Kamen/Iserlohn. Statt zur Uni lieber ins Unternehmen, statt trockener Theorie Einblicke in die Produktion, statt nur Klausur Konzeptentwicklung für betriebliche Abläufe: Eine solche Chance bietet sich nicht vielen Studierenden im vierten Semester. Als eine der Gruppen nahmen Marvin Leding, Benjamin Schneider und Alexander Sommer diese im Modul Fabrikplanung wahr.

Bei der Firma Durable in Kamen beschäftigten sich die Maschinenbaustudenten der Fertigungstechnik mit der Planung, Anordnung und Gestaltung von Montagearbeitsplätzen für einen reibungslosen Teile- und Materialfluss. Praxisnäher als mit der Vorlesung im Betrieb lässt sich das kaum umsetzen. Professor Klaus-Michael Mende, der an der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn das Lehrgebiet Industrial Engineering betreut, bringt über den Märkischen Arbeitgeberverband oft Studenten und Firmen für Abschlussarbeiten zusammen.

Montageabläufe sollen effizienter werden

Diesmal also ein weiterer Versuch mit jüngeren Semestern. Bei Durable kam die Idee gut an. Der Hersteller für moderne Arbeitsplatzausstattung hat den Standort mit einer Fertigungshalle erweitert, als Nächstes zieht die Montagelinie auf freigewordene Flächen um. Dabei sollen Abläufe effizienter werden. Ideen von außen sind da sehr willkommen, so Jonathan Brune, Bereichsleiter Innovation & Fertigung bei Durable. Also trafen sich die Studenten mit ihren Dozenten Mende und Jürgen-Peter Adolf zwischen Spritzgießmaschinen und Montagearbeitsplätzen. Sie schauten sich einige Tage lang um, sprachen mit Mitarbeitern und erarbeiteten eine Zwischenpräsentation mit ihren Ideen, die sie anschließend noch einmal verfeinerten.

„Man kann in der Praxis viel mehr lernen“

Das Ergebnis: drei Konzepte für die Anordnung und Gestaltung der Arbeitsplätze in der Halle einschließlich An- und Ablieferung des Materials, Ideen für die räumliche Einbindung eines Roboters, Vorschläge für optimierte Arbeitsabläufe, die unproduktive Nebentätigkeiten und Leerfahrten vermeiden, und Aufbau eines selbstregelnden Kanban-Systems zur besseren Materialversorgung.

„Mit dem Ergebnis können wir etwas anfangen“, lobte Brune nach der Präsentation, die eine lebhafte Diskussion auslöste. Auch die für den Umzug der Abteilung zuständigen Mitarbeiter sahen viele gute Ansätze. Für die Studenten hat sich das Projekt gelohnt. „Wir würden es auf jeden Fall noch mal machen. Man kann in der Praxis viel mehr lernen“, erklärte Schneider. „Es war sehr sinnvoll, sich mit einem realen Problem auseinanderzusetzen“, ergänzte Sommer. Professor Mende war ebenfalls begeistert von der gelungenen „Uni im Unternehmen“ und hat gemeinsam mit Brune bereits einige Bachelor-Themen bei Durable ausgemacht. Versprochen ist, dass die Studenten ein Update bekommen. Im nächsten Jahr, wenn sie ihr Studium abschließen, soll der Umzug gelaufen sein.

Hildegard Goor-Schotten
Autorin

Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie außerdem bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten

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