Nördlingen. Weltraum-Training auf bayerischem Boden: Das Nördlinger Ries ist perfekt dafür! Als vor 15 Millionen Jahren ein großer Asteroid auf die Erde krachte, entstand an der Stelle ein Krater mit einzigartigem Gestein. Raumfahrer nutzen den Krater deshalb zur Schulung, schon seit 50 Jahren immer wieder. Jetzt waren auch „Astro-Alex“ alias Alexander Gerst und seine amerikanische Kollegin Stefanie Wilson von der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA da.

Sechs Tage übten sie Gesteinsbestimmung im Gelände. Sie schulten dabei ihren Blick für das Sammeln von Proben und das exakte Beschreiben für die Bodenkontrolle. Das könnten beide bald gebrauchen - Gerst gilt als aussichtsreicher Kandidat für künftige Mond-Missionen der NASA, Wilson könnte „die erste Frau auf dem Mond“ werden.

„Während des Trainings lernen wir, scheinbar gewöhnliche Steine zu betrachten und anhand unserer Beobachtungen die Geschichte ihrer Entstehung zu beschreiben“, so Gerst in seinem Blog zur Übungswoche. „Das Sammeln von Gesteinen ist wichtig, wir müssen wissen, wonach wir suchen", erklärt der Astronaut. „Besonders auf dem Mond, wo direkt auf der Oberfläche viele Felsbrocken herum liegen, die älter als die meisten Gesteine auf der Erde sind.“

Ein Ausflug in den am besten erhaltenen Krater Europas ist aber auch für gewöhnliche Erdlinge spannend. Das Rieskrater-Museum in Nördlingen bereitet das Wissen über die kosmische Katastrophe auf. Highlight der Ausstellung ist ein Stück Mondgestein, eine Dauerleihgabe der NASA. Apollo-Astronauten brachten den 347 Gramm schweren Brocken einst zur Erde. Mehr Infos gibt es unter rieskrater-museum.de.

Auf zur Lauschtour ins Ries

Der Geopark Ries geopark-ries.de fasst die erdgeschichtlich interessante Region zusammen und erstreckt sich weit über das Kraterbecken hinaus bis nach Mittelfranken. Seit 2022 ist er ein „Unesco Global Geopark“ mit Infozentren in Nördlingen, Oettingen und Treuchtlingen. Dazu kommen Lehrpfade, GPS-Tracks, Geocaching- und Lauschtouren. Rieskrater-Museum und Tourist-Info Nördlingen verleihen Audioguides. Ein neuer Panoramaweg führt in Etappen rund ums Ries, mit schönen Ausblicken auf das gesamte Becken. Wer sich vor dem Besuch informieren möchte, kann sich durch das neu aufgenommene 360-Grad-Ries-Panorama klicken.

Der Freistaat bietet weitere interessante Orte, die lohnende Ziele sind, um Spannendes zur Entwicklung von Bayerns Landschaft zu entdecken.

Ein Vulkanausbruch im Museum

Der Vulkankegel „Hoher Parkstein“ in der Oberpfalz etwa entstand vor 23 Millionen Jahren. Er hebt sich knapp 600 Meter aus der Landschaft, ist ebenfalls ein „Nationales Geotop“. Im „Vulkanerlebnis Parkstein“ können Besucher stündlich einen mit Licht und Technik gesteuerten „Vulkanausbruch“ erleben. Der Geopfad erklärt die Gesteine, im Felsenkeller kann man beim Abstieg den lang erloschenen Vulkan von innen betrachten, an seinem Fuß erstarrte Basaltsäulen sehen. Mehr Infos dazu gibt es unter vulkanerlebnis-parkstein.de.

Das GEO-Zentrum der Kontinentalen Tiefbohrung in Windischeschenbach hält jedoch den Rekord: Wissenschaftler bohrten dort 9.101 Meter in die Erdkruste und schufen so das weltweit tiefste Loch im kristallinen Gestein. Gleich neben dem 83 Meter hohen Bohrturm erfährt man mehr über die dortigen Forschungsergebnisse. Am Testlabor für Geothermieforschung nebenan startete zudem jüngst ein Forschungsprojekt zur Gewinnung von Erdwärme aus dem bisher kaum genutzten kristallinen Sockel Mitteleuropas. Weitere Infos zum GEO-Zentrum gibt es unter geozentrum-ktb.de.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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