München. Darauf haben wir lange gewartet: das erste kühle Bier im Wirtshaus, der Eisbecher im Café. Endlich ist dies nach langen Monaten des Lockdowns wieder möglich. Dennoch darf man nicht vergessen, dass die Gefahren der Pandemie nicht gänzlich verschwunden sind. Zwar ist es nun weniger wahrscheinlich, sich anzustecken. Die Inzidenzzahlen sind niedrig, immer mehr Menschen sind inzwischen geimpft. Aber Vorsicht muss trotzdem sein – und wir tun gut daran, die Öffnungen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens so sicher wie möglich zu gestalten.

Dabei helfen können einerseits natürlich Tests und Hygienemaßnahmen. Aber auch technische Lösungen. Wie zum Beispiel Apps, die Kontakte nachverfolgen oder Zutritte regeln. Darüber hinaus aber auch Technologien, die das gemeinsame Zusammensein in geschlossenen Räumen sicherer machen.

Viren mit Filtern aus der Luft fangen oder mit UV-Licht unschädlich machen

Wissenschaftlich erwiesen ist, dass das Corona-Virus vor allem durch die Atemluft übertragen wird. Kleinste Partikel können stundenlang in der Raumluft schweben und Menschen infizieren.

Doch es gibt verschiedene Wege, die Virenkonzentration zu verringern. Einfach, indem man Fenster öffnet und lüftet. Aber auch, indem man technische Hilfsmittel wie etwa professionelle Luftreinigungsgeräte einsetzt.

Dass diese sehr wirkungsvoll sind, hat unter anderem eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in Valley/Holzkirchen bestätigt. Unter bestimmten Voraussetzungen reduzieren die Geräte die Aerosolbelastung sogar besser, als wenn ein Fenster zum Lüften geöffnet wird.

Dabei können verschiedene Luftreinigungstechnologien zum Einsatz kommen. Einige Geräte filtern aus der Umgebungsluft schädliche Stoffe wie Viren heraus. Weitere Systeme töten die Viren mittels spezieller UV-Lichtbestrahlung ab oder verwandeln durch chemisch-physikalische Verfahren wie Ionisation schädliche Stoffe in unschädliche.

Initiatoren der Studie sind die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), das bayerische Wirtschaftsministerium sowie der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband. Die Ergebnisse sind aber nicht nur für touristische Stätten oder Restaurants wichtig. Auch in Schulen, Produktionsstätten, Sporthallen und Verwaltungsgebäuden ist gute Luftqualität ein entscheidender Faktor, um die Ansteckungsgefahr zu vermindern.

Die Forschungsergebnisse belegen nicht nur die grundsätzliche Verbesserung der Luftqualität. Sie liefern auch Erkenntnisse, welches Luftreinigungssystem für welche Räume geeignet ist und was man beim Aufstellen zusätzlich beachten muss.

Effiziente Lüftungs- und Luftreinigungsgeräte von Wolf

Wenn es dann um die Umsetzung geht, ist die Chance groß, dass auch Produkte aus der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie einen Beitrag dazu leisten, dass die Raumluft frisch, sauber und vor allem virenfrei ist. Denn im Freistaat gibt es einige Unternehmen, die darauf spezialisiert sind. aktiv hat sich umgeschaut und ein paar Beispiele zusammengetragen. Zu den Pionieren gehört etwa der Klima- und Raumluftexperte Wolf aus Mainburg. Seit Jahrzehnten gehören Belüftungssysteme für Privathäuser sowie gewerbliche Objekte in sein Portfolio.

Ende Oktober startete das Werk an seinem niederbayerischen Standort an einer neuen Produktionslinie mit der Herstellung großer Stückzahlen von „AirPurifiern“. Dieses kompakte, vergleichsweise kostengünstige Luftreinigungsgerät hat die Firma speziell für Klassenzimmer entwickelt, aber auch in Arztpraxen, Büros oder Besprechungsräumen wird es eingesetzt. Das Gerät enthält einen sogenannten Hepa-Hochleistungsfilter, der bis zu 99 Prozent aller Schwebeteilchen (Aerosole) aus der Luft fischt – also auch Viren und Bakterien. Seit November werden die fertigen Geräte ausgeliefert.

Filter und Filtermedien entstehen bei Mann+Hummel

Neben Komplettgeräten haben bayerische Unternehmen auch in Sachen Filter einiges zu bieten. So liefert das Werk von Mann+Hummel im niederbayerischen Marklkofen beispielsweise Filtermedien an seine Schwesterwerke weltweit. Die daraus gefertigten Hepa-Filterelemente verbaut das Ludwigsburger Familienunternehmen dann in mobile Luftreiniger der „OurAir-Reihe“ sowie stationäre Klima- und Lüftungsanlagen.

Sowohl den Anlagen von Wolf als auch von Mann+Hummel bescheinigt die Studie des Fraunhofer-Instituts eine hohe Wirksamkeit. Das gilt auch für Anlagen der Firmen Dyson oder Finestfog aus Ottobrunn. Das ursprünglich auf Luftbefeuchtung und Wasseraufbereitung spezialisierte Unternehmen bietet nun unter dem Markennamen „finestair“ auch Luftreiniger an, die außer mit Hepa-Filtern Viren auch mithilfe von ultraviolettem Licht und Ionisation unschädlich machen.

Aus einer Nebensparte heraus vertreibt auch die Firma Hüttinger aus Schwaig Luftreiniger: Für den Hersteller von Messe- und Ausstellungsequipment gehören diese bereits seit Langem zum Service für die Kunden dazu. Jetzt ist eine eigene Linie unter dem Namen „Luftklar“ entstanden. Ähnlich hält es die Veit GmbH aus Landsberg am Lech: Der Produzent von Maschinen und Anlagen im Bereich der Bügeltechnik für die Bekleidungs-Industrie sowie Wäschereien und Reinigungen vertreibt seine bisher dem engeren Kundenkreis vorbehaltenen Luftreiniger nun auch in der Breite.

Während die meisten Luftreiniger als mobiler oder stationärer „Kasten“ daherkommen, sieht das Produkt von Ruco aus Augsburg gänzlich anders aus. Die Firma stellt seit mehr als 65 Jahren Leuchten und Lichtsysteme für Handel, Architektur und Objektbeleuchtung her. Nun hat es mit dem „Virlight“ eine Pendelleuchte erfunden, die sowohl Leuchteinheit als auch Luftreinigungsmodul enthält. Die Luft wird durch ultraviolettes Licht gereinigt. Die Leuchte kann zum Beispiel über Arbeitsplätze oder Schreibtische gehängt werden.

Über das Thema Luftreinigung hinaus gibt es unzählige weitere Produkte bayerischer Firmen, die zur Hygiene und zum Schutz in Corona-Zeiten beitragen. Die Plattform corona-schutzprodukte.de bietet einen Überblick.

Die Ergebnisse der Fraunhofer-Studie

Luftreinigung hilft: Egal, ob Filter, Bestrahlung mit UV-Licht, Ionisation oder Ozon-Zugabe: Diese Technologien können Corona-Viren entfernen oder inaktivieren, sofern sie bestimmte Qualitätskriterien erfüllen.

Verringertes Ansteckungsrisiko: Um bis zu 99 Prozent lässt sich die Virenkonzentration mit den Technologien verringern. Im Test haben die Experten gemessen, was passiert, wenn die Geräte zwei Stunden lang ununterbrochen im Raum laufen: Die Virenlast sinkt. Bestätigt wurde zudem, dass Raumlüftung ein wichtiger Baustein ist, um die Ansteckungswahrscheinlichkeit zu reduzieren.

Wichtig für den Einsatz: Damit Luftreiniger wirkungsvoll sind, müssen sie bestimmte Anforderungen an Luftstrom, Aufstellungsort, Geräuschemission und Sicherheit erfüllen. Regelmäßige Wartung ist zudem notwendig.

Service: Auf Basis der Studie entstand ein Konfigurator, der ausrechnet, welches Lüftungsgerät für den Raum passend ist: reineluft.darfichrein.de

Alix Sauer
Leiterin aktiv-Redaktion Bayern

Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.

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