Mülheim an der Ruhr. RFID-Technologien orten Teile im Blechlager, IT-Systeme verwalten Restbestände oder dokumentieren Arbeitszeiten: Die Firma hp-polytechnik in Iserlohn nutzt dafür künstliche Intelligenz (KI). Statt Manpower. Das spart Geld. Und sorgt für mehr Tempo. KI erledigt Routinejobs sekundenschnell.

Das Unternehmen (100 Mitarbeiter) lasert, stanzt, biegt, schweißt und entgratet Feinblech. Geschäftsführer Dominic Rose sieht in Digitalisierung und KI die Chance, bei 6.000 Mitbewerbern am Markt konkurrenzfähig zu bleiben. Die Firma stellte ihre Erfahrungen mit diesen Technologien jüngst auf einer Online-Konferenz des Zukunftszentrums KI NRW vor.

Fünf Tage Intensivberatung – und das kostenlos

Das Zentrum in Mülheim an der Ruhr hilft kleinen Betrieben bei der Einführung intelligenter Maschinen, mit von der Partie sind auch die Sozialpartner: Gewerkschaften und die Landesvereinigung der Unternehmensverbände NRW. Es bietet Unternehmen ein Einstiegsgespräch und danach bis zu fünf Tage Intensivberatung an – kostenlos. Zudem vermittelt das Zentrum Qualifizierungsmaßnahmen und entwickelt Lernplattformen in Sachen Digitalisierung und KI.

Es geht dabei nicht um die voll automatisierte Fabrik. KI kann auch weniger spektakulär sein – und dennoch hocheffektiv.

Wie in Iserlohn, wo „schwache“ KI am Werk ist: Sie ist für eine bestimmte Aufgabe trainiert, kann aber diese richtig gut. Etwa die Aufträge nach einem Ampelsystem priorisieren: Die roten sind überfällig, die gelben müssen heute raus, grün heißt morgen oder nächste Woche.

 

125 Firmen haben sich vom Zentrum schon beraten lassen. „Die Größe ist für den KI-Einsatz nicht entscheidend. Die Grundvoraussetzung ist allerdings, dass Daten vorhanden sind. Das ist im produzierenden Gewerbe immer der Fall“, sagt Geschäftsführer Jürgen Schnitzmeier. Um die Daten überhaupt nutzen zu können, ist Digitalisierung der erste Schritt, KI der zweite. Dabei wollen die Sozialpartner nicht irgendeine KI einführen helfen, sondern eine „menschenzentrierte“.

Kosten und Prozessdaten besser im Blick

Carsten Fischer, Betriebsratsvorsitzender von Ejot in Bad Berleburg, plädiert dafür, die Mitarbeiter „von Anfang an mitzunehmen“. Der Schraubenhersteller hat große Teile der Fertigung, der Instandhaltung und des Lagers am Stammsitz digitalisiert und automatisiert. So hat er die Kosten und die Prozessdaten besser im Blick.

„Ein Algorithmus entscheidet etwa über die Qualität des Drahts und schaltet notfalls die Maschine ab“, schildert Fischer. Der Betriebsrat legt viel Wert darauf, dass der Mensch die Hoheit behält. „Wir wollen nachvollziehen, wie die KI Entscheidungen trifft und ob sie dabei das letzte Wort hat. Ansonsten wäre sie uns ja übergeordnet.“

Rose von hp-polytechnik verweist auf einen anderen Aspekt: „Die Mitarbeiter haben sehr viel Ahnung, wo es im Alltag hakt. Deshalb binden wir sie in unsere Strategie ein.“

Matilda Jordanova-Duda
Autorin

Matilda Jordanova-Duda schreibt für aktiv Betriebsreportagen und Mitarbeiterporträts. Ihre Lieblingsthemen sind Innovationen und die Energiewende. Sie hat Journalismus studiert und arbeitet als freie Autorin für mehrere Print- und Online-Medien, war auch schon beim Radio. Privat findet man sie beim Lesen, Stricken oder Heilkräuter-Sammeln.

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