Neuenrade. Als Ali Metin 2020 die Sekundarschule verließ, ging es ihm wie vielen anderen auch: So richtig wusste er nicht, wie es weitergehen sollte. Und Corona machte es nicht einfacher. Also war das Berufskolleg die erste Wahl, wenn auch nicht unbedingt die für ihn beste. Geklickt hat es bei dem jungen Mann erst im Februar letzten Jahres.

Sein Cousin hatte ihm ein Praktikum bei seinem Arbeitgeber, dem Drahtwerk Elisental, empfohlen. Die Bewerbung war erfolgreich, die drei Wochen Praxis auch. „Das hat mir schon gut gefallen hier, die Arbeit an den Maschinen und mit den anderen zusammen“, erzählt der 17-Jährige. Die Schulpraktika vorher, unter anderem als Industriemechaniker, hatten ihm nicht so zugesagt. Das hier war es: Fachkraft für Metalltechnik, Fachrichtung Umform- und Drahttechnik. Oder kurz und knapp Drahtzieher.

Das Drahtwerk Elisental ist spezialisiert auf Aluminiumdrähte und -stangen

Die werden im Drahtwerk Elisental immer gesucht. Das gut 100 Jahre alte Familienunternehmen mit 130 Mitarbeitern ist spezialisiert auf Aluminiumdrähte und -stangen. Der sehr weiche Werkstoff braucht eine besondere Behandlung. Das hochwertige Material findet in vielen Bereichen Verwendung: zum Beispiel als Verbindungselement im Flugzeug, als Schraube im Auto, im Gurtsystem oder als kleines Klämmerchen am Teebeutel. Wie die Drähte mithilfe von Ziehsteinen, Walzen und Werkzeugen von dick nach dünn umgeformt werden, lernt Ali Metin in den nächsten Monaten.

„Sehr abwechslungsreich – das gefällt mir“

„Viele denken, die Ausbildung sei nicht so anspruchsvoll, weil sie nur zwei Jahre dauert“, sagt Ausbildungsleiter Torsten Langer: „Aber es ist ein Beruf, der viel Wissen und Können erfordert.“ Ali Metin überzeugt. „Im Praktikum war der Meister begeistert. Der hätte ihn am liebsten sofort genommen.“

Im Moment wechselt der angehende Drahtzieher durch alle Stationen, kann von Woche zu Woche mehr Aufgaben übernehmen. Im April geht es zur Grundausbildung in das Ausbildungszentrum Letmathe. Anschließend wird sich entscheiden, wo er im Betrieb seinen Platz findet. Schon jetzt ist er überzeugt, die richtige Berufswahl getroffen zu haben: „Es ist sehr abwechslungsreich. Das gefällt mir.“

In diesem Jahr wird Ali dann wohl auch beim alljährlichen Azubi-Ausflug dabei sein, den er diesmal wegen Quarantäne verpasst hat. Er ist eines von vielen Extras, die das Drahtwerk dem Nachwuchs bietet. Ganz neu ist ein Rentenvertrag, bei dem die Firma während der Ausbildung die Beiträge übernimmt. Und wer sich bei der freiwilligen Feuerwehr engagiert, bekommt aktuell drei Tage Sonderurlaub.

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Mein Cousin hat mir den Tipp gegeben, dann habe ich ein Praktikum hier gemacht. Und das hat mir gut gefallen.

Was reizt Sie am meisten?

Es macht Spaß mit den Maschinen und dem Draht zu arbeiten. Und die Zusammenarbeit mit den Kollegen gefällt mir.

Worauf kommt es an?

Man muss interessiert sein an dem, was man macht. Und zuverlässig. Darauf kommt es an.

Hildegard Goor-Schotten
Autorin

Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, in Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten

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