Maintal. Kunzlerstrom in Maintal ist ein bekannter Spezialist für Notstromtechnik, und die gut 30 Beschäftigten des Familienunternehmens haben gerade alle Hände voll zu tun. aktiv sprach mit dem Inhaber Thomas Moog über die für ihn und sein Team besonders herausfordernden Zeiten.
Herr Moog, haben Sie Angst vor einem Blackout?
Nein, ein Blackout macht uns hier keine Angst. Denn einen echten Blackout, also einen unkontrollierten flächendeckenden Zusammenbruch des Stromnetzes, wird es meines Erachtens nicht geben. Regionale Ausfälle von einigen Stunden bis zu mehreren Tagen könnten vielleicht öfter vorkommen, aber die dürften dann relativ schnell wieder behoben sein. Es sollten halt alle vernünftig bleiben und nicht das ohnehin „gestresste Netz“ mit zum Beispiel zusätzlichen Heizlüftern überlasten. Wir merken, dass das Thema die Leute umtreibt. Die Anfragen nach Notstromtechnik sind bei uns so hoch wie noch nie.
Wer fragt an, wer sind Ihre Kunden?
Aktuell Unternehmen mit hohem Energieverbrauch, der Zivil- und Katastrophenschutz, die Infrastruktur wie Wasserwerke und die öffentliche Hand. Im Allgemeinen planen und bauen wir Notstromtechnik für große Industrie-, Wohn- oder Verwaltungsgebäude, für Kliniken, Kulturhäuser und auch für Rechenzentren. Die können sich selbst kurzfristige Ausfälle nicht leisten und sorgen deshalb vor. Wir hatten daher schon immer gut zu tun. Aber aktuell ist es extrem. Viele vergessen dabei, dass wir nichts produzieren, was man fertig im Regal stehen hat. Bei uns geht es um komplexe Anlagen, die individuell geplant und gebaut werden.
Warum muss man so etwas individuell planen?
Weil jedes Gebäude, jede Anwendung anders ist. Ich muss wissen, was konkret mit Notstrom versorgt werden muss und wie die reguläre Versorgung ist. Reichen acht Stunden aus oder will der Kunde einen Puffer über mehrere Tage? Gibt es einen Raum oder brauchen wir Container? Für jeden Kunden erarbeiten wir ein eigenes Konzept. Und natürlich bieten wir auch einen Rund-um-die-Uhr-Service an. Es macht mich stolz, dass uns sogar Sachverständige den Bauherren empfehlen. Wenn etwa wieder ein neuer Wolkenkratzer oder eine Wohnsiedlung in der Region geplant wird, sind wir oft beratend im Boot. Aktuell unter anderem in Frankfurt beim Präsidium.
Was ist das Besondere an den Notstromanlagen von Kunzlerstrom?
Sie funktionieren wirklich, wenn sie gebraucht werden. Das klingt befremdlich, aber es ist so und das Ergebnis von sehr viel Aufwand, den wir betreiben. Alles wird bei uns intensiv getestet, und auch die zugelieferten Motoren kommen nach dem Zusammenbau mit den Generatoren dann als funktionsfähiges Aggregat in unser eigenes Prüffeld. Das Aggregat ist das Herzstück einer Anlage. Darum planen wir dann Kühlung, Lüftung, Kraftstoffversorgung und die automatische Schaltanlage, die die erzeugte Notstromenergie an das SV-Netz (Sicherheitsstromversorgung) einspeist. Fällt das AV-Netz (Allgemeinstromversorgung) einmal aus, springt unsere Anlage an.
Wie groß sind solche Anlagen?
Wir arbeiten in einem Leistungsbereich von 20 bis 2.000 kVA (Kilovoltampere). 20 kVA reichen für ein Mehrfamilienhaus. Bei großen Anlagen, etwa für Kliniken oder Rechenzentren, sind wir mit 1.600 bis gut 2.000 kVA unterwegs. Bei allen Motoren, Generatoren und elektrischen Bauteilen haben wir aktuell sehr lange Lieferzeiten von bis zu zwei Jahren.
Warum sind Lieferzeiten so lang?
Das liegt an den Lieferengpässen und am Fachkräftemangel. Viele elektronische Bauteile, die in Steuerungen der Motoren und Schalter eingebaut sind, kommen aus China. Lieferanten können uns nicht sagen, wann sie liefern können und was das Produkt dann kosten wird. Wir setzen Projektplaner, Elektriker und Monteure ein, bis die Anlagen eingebaut sind und funktionieren, und diese Fachkräfte sind kaum noch zu finden. Da hilft auch unsere eigene Ausbildung nicht mehr. Wir suchen aktuell fünf weitere Mitarbeiter allein im Bereich Elektro oder Mechatronik. Die könnten sofort anfangen.
Sie sind dennoch optimistisch und ziehen gerade um …?
Ja. Ich habe ein tolles Team und zwei meiner Söhne sind mit im Unternehmen, sodass wir gut in die Zukunft investieren können. Der Neubau wird die Arbeit erleichtern, denn er ist perfekt auf die Abläufe hier zugeschnitten, hat ein nachhaltiges Gesamtkonzept und berücksichtigt alle Anforderungen im Hinblick auf die Digitalisierung.
Sind Sie gerne Unternehmer?
Ja, denn ich bin unabhängig und kann meine Ideen leben. Das ist meins, auch wenn ich nur wenig Freizeit habe. Aber das gehört zum Unternehmersein nun mal dazu.
Zur Person
- Geboren 1960 in Idstein/Taunus, verheiratet, drei Kinder
- 1982 nach Facharbeiter- und Technikerausbildung Studium der Elektrotechnik
- 1985 Abschluss Diplom-Ingenieur und Start bei Mitsubishi Electric, Ratingen
- 2000 Geschäftsführer bei OK International in Groß-Gerau
- 2005 Übernahme der Dieter Kunzler Elektrotechn. Fabrik in Maintal und Ausbau zu Kunzlerstrom
Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.
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