Kaum eine politische Debatte kommt derzeit ohne die Wörter Gasumlage und Entlastungspaket aus. Das erste hat gute Chancen auf das „Unwort des Jahres“, mit dem zweiten sind große Erwartungen verbunden.
Von Oktober 2022 bis Ende März 2024 sollen Bürger und Unternehmen über die Umlage 90 Prozent der Mehrkosten ausgleichen, die den Gasimporteuren entstehen, weil sie fehlendes Gas aus Russland aufwendig anderweitig beschaffen müssen. Durch die ebenfalls befristete Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas von 19 auf 7 Prozent werden die privaten Gaskunden immerhin in etwa gleicher Höhe entlastet. Die Unternehmen aber haben nichts davon! Mehrwertsteuersenkungen bringen den Betrieben generell nichts, denn für sie ist diese Steuer letztlich nur ein durchlaufender Posten.
Während schon über weitere Schritte für private Verbraucher diskutiert wird, geht Deutschlands größter Gasverbraucher, die Industrie, also leer aus. Besonders bitter ist das für energieintensive Branchen wie etwa die Stahl- und die Chemie-Industrie. Die Gasumlage führt in diesen Branchen zu Mehrkosten von rund 6.300 Euro für jeden einzelnen Arbeitsplatz, wie der Dachverband EID errechnet hat.
Und auch in anderen Industriezweigen leiden die Betriebe unter den extremen Energiekosten. Dies lässt befürchten, dass aus der Krise am Gasmarkt auf lange Sicht eine Krise am Arbeitsmarkt werden kann.
Thomas Goldau schreibt bei aktiv vor allem über Wirtschafts- und Politikthemen. Nach dem Politikstudium an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und einem Zeitungsvolontariat beim „Offenburger Tageblatt“ hat er bei Tageszeitungen und einem Wirtschaftsmagazin über den Politikbetrieb in Bonn, Berlin und Brüssel berichtet. Privat zieht es den Familienvater regelmäßig mit dem Wohnmobil in die Ferne.
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