Freilassing. Über die Bahn regen sich gerade alle auf. Verspätungen, Zugausfälle, kaputte Weichen. Gefühlt klappt da nix. Dasselbe gilt für den öffentlichen Nahverkehr in vielen Städten. Es ist nicht nur Personal, das fehlt. Es muss auch viel repariert werden an den Strecken quer durchs Land und in seinen Metropolen.
Einer, der hier helfen kann, ist der bayerische Gleisbaumaschinenhersteller Robel (570 Mitarbeitende). Am Standort Freilassing im Berchtesgadener Land entwickelt und fertigt das Unternehmen Maschinen für Bau und Wartung von Bahninfrastrukturanlagen – weltweit. Mittendrin: Konstrukteur Felix Huber.
In dem Werk mit Blick auf die Berge tüftelt der junge Mitarbeiter im schwarzen Robel-T-Shirt an einem besonderen Fahrzeug, dem „Rorunner.“ Es ist eigens für den Einsatz in Städten ausgelegt. Kürzere Takte, mehr Fahrgäste, das alles stresst auch hier die Schienen. Die Liegedauer, gerade von empfindlichen Teilen der Weichen, wird immer kürzer. Zugleich werden die Zeitfenster für die Bautrupps immer kürzer, Sperrungen will man weitgehend vermeiden.
Es braucht also effiziente Maschinen. Die Stadtwerke München etwa haben gleich sechs Robel-Fahrzeuge für ihre Flotte bestellt. 20 Meter lang, zwei Kräne, Kabine für fünf Mann, das ist der „Rorunner“, der ab 2024 im Untergrund der bayerischen Landeshauptstadt rollt, von Mitternacht bis fünf Uhr, dann muss die Strecke wieder offen sein.
Die Batterie liefert Energie für Arbeits- und Kranbetrieb
Weltpremiere: Der Gleiskraftwagen ist elektrisch betrieben. Er nutzt für die Anfahrt die „dritte Schiene“, einen Stromabnehmer am Gleis. Am Einsatzort angekommen, liefert ein Batteriespeicher Energie für den Arbeits- und Kranbetrieb. Für besonders langwierige Einsätze ist ein Dieselgenerator an Bord, „aber nur zur Reserve“, grinst Huber.
„Der E-Antrieb bedeutet bessere Arbeitsbedingungen im Tunnel durch weniger Abgase und weniger Lärm, auch für die Anwohner“, erklärt er weiter.
Huber hat das Multitalent mitentwickelt. „Es wird für alles eingesetzt, was an und neben der Strecke anfällt. Also Gleise und Weichen austauschen, Signale setzen und Baumaterial transportieren. Auch eine liegen gebliebene U-Bahn abschleppen ist drin.
Herzstück ist der E-Antrieb. Huber beschäftigte sich damit schon in seiner Bachelorarbeit – und freut sich wie Bolle, dass der orangefarbene Koloss nun fast fertig vor ihm steht!
Eine ferngesteuerte Schraubmaschine fixiert die Schwellen
Es braucht viele solcher Innovationen. Denn der Gleisbau hat ein doppeltes Problem. Auch hier fehlen Fachkräfte, gleichzeitig muss vieles im maroden Schienennetz erneuert werden. Robel setzt dazu auf digitalisierte Technik und Automatisierung. Etwa mit Weichenbearbeitung per Roboter und einer neuen Schraubmaschine. Sie kann ferngesteuert 750 Bahnschwellen pro Stunde fixieren. Jeder Arbeitsschritt wird digital aufgezeichnet und bei Bedarf in die Cloud übertragen. Aufgrund der hohen Präzision ist keine Nachprüfung der Schraubverbindung nötig.
Der Fräszug behebt Gleisdefekte und sorgt für freie Fahrt
Wichtig ist, dass rechtzeitig repariert wird. Das geht nur, wenn der Gleiszustand in regelmäßigen Abständen gemessen wird. Ein neues, batteriebetriebenes Messfahrzeug von Robel erkennt Gleisdefekte mittels Ultraschall. Schienenfehler können so früh erkannt und behoben werden, etwa von superleisen Akku-Fräszügen, ebenfalls in Freilassing entwickelt. Langsamfahrstellen oder gar Streckensperrungen sind so passé.
Robel repariert die Münchner U-Bahn
- Für Bauarbeiten im Tunnel hat Robel im Auftrag der Stadtwerke München batteriebetriebene Schienenfahrzeuge entwickelt.
- Weil es keine Wendemöglichkeit im Tunnel gibt, haben sie einen Kran an beiden Fahrzeugenden.
- Das Münchner Netz ist weit verzweigt, hat 100 U-Bahnhöfe und 95 Kilometer Strecke.
- Es ist mehr als 50 Jahre alt und befördert täglich 1.200.000 Menschen.
- Dichtere Takte belasten die Schienen und verlangen mehr Wartung.
Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.
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