Sie sind flauschig weich, dezent gefärbt, ziemlich nachhaltig – und: „So schnell bekommt man darin keine kalten Füße“, sagt Manfred Bunde, als er über eine frisch gefertigte Socke mit Sternmuster streicht.

Täglich holen der Maschinenführer und seine Kollegen im Stricksaal des Sockenherstellers Hirsch rund 150 Paare von jeder der dort sirrenden Strickmaschinen, mehr als 40 sind es. Das Besondere daran: „Wir verstricken fast nur bio-zertifzierte Schafwolle“, sagt Geschäftsführerin Sabine Brüggemann. Die bunte Sternsocke ist der Renner im Marken-Sortiment des 1928 gegründeten Familienunternehmens aus dem Ort Laer nahe Münster.

Hirsch bietet Socken für jede Lebenslage: Baby- und Stoppersocken, Socken mit Plüscheinlage und Sport- und Arbeitssocken. Letztere enthalten auch Bio-Baumwolle oder Synthetikfasern, damit sie die Passform halten. Im Mittelpunkt der Produktion steht jedoch die Schafwolle. Schließlich habe man sich seit den 1980er Jahren auf die Fertigung aus bio-zertifzierter Schafwolle spezialisiert, erklärt Brüggemann, die Anfang 2021 von ihrem Bruder die Leitung des Familienunternehmens übernahm.

Die Schafwolle kommt aus Patagonien, also vom Südzipfel Südamerikas

Seitdem hält sie dieser Job gehörig auf Trab, auch wegen Corona: „Unsere Schafwolle kommt aus kontrolliert biologischer Tierhaltung in Patagonien, einer Region in Argentinien. Da hat uns Corona schon Probleme in den Lieferketten gemacht.“ Vom Transport der Rohwolle aus Südamerika über das Spinnen und Färben bei europäischen Lieferanten bis zum Münsterländer Betrieb vergingen da schon mal sechs Monate – normal sind wenige Wochen.

„Wir mussten deshalb oft die Fertigung umstellen oder auf Lager produzieren, um trotzdem pünktlich an unsere Kunden liefern zu können.“ Das sind große Bio-Versender sowie Drogerien und Reformhäuser, aber auch kleine inhabergeführte Läden, die auf nachhaltige Ware im Sortiment setzen. In diesem Bio-Sektor macht der Münsterländer Sockenstricker 90 Prozent des Umsatzes von knapp 3 Millionen Euro. Hirsch versendet die flauschige Wollware sogar bis Kanada oder Australien.

„Wir arbeiten in einer Nische, die stetig wächst, weil immer mehr Kunden auf hochwertige Qualität achten“, sagt Brüggemann. Qualität heißt dabei auch: Handarbeit. Beim aktiv-Besuch im Betrieb legt zum Beispiel Mildas Vensalo beim Ketteln grober Wollsocken Hand an: Auf diese Weise entsteht keine störende Naht im Zehenbereich. „Normalerweise schaffe ich 50 Paare pro Stunde“, sagt die Mitarbeiterin.

Langfristiges Ziel: Klimaneutrale Produktion

Insgesamt verarbeiten die 35 Beschäftigten pro Jahr rund 36 Tonnen Schafwolle zu 600.000 Paar Socken. Warum eigentlich dieses spezielle Material? „Sie gibt Feuchtigkeit ab und trocknet schnell“, erklärt die Chefin. Wollsocken sollte man lieber auslüften, statt sie oft zu waschen – das schont Material und Umwelt.

Auf die Umwelt will sie jetzt verstärkt Rücksicht nehmen. Die Hälfte des Stroms für die Maschinen liefern schon jetzt Solarzellen. „Wir wollen weiter in diese Technik investieren. Und langfristig klimaneutral produzieren.“

Anja van Marwick-Ebner
aktiv-Redakteurin

Anja van Marwick-Ebner ist die aktiv-Expertin für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie. Sie berichtet vor allem aus deren Betrieben sowie über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach der Ausbildung zur Steuerfachgehilfin studierte sie VWL und volontierte unter anderem bei der „Deutschen Handwerks Zeitung“. Den Weg von ihrem Wohnort Leverkusen zur aktiv-Redaktion in Köln reitet sie am liebsten auf ihrem Steckenpferd: einem E-Bike.

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