Viele Unternehmen wollen Impfungen im Betrieb anbieten – und warten auf die Impfstoffe. Am Standort Wiesloch-Walldorf hat die Heidelberger Druckmaschinen AG eine Impfstraße eingerichtet – mit Zugangsregelung, Aufklärungsfilm, Impfkabinen, Ruheräumen. Auch andere große Metall- und Elektro-Unternehmen in Baden-Württemberg sind schon längst startbereit. Die nötige Infrastruktur ist ja oft schon vorhanden: Betriebsärzte und medizinisches Fachpersonal mit Grippeschutz-Impfroutine, Praxisausstattung, Kühlschränke für den Impfstoff – also alles, was man für einen Impf-Turbo braucht. Wie schnell es jetzt tatsächlich geht, hängt nur von der Zuteilung der Impfdosen ab.

Die Impfchargen werden von der Gesundheitsbehörde zugeteilt

Und diese Zuteilung liegt in der Hand des baden-württembergischen Gesundheitsministeriums. Für Impfzentren, Hausärzte und Betriebsärzte ist jeweils ein bestimmtes Kontingent vorgesehen. Die Betriebe können ihren Bedarf anmelden, den Impfstoff auswählen können sie allerdings nicht: Welches Präparat man erhält, erfährt man erst bei der Zuteilung.

Rupert Felder, Personalleiter bei Heidelberger, rechnet mit einem hohen Andrang. Schließlich hat es – neben dem erreichten Gesundheitsschutz – eine Reihe von Vorteilen, sich im Betrieb impfen zu lassen: Man erspart sich ein umständliches Anmelden, kommt wahrscheinlich schneller dran und verliert keine Zeit für zusätzliche Wege. Außerdem geht es im Betrieb weniger anonym zu als in einem Impfzentrum. Die Ärzte, Sanitäter und Ersthelfer sind für die Mitarbeiter Vertrauenspersonen, keine Fremden. Und: „Die Kollegen können gemeinsam zum Impfen gehen und anschließend in die Kantine, wenn sie möchten. Das macht den Impfgang angenehmer“, erklärt Felder.

Die Reihenfolge richtet sich nach Risikogruppen

Wer wann an die Reihe kommt, das folgt einer Priorisierung nach Gefährdungsgruppen. „Die Betriebshierarchie spielt hier gar keine Rolle“, betont Felder. Vorrang haben diejenigen, die aufgrund ihrer Arbeitssituation dem größten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind. Also zum Beispiel Servicetechniker mit Kundenkontakten, Kollegen, die in der Produktion körperlich nah mit anderen zusammenarbeiten, Kantinenpersonal an der Essensausgabe oder auch Ersthelfer, die im Notfall kaum Abstand halten können. Auch die über 60-Jährigen dürfen sich vorn anstellen. Vorerkrankungen könnten theoretisch auch berücksichtigt werden, aber, so Felder: „Diese Mitarbeiter verweisen wir lieber an den Hausarzt. Denn der kennt ihre Krankengeschichte genau. Der Werkarzt ist darüber ja nicht unbedingt im Bilde.“

Später können auch Angehörige mitgeimpft werden

Und so läuft das Ganze in Wiesloch-Walldorf ab: Die Mitarbeiter erhalten ein individuelles Impfangebot inklusive Termin innerhalb der Arbeitszeit. Dieses können sie annehmen (oder auch ablehnen, ohne Gründe dafür angeben zu müssen). Alles andere geht genauso wie in einem Impfzentrum vor sich: Gespräch mit dem Betriebsarzt, schneller Piks, 15 Minuten ruhen.

Mitarbeiter im Homeoffice müssen logischerweise warten, bis die ersten Gruppen durch sind. Felder schließt nicht aus, dass dann auch Angehörige mitgeimpft werden können. „Das wird bei uns aber wohl frühestens im Juni oder Juli möglich sein.“

Niemand ist zur Impfung verpflichtet

Im Betrieb besteht natürlich kein Impfzwang. Wer nicht mitmachen möchte, aus welchen Gründen auch immer, muss keine Konsequenzen fürchten. Der Betriebsarzt muss die Impfungen ausschließlich an die Gesundheitsbehörde melden, der Arbeitgeber hat auf die Daten keinen Zugriff. Und niemand muss gegenüber der Unternehmensleitung oder den Kollegen offenlegen, ob er geimpft ist oder nicht.

Übrigens: Privilegien für Geimpfte gibt es erst mal nicht, auch sie müssen am Arbeitsplatz weiterhin Maske tragen, Abstände und Hygieneregeln einhalten, solange die Arbeitsschutz-Corona-Verordnung des Landes gilt. Sollte allerdings eine staatliche Vorschrift die Impfung zur Voraussetzung für bestimmte Freiheiten machen, wird dies natürlich auch in den Betrieben gelten.

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

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