Frankfurt. In kleiner Besetzung und rein virtuell haben kurz vor Weihnachten die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Metall- und Elektro-Industrie (M+E) in der Region M+E Mitte begonnen. Verhandelt wird für rund 380.000 Mitarbeiter in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland.

Ein herber Mix aus Strukturwandel, Rezession und dann auch noch Corona hat bei der weit überwiegenden Zahl der M+E-Unternehmen für eine schlechte Wirtschaftslage gesorgt. Davon ausgehend verdeutlichte Johannes Heger, Chef der Heger-Gruppe in Enkenbach-Alsenborn und Verhandlungsführer der Arbeitgeber, deren Positionen. Zentraler Punkt: Es gibt keinen Spielraum für eine Erhöhung der Entgelte.

Wirtschaftlicher Druck nimmt durch den erneuten Lockdown noch zu

Die Firmen versuchen, ihre Belegschaften möglichst komplett an Bord zu halten, vor allem per Kurzarbeit – obwohl der Druck durch den erneuten Lockdown noch zunimmt. Zudem müssen viele Unternehmen Mittel für Investitionen in ihre Zukunft frei machen. „In dieser schwierigen Gemengelage brauchen wir einen Tarifabschluss“, betonte Heger, „der zumindest 2021 keine neuen Kostenbelastungen bringt, der Möglichkeiten zur Kostenentlastung schafft – und der den Unternehmen einen Instrumentenkoffer an die Hand gibt, auf den die Betriebsparteien bei der Umstellung auf digitale und klimaneutrale Produktionsprozesse zurückgreifen können. Und das stellt den Flächentarifvertrag und die Tarifpartner vor eine Bewährungsprobe.“

Durch die weltweit immer wieder aufflackernden Infektionswellen haben sich die Geschäftsaussichten erneut verschlechtert. „Die Einbrüche in den M+E-Branchen reichen von minus 9 Prozent bei Elektrotechnik bis minus 30 Prozent in der Auto-Industrie“, so Heger, „wir müssen eine Lösung finden, die dieser Spreizung Rechnung trägt.“

Die Forderung der IG Metall nach einem Volumen von plus 4 Prozent nannte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber daher „realitätsfremd“. Zumindest 2021 sei eine allgemeine Entgelterhöhung nicht denkbar: „Nicht, weil wir es den Belegschaften nicht gönnen – sondern weil der weit überwiegende Anteil unserer Mitgliedsunternehmen sie nicht stemmen könnte.“

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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