Hauke Pargmann ist begeisterter Motorradfahrer und Bastler. In seiner Garage warten gleich drei zerlegte Bikes darauf, wieder zusammengebaut zu werden. Doch dazu kommt der Maschinenbauer derzeit nicht, denn er hat jede Menge um die Ohren.

Bei seinem Arbeitgeber Hella Fahrzeugkomponenten (HFK) in Bremen optimiert er Arbeitsprozesse in der Sensor-Fertigung, kontrolliert Takt- und Bandlaufzeiten und hilft so mit, Effizienz und Output der Produktion zu erhöhen. Daheim in Varel bei Wilhelmshaven baut der 34-Jährige an einem Haus, das er bald mit seiner Frau beziehen will. Und als wäre das nicht genug, trifft er sich regelmäßig mit Gleichgesinnten vom „Round Table“-Klub, um Hilfsprojekte zu organisieren.

Im Internet auf Round Table gestoßen

Vor zwei Jahren hatte Pargmann gemeinsam mit zwei Freunden die Idee, sich sozial zu engagieren. Auslöser waren unter anderem die persönlichen Erfahrungen von einem der beiden Bekannten. „Er ist Onkel eines schwerstbehinderten Jungen und weiß, mit welchen Problemen die Mutter zu kämpfen hat“, erzählt der Ingenieur. „Wir haben dann gegoogelt, welcher Initiative wir uns anschließen wollen, und sind auf die Round Tables gestoßen.“

Round Table (RT) ist eine weltweite Non-Profit-Organisation, die ursprünglich aus England stammt und fast 100 Jahre alt ist. Die Tische sind wie Klubs organisiert und bestehen aus je 15 bis 25 jungen Männern, für Frauen gibt es analog dazu die Ladies’ Circles. Allen Mitgliedern gemein ist ihre soziale Einstellung und die Verpflichtung, etwas für die Gemeinschaft zu tun. In Deutschland gibt es ungefähr 240 runde Tische.

Mit einem Kita-Klettergerüst fing es an

Zu den ersten Projekten des Round Table in Varel gehörte der Aufbau eines Klettergerüsts in der örtlichen Kita. „Dort war ein Gerüst gekauft worden, aber keiner konnte es aufbauen“, erinnert sich Pargmann. „Das haben wir dann erledigt.“

Weitere Aktionen folgten. Für das örtliche Hospiz organisierten die Freunde einen Spendenlauf. Sie akquirierten Sponsoren, klärten die Organisation und Streckenführung mit den Ämtern und liefen natürlich auch selbst mit. Außerdem versorgten sie Grundschulen mit Warnwesten und gingen mit Verkehrsexperten in Schulen, um über die Gefahren des toten Winkels beim Abbiegen von Lkw aufzuklären. Auf dem Wochenmarkt verkaufen RT-Mitglieder regelmäßig Schokolade für einen guten Zweck, und während des Vareler Stadtfests putzten sie Fahrräder, um mit dem Erlös das Hospiz zu unterstützen.

Päckchen für Kinder in Osteuropa

Auch zu Weihnachten sind Pargmann und seine Mitstreiter aktiv. „Wir rufen dazu auf, Päckchen für bedürftige Kinder in Rumänien, Moldawien und in der Ukraine zu packen, und sorgen dafür, dass sie bei den richtigen Empfängern ankommen“, erklärt er.

Die letztjährige Aktion war ein voller Erfolg, allein die Belegschaft von HFK spendete 60 Päckchen. Für Pargmann Ansporn, neue Projekte anzugehen. „Wir wollen ein Kulturkino eröffnen und bedürftigen Kindern die Chance geben, dort kostenlos Filme zu sehen“, erzählt er. „Außerdem möchten wir mit Sportvereinen Aktionen wie eine verrückte Olympiade mit Spaßwettbewerben organisieren, um Geld für unsere Aktionen zu sammeln.“

Die Ideen gehen ihm nicht aus. Die Motorräder müssen wohl noch warten.

Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

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