Zehn Milliarden Menschen könnten im Jahr 2080 auf der Erde leben – laut Schätzung der Uno. Schon jetzt sind es über acht Milliarden. Und alle müssen ernährt werden. Bloß: Woher so viel Ackerfläche nehmen? Eine Lösung kann „Vertical Farming“ sein, der flächensparende Feldbau im Regalsystem, wo die Pflanzen übereinander wachsen. Vielerorts gibt es das bereits. Der Ventilatoren- und Motorenhersteller ebm-papst bietet dafür die Belüftungstechnik.
Mikail Morreale, Hannes Müller und David Urso, Azubis im dritten Lehrjahr bei ebm-papst am Standort St. Georgen, wollten es wissen: Können wir so etwas im Kleinformat auch selbst bauen? Schließlich gibt es die Senkrecht-Farmen nicht nur im großen Stil, sondern auch für den Hausgebrauch. „Auf wenig Fläche und mit geringen Kosten lassen sich viele Menschen versorgen“, erklärt Urso, angehender Elektroniker für Geräte und Systeme. „Erde, Sonne und Regen braucht es dafür nicht. Die Pflanzenwurzeln werden automatisiert mit einer Nährstofflösung versorgt, LED-Lampen ersetzen das Sonnenlicht, und Lüfter führen frische Luft zu.“
Das Projekt hat fast alle Bereiche der Ausbildung abgedeckt
Zuerst mussten sich die drei das nötige landwirtschaftliche Know-how aneignen: in vielen Recherchen, aus wissenschaftlichen Studien, im Gespräch mit Experten. Dann ging’s ans Planen und Umsetzen. Mechatronik-Azubi Morreale erzählt: „Das Projekt hat uns besonders wegen der Vielfältigkeit gereizt. Beinahe jeder Bereich der Ausbildung war hier abgedeckt, von der Projektierung über die Konstruktion bis hin zu verschiedenen elektrotechnischen und mechanischen Aspekten.“ Alles haben sie eigenständig durchgezogen, entworfen, Material bestellt, verkabelt, gelötet, montiert.
Der Schrank auf Rollen beherbergt zwei Etagen für die Pflanzen und ein Fach für die Technik darunter. Ein Pumpventil führt das Nährstoffkonzentrat zu den Pflanzen, für die Belüftung sorgen Ventilatoren aus der eigenen Produktion von ebm-papst.
Küchenkräuter aus der vertikalen Farm für die Betriebskantine
Ihre Pflanzenfabrik haben die stolzen Tüftler auf etlichen Berufsbildungsmessen den staunenden Besuchern präsentiert. „Längere Zeit stand die Farm auch in der Kantine bei uns im Werk in St. Georgen, hier wurden dann verschiedene Küchenkräuter angepflanzt“, berichtet Hannes Müller. Wie Urso lernt auch er Elektronik für Geräte und Systeme. „Obwohl schon vieles automatisiert läuft, muss die Farm noch regelmäßig kontrolliert werden“, sagt er. Vielleicht gelingt es ja in Zukunft, die Farm vollautomatisch zu betreiben. Am Stammsitz Mulfingen jedenfalls arbeitet bereits ein weiteres Azubi-Team an einer eigenen kleinen vertikalen Farm.
Das Unternehmen
ebm-papst ist Weltmarkt- und Technologieführer für Luft- und Antriebstechnik. Die Ventilatoren und Motoren des Unternehmens kommen bei der Klimatisierung, in Datencentern oder Reinräumen, in der Kühltechnik, im Transport, in Haushaltsgeräten, bei erneuerbaren Energien oder in der Wohnraumbelüftung zum Einsatz. An 27 Produktionsstätten und 49 Vertriebsstandorten arbeiten rund 15.000 Beschäftigte weltweit.
Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.
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