Nabburg. Tür zu, Schalter an, Programm läuft. Praktisch! Große Hausgeräte erledigen die Arbeit daheim im Handumdrehen. Sie spülen Teller und Tassen, waschen T-Shirts und trocknen Frotteetücher kuschelweich. Derweil haben wir Zeit für anderes.

Was jedoch hinter dem Gehäuse passiert, ist ganz schön kompliziert. Wären die Maschinen durchsichtig und aus Glas, könnte man erkennen, was sich darin alles bewegt. Da würde manch einer staunen. Denn es braucht einiges an Technik, damit Geschirr und Wäsche sauber werden, noch dazu mit möglichst wenig Wasser und Energie.

„In jedem Haushalt ist mindestens eines unserer Produkte im Einsatz, oder zumindest ist die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch“, sagt Ulrich Deml, der Entwicklungsleiter von emz-Hanauer. Das Nabburger Unternehmen mit rund 1.600 Beschäftigten stellt unter anderem Sensoren, Türverschlüsse sowie Stellantriebe für Großgeräte her. Sie stecken in Spül- und Waschmaschinen, Kühlschränken und Trocknern großer Hausgerätehersteller.

Die Maschine „merkt“ sich die Waschgewohnheiten der Familie

„Bei Komponenten sind wir stark“, so Deml. Bei Türverschlüssen und Sensoren gehört das Unternehmen aus der Oberpfalz zu den weltweit bedeutendsten Lieferanten mit Marktanteilen von bis zu 90 Prozent.

Doch emz ruht sich darauf nicht aus. Im Gegenteil. „Wir müssen uns wandeln“, sagt Geschäftsführer Thomas Hanauer. Der Trend gehe zum System. „Hausgeräte können künftig immer mehr“, erklärt Entwicklungschef Deml. Die Beiträge von emz zu den Endgeräten, werden daher immer komplexer. Das ist so gewollt. Deml: „Wir nehmen den Herstellern Entwicklungsarbeit ab.“

Beispiel Waschmaschine: „Früher bestand sie grob gesagt aus Trommel, Motor, Antriebsriemen und Gehäuse“, erklärt Deml. Jetzt beinhaltet sie eine Fülle an Funktionen, ist im Internet und überträgt Daten in die Cloud.

So „merkt“ sich das Gerät beispielsweise die Waschgewohnheiten in der Familie und entwickelt daraus Stück um Stück ein individuelles Waschprogramm. Sensoren prüfen das Spülergebnis und hängen, wenn nötig, für Allergiker zusätzlich einen Spülgang an. Zugleich passt ein automatisches Dosiersystem – ebenfalls entwickelt von emz – die benötigte Menge Waschmittel an. So entsteht ein „Rundum-sorglos-Paket“, wie Deml sagt, das den Umgang mit dem Gerät noch bequemer macht. Man muss nicht mehr bei jedem Waschgang überlegen, wie viel Pulver in die Trommel muss. Stattdessen berechnet das System die optimale Menge und führt sie zu. Dasselbe gilt beim Geschirrspüler. Auch er ermittelt selbst, wie stark er aufheizen, wie viel Spülmittel er zugeben muss, um Gläser und Töpfe sauber zu kriegen.

Sensoren senken den Wasser- und Energieverbrauch

Das alles dient nicht zuletzt der Nachhaltigkeit: Die sensorgesteuerten Wasch- und Spülprozesse senken den Wasser- und Energieverbrauch. So spart der Trübungssensor von emz rund vier Liter – pro Spülgang!

Hygiene ist ein weiteres wichtiges Thema. „Seit Corona machen sich die Menschen darüber mehr Gedanken“, so Deml. Auch hier hat emz eine Lösung: Den „Air Purifier“, ein System, das mit UV-Licht und sogenannten katalytischen Prozessen arbeitet und damit die Luft von Viren, Bakterien und Gerüchen befreit. So hält etwa Gemüse im Kühlschrank länger frisch und die Spülmaschine müffelt nicht, selbst wenn das schmutzige Geschirr mal ein Weilchen darin steht.

Zweites Standbein sind Zugangssysteme für Müllcontainer

Mechanik, Elektronik, Sensorik und Software, das alles kommt in den neuen Produkten zusammen. „Wir brauchen daher Mitarbeitende, die vernetzt denken können“, so Deml. Entwickelt und gefertigt wird inzwischen weltweit, emz hat Standorte von Tschechien bis China und Mexiko, demnächst auch in Rumänien.

Von der Komponente zum komplexen System, diesen Weg sind die Nabburger bereits bei ihrer Geschäftseinheit Umwelttechnik gegangen, die als zweites Standbein vor einigen Jahren geschaffen wurde. Die Einheit stellt Zugangssysteme für große Müllcontainer in Gemeinden her. Sie besitzen ein elektronisches Verriegelungssystem und erfassen mittels Software die genaue Abfallmenge, die jeder in den Container einwirft. Auch das hilft Sparen und motiviert zum Trennen.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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