Viersen. Auf die Frage, was nun eigentlich das Besondere an seiner Firma sei, muss Oliver Höflich nicht lange nachdenken: „Wir sorgen für Hingucker“, sagt der Chef von Kohlschein.

Und zeigt beim aktiv-Besuch in dem Familienunternehmen dann gleich jede Menge Beispiele. Die Produkte der Firma aus Viersen (NRW) werden zum Beispiel häufig für Aufsteller, Deckenhänger und Schaufenster-Dekorationen im Einzelhandel genutzt, aber auch in Verpackungs- lösungen für Luxusgüter, Lebensmittel oder den industriellen Einsatz.

Die Hälfte der Produkte geht in den Export

Das Unternehmen stellt seit vielen Jahren Displays und Aufsteller für Premiummarken her. Sein industrielles Kerngeschäft ist jedoch die Produktion von Kartonqualitäten und Plattenmaterialien in unterschiedlichsten Qualitäten.

Denn der Display-Markt ist hart umkämpft – und laut Höflich in den letzten Jahren geschrumpft, maßgeblich auch durch die Lockdowns während der Corona-Pandemie. Bittere Folge: Die Belegschaft in Viersen ist auf aktuell 120 Köpfe zurückgegangen. Bei den auf großen Anlagen hergestellten geklebten Papier- und Kartonqualitäten kann Kohlschein jedoch nachhaltiges Wachstum verzeichnen. Die Produkte werden in verschiedene Branchen geliefert, die Exportquote liegt bei 50 Prozent.

1932, also genau vor 90 Jahren, gründete Höflichs Großvater Ewald Kohlschein den Betrieb, um Platten für Schildermaler herzustellen. Bis heute produzieren die Beschäftigten solche bis zu acht Millimeter starken, papierfaserbasierten Materialien – inzwischen in einer ungeheuren Vielfalt.

„Der technische Fortschritt war enorm, deshalb können wir jetzt auch so viele verschiedene Sorten Papier beziehungsweise Karton verarbeiten. Früher wäre das undenkbar gewesen.“ So erzählt es Carlos Goncalves, der seit 35 Jahren als Maschinenführer bei Kohlschein arbeitet und diese Entwicklung miterlebt hat. Die Kartonbogen, die er und seine Kollegen auf den modernen Maschinen produzieren, sind sehr gut bedruckbar, auch im Digitaldruck. „Und sie lassen sich ebenso mit Druckbogen kaschieren oder auch technischen Papieren, die zum Beispiel vor Korrosion schützen“, erklärt Firmenchef Höflich.

Innovative Papiere und ausgefallene Formen

Immer wieder kommen neue, geklebte Qualitäten hinzu. Aus Graspapier etwa oder aus Papier, in dem Jeans-Fasern, Tomatenstrünke oder auch Kakaoschalen unter die Frischfasern gemischt werden. „Solche Papiere haben eine sehr lebendige Oberfläche, die Kreative mögen und die neue Möglichkeiten eröffnet.“ Ist ihre Zeit vorbei, können die Produkte einfach im Altpapier entsorgt werden.

Die Firma sorgt also für Hingucker. Und für was muss der Chef sorgen? „Mittelständische Unternehmen wie wir müssen permanent sehen, dass wir uns am Markt behaupten können. Das heißt vor allem: Agil sein! Und das Geschäft immer wieder neu denken.“

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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