Was schenkt man sich selbst zum 100. Geburtstag? Bei der Christian Bollin Armaturenfabrik in Oberursel lag es auf der Hand: Für einen mittleren sechsstelligen Euro-Betrag wurde eine neue CNC-Drehmaschine gekauft und in Betrieb genommen.
Denn der Spezialist für hochwertige Armaturenlösungen punktet mit einer einzigartigen Produktvielfalt und hat 350.000 verschiedene Ventilkombinationen im Angebot – sogar als Einzelstück. So gut wie alle dafür benötigten Bauteile werden selbst produziert, auch alle weltweit gängigen Anschlüsse wie DIN, ANSI oder ASME. Gebraucht werden die in der Mess- und Regeltechnik der verschiedensten Branchen, darunter Chemie-Industrie, Petrochemie und Kraftwerkstechnik.
Vom kleinen Drehteilhersteller zum weltweit gefragten Spezialisten
„Wir setzen seit vielen Jahren Maßstäbe in der Armaturen-Industrie und werden heute rund um den Globus für Qualität, Zuverlässigkeit, Schnelligkeit und Innovation geschätzt“, betont Dagmar Bollin-Flade. Der Weg bis dahin war weit. Ihr Großvater Christian Bollin hat das Unternehmen am 1. März 1924 gemeinsam mit Karl Beller in Frankfurt gegründet. Sie reparierten Autos, machten Schlosserarbeiten und stellten kleine Drehteile her. Später schied Karl Beller aus, und man fertigte zunehmend Armaturen.
Im Zweiten Weltkrieg war Christian Bollin nur kurz in der Armee, sein Sohn Erich kehrte allerdings erst 1949 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Während dieser Zeit waren Christians Ehefrau Eva und Schwiegertochter Irmgard Bollin die Stützen der Firma und blieben es auch danach.
Nach dem Tod des Firmengründers 1967 übernahm Erich Bollin die alleinige Geschäftsführung des Unternehmens, das da schon weltweit bekannt war. 1982 trat sein Schwiegersohn Bernd Flade in den Betrieb ein, drei Jahre später folgte seine Tochter, und die beiden Diplom-Ingenieure Bernd Flade und Dagmar Bollin-Flade übernahmen in dritter Generation das Familienunternehmen.
2014 kam mit Constantin Flade die vierte Generation hinzu. „Als er sich bereit erklärte, das Unternehmen fortzuführen, konnten wir ganz neu planen und hatten sogar den Mut zu einem Neubau, da das alte Werk zu klein war“, so Flade.
Die nächste Generation schaut optimistisch in die Zukunft
Mit dem Neubau in Oberursel, der 2017 bezogen wurde, hat das Unternehmen hohe Umweltstandards gesetzt, die Produktionsfläche um das Fünffache vergrößert und damit wichtige Arbeitsplätze für die Zukunft gesichert. Geschäftsführer Constantin Flade: „Kleine Mengen, wie wir sie herstellen, sind immer gefragt, deshalb bleibe ich auch in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten optimistisch. Unsere 30 Mitarbeiter und ihre Familien erwarten von uns Konstanz, und genau dafür will ich sorgen. Deshalb habe ich schon unser nächstes, 125-Jähriges, fest im Blick.“
Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.
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