestellt: Im Projekt „Forschertage“ organisieren die Schüler selbst den Unterricht. „Wir Lehrkräfte nehmen uns in der Vorbereitungszeit bewusst zurück“, sagt die MINT-Lehrerin Valentina Schwartz. Dann kommen 200 wissbegierige Kids aus vier Grundschulen zu Besuch und wollen alles über MINT-Themen lernen. Das Wissensvermitteln übernehmen dabei die Hauptschüler: „Sie erklären fachliche Hintergründe, beantworten Fragen“, sagt Schwartz. „Dabei erleben sie sich in einer völlig neuen Rolle.“
So kenne sie die Mädchen und Jungen aus dem Schulalltag nicht, sagt die Projektleiterin: „Manche, die man sonst kaum wahrnimmt, blühen plötzlich auf. Sie stellen sich nach vorn und präsentieren sich.“ Sie beobachtet, dass die Älteren sich plötzlich liebevoll um die Grundschüler kümmern. „Ohne Berührungsängste“, sagt Schwartz. „Ich bin oft überrascht und denke: Schön, dass dieses Kind das plötzlich versteht.“
Dass Kinder von Kindern lernen, schaffe oft einen doppelten Mehrwert, glaubt die Pädagogin. Zum einen vertiefen die Schüler ihr Wissen. Zum anderen stärken die Jugendlichen ihr Selbstbewusstsein und schulen ihre Präsentationsfähigkeiten – Kompetenzen, die sie auch in ihrem späteren Beruf gut gebrauchen können.
Ein „kognitiver Sportverein“ – fürs Austoben mit Robotern
Patrick Kreutzmann hat ein duales Studium Kunststofftechnik gemacht. Bei der Arbeit mit Auszubildenden sprang bei ihm der Funke über: „Mir wurde schnell klar, dass ich mit jungen Menschen arbeiten wollte. So bin ich Lehrer geworden“, sagt der 33-Jährige.
Zum Glück für die Schülerinnen und Schüler der Oberschule am Sonnensee in Bissendorf bei Osnabrück. Was Kreutzmann gemeinsam mit ihnen auf die Beine stellt, ist alles andere als Unterricht nach Lehrplan. Er gründete etwa einen „kognitiven Sportverein“: Wie beim Ballsport gibt es Regeln, Trikots und Trainingszeiten. Nur sind die Spielgeräte keine Bälle, sondern kleine Roboter – die Jugendlichen sollen sozusagen beim Denken und Programmieren ins Schwitzen kommen. „Wir stellen alles zur Verfügung, damit sie sich austoben können“, sagt Kreutzmann, der mit Kollegen das „Trainerteam“ bildet.
Als er 2016 Lehrer wurde, hatte er den Plan, ein Schülerforschungszentrum zu gründen. Heute ist die Idee Realität: Es gibt 3-D-Drucker, Lasercutter, autonome Roboter. Um dieses Technik-Paradies zu realisieren, sammelte Kreutzmann gemeinsam mit Kollegen rund 100.000 Euro an Spenden. Auch das Preisgeld, das er von der Stiftung NiedersachsenMetall erhält, will Kreutzmann hier investieren: Neue 3-D-Drucker sollen her. Und im Januar soll eine Schülerfirma gegründet werden.
Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.
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