Remscheid. Es war eine herbe Zäsur in seinem Leben: Stefan Grote verlor seinen Job – von jetzt auf gleich. Die Perspektiven für den Remscheider: schlecht. Doch er steckte nicht auf. Aus der Arbeitslosigkeit heraus gründete Grote 2008 einen online-basierten Ersatzteilhandel für Maschinenteile namhafter Hersteller. Heute investiert der Mann Millionen in seiner Heimatstadt!
„Ich hab’ mich damals im Internet umgeschaut, was so geht. Und mein Bauchgefühl sagte mir: Es wird funktionieren.“ Was Kaufmann Grote nun beim aktiv-Besuch gelassen erzählen kann, war damals freilich alles andere als ohne Risiko.
20 Jahre hatte er als Lagerleiter beim Maschinenbauer Supfina in seiner Heimatstadt geschafft. Dann machte die Firma den bergischen Standort dicht, kündigte rund 150 Leuten. Von seiner Abfindung kaufte Grote einen Großteil der Lagerbestände seines alten Arbeitgebers auf: jede Menge Maschinen und Ersatzteile. Er nahm den Versandleiter gleich mit ins Boot – und machte sich in den Räumlichkeiten des väterlichen Betriebs selbstständig. Ein paar Jahre später ging es zurück zu den Wurzeln: 2012 bezog die Firma mit dem Namen Elektro-Technik Grote das alte Supfina-Gebäude.
„Wir sind wie der Notarzt, der mit Blaulicht zur Hilfe eilt."
Stefan Grote, Unternehmer
Als der Neubau der Firma fertig wurde, begann die Corona-Pandemie
Die Geschäfte des Familienunternehmens – Tochter Alexandra kümmert sich um Marketing und Vertrieb, Ehefrau Petra ist fürs Controlling zuständig – liefen prächtig. Bald musste ein Neubau her, 2019 begannen die Bauarbeiten auf dem Gelände einer ehemaligen Brauerei. Doch im März 2020, als man die neuen Räumlichkeiten bezog, war die Welt eine völlig andere: Die Corona-Pandemie nahm ihren Lauf. Der Unternehmer hatte gerade 2,7 Millionen Euro investiert – und nun ließ Corona die Welt stillstehen. „Ausgerechnet mit dem Einzug ging es wirtschaftlich steil bergab“, sagt Grote, „da habe ich schon einige schlaflose Nächte gehabt.“
Doch für seine kleine Firma dauerte die Delle dann nur zwei Monate. „In unsicheren Zeiten ersetzen Unternehmen Maschinen nicht, wenn sie kaputtgehen und repariert werden müssen“, weiß Grote aus Erfahrung, „das ist gut fürs uns – denn wir liefern die Ersatzteile.“
35.000 Artikel aus dem Who’s who der Maschinenhersteller wie Bosch, Fanuc oder Siemens hat man hier auf Lager und bietet sie über den eigenen Webshop an: Servomotoren, Antriebssteuerungen, Messsysteme, Platinen und vieles mehr. Schnelligkeit gehört zum Geschäftsmodell des 21-Mann-Betriebs: „Wir sind wie der Notarzt, der mit Blaulicht zur Hilfe eilt.“
Über 10.000 Kunden weltweit wissen das Tempo zu schätzen: der Lederhersteller auf Mauritius ebenso wie Airbus nahe Hamburg. Oder der Schausteller auf dem Münchner Oktoberfest, der ein Ersatzteil für sein Riesenrad per Taxi bekam. „Wer einmal von uns beliefert wurde, kommt wieder“, betont der Chef, der bei Bedarf den eigenen Servicetechniker gleich mitschickt.
Manchmal werden die Grote-Leute zu wahren Detektiven
Grote liefert neben Neuware auch Gebrauchtteile, die in der eigenen Werkstatt generalüberholt und getestet werden. Oft sind das Sachen, die von den Originalherstellern längst nicht mehr gebaut werden. Dazu gehört manch exotische Platine, die die eigene Werkstatt repariert. Nicht selten ist es Detektivarbeit, die notwendigen Kleinteile irgendwo auf der Welt zu besorgen.
Die Firma wächst, zwei weitere Hallen sind geplant. Trotz des Erfolgs bleibt Stefan Grote bodenständig. Er ist politisch aktiv, Bezirksbürgermeister; außerdem Vorsitzender des Fördervereins von Deutschlands ältestem Freibad in Remscheid. Und etwas Zeit braucht er ja auch für sein kleines Laster: In der Garage, gleich neben dem Haupteingang, steht ein grauer Mercedes-Oldtimer.
Kleine Firma groß im Geschäft
- Elektro-Technik Grote hat 21 Mitarbeiter.
- Das erste Standbein ist der Handel mit neuen wie auch gebrauchten Ersatzteilen aller bekannten Maschinenhersteller.
- Das zweite Standbein: Generalüberholung und Tests alter Bauteile.
- Über 10.000 Kunden weltweit werden beliefert, vom Schausteller bis zum Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus.