Henstedt-Ulzburg. E-Bikes werden immer beliebter. Die Drahtesel mit dem Elektromotor können leicht mehr als 3.000 Euro kosten. Umso ärgerlicher ist es, wenn das wertvolle Gefährt geklaut wird oder nach einem Schaden kostspielige Reparaturen fällig werden. Spezielle Fahrradversicherungen schützen vor diesem Risiko und versprechen ein Rundum-sorglos-Paket für (fast) jede Lebenslage. Müssen sie also sein? „Eine Fahrradversicherung gehört nicht zu den absolut unverzichtbaren Policen“, sagt Versicherungsexperte Thorsten Rudnik, Berater bei den Verbraucherzentralen. Denn: Ein Schaden am E-Bike ist zwar sehr ärgerlich, bedroht aber natürlich nicht die gesamte Existenz.
Auf das Preis-Leistungs-Verhältnis achten
Grundsätzlich spricht nichts gegen den Abschluss. „Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist meist in Ordnung, und wer Versicherungsschutz haben möchte, kann einen solchen Vertrag durchaus abschließen“, sagt Rudnik. Ähnlich wie bei der Kaskoversicherung fürs Auto ist es also eine individuelle Entscheidung, ob man die Kosten für eventuelle Schäden selbst trägt oder lieber die Prämien für die Versicherung zahlt. „Je neuer das E-Bike ist, desto eher macht der Versicherungsschutz Sinn“, findet der Experte.
Reicht die Hausratversicherung?
Wer eine Hausratversicherung hat, sollte vor der Unterschrift prüfen, ob das Rad dadurch nicht bereits ausreichend geschützt ist. „Wird das E-Bike aus einer abgeschlossenen Wohnung, Garage oder einem verschlossenen Keller gestohlen, ist dies normalerweise von der Hausratversicherung abgedeckt“, erklärt Rudnik. Wer sein E-Bike also sowieso nie unbeaufsichtigt draußen abstellt, ist damit bereits ohne irgendwelche Zusatzkosten gegen Diebstahl geschützt. Soll das Rad auch versichert sein, wenn es unterwegs angeschlossen abgestellt wird, kann man dazu bei vielen Hausratsversicherungen einen entsprechenden Zusatzbaustein abschließen.
In beiden Fällen sollte man genau ins Kleingedruckte schauen, wie viel die Versicherung im Falle eines Falles zahlt. „Die Entschädigungssumme gilt nicht pro Fahrrad, sondern für sämtliche Fahrräder des Haushalts zusammen“, erläuterte Rudnik. Besitzer von mehreren Rädern sollten deshalb besonders genau rechnen, ob die Entschädigungssumme hoch genug ist.
Es gibt auch spezielle Fahrradpolicen
Bei den speziellen Fahrradpolicen dagegen hat jedes Rad einen eigenen Vertrag. „Man sollte darauf achten, dass der Versicherer gegebenenfalls den Neuwert erstattet“, empfiehlt der Versicherungsexperte. Das bedeutet: Man bekommt nicht den ursprünglich gezahlten Kaufpreis ausgezahlt, sondern man erhält so viel Geld, dass man sich davon ein qualitativ vergleichbares neues Rad kaufen kann. Dadurch sind auch eventuelle Preissteigerungen abgesichert. Manche Versicherer erstatten dagegen nur den Zeitwert, also das Geld für ein vergleichbares Gebrauchtrad, und das ist deutlich weniger.
Wie immer, heißt es auch bei Fahrradversicherungen Preise und Leistungen vergleichen, denn die Preisunterschiede sind sehr groß. Die genaue Prämie hängt auch vom Wohnort ab. Der Rundum-Schutz für ein 2.500-Euro-E-Bike in Leipzig beispielsweise kostet nach Recherchen von Stiftung Warentest zwischen 75 und 363 Euro pro Jahr. Für Mitglieder von Fahrrad-Klubs gibt es teilweise Sonderpreise. Einige Anbieter gewähren auch einen Beitragsrabatt, wenn man im Vorjahr schadensfrei geblieben ist, ähnlich wie bei der Autoversicherung.
Wichtig ist auch ein Blick auf das Unternehmen, da derzeit sehr viele neue Online-Versicherer auf den Markt drängen. „Man sollte darauf achten, dass der Anbieter nicht dem ausländischen Recht unterliegt, sondern das deutsche Recht gilt“, empfiehlt Rudnik.
Versicherer bieten unterschiedliche Zusatzleistungen an
Der Versicherungsschutz ist bei jedem Anbieter etwas anders ausgestaltet. Standard ist immer der Diebstahlschutz, nicht nur für das ganze Rad, sondern auch für einzelne Teile, etwa wenn der Akku oder die Laufräder gestohlen werden. Wichtig für alle, die mit ihrem E-Bike auch ins Ausland reisen: „Versicherungsschutz innerhalb von Europa ist üblich, manche Anbieter versichern aber auch weltweit“, sagt Rudnik.
Darüber hinaus bieten die Fahrrad-Policen unterschiedliche Zusatzleistungen. Ähnlich wie bei einer Kfz-Versicherung sind häufig auch Unfallschäden, Vandalismus, Überschwemmungen und Ähnliches abgedeckt. Die Versicherung zahlt dann also beispielsweise, wenn das Rad kaputtgeht, weil es in einem überschwemmten Keller stand. Auch Feuchtigkeitsschäden an Akku, Motor oder Steuerung sind vielfach versichert – wichtig, wenn das E-Bike auch bei Wind und Wetter oft draußen steht. Einige Policen decken sogar den Verschleiß an bestimmten Teilen ab, wobei allerdings klassische Verschleißteile wie Bremsen, Reifen und so weiter nicht enthalten sind. Bei manchen Angeboten ist ein Fahrrad-Schutzbrief integriert, der ähnlich wie ein Kfz-Schutzbrief funktioniert. Damit kommt ein Helfer herbeigeeilt, wenn man auf Tour mit dem E-Bike einen Defekt hat.
Kleingedrucktes bei den Verträgen beachten
Wie bei jeder Versicherung sollte man selbstverständlich aufs Kleingedruckte achten. Klar, dass man auch ein versichertes E-Bike nicht einfach unabgeschlossen in der Gegend herumstehen lassen darf. „Viele Versicherer machen präzise Vorgaben, welches Schloss man verwenden darf und wie das Fahrrad zu sichern ist“, erklärt Rudnik. Außerdem wird in der Regel verlangt, dass das Fahrrad codiert ist. Das macht entweder der Händler oder die örtliche Polizei.
Wichtig für alle, die sich ein gebrauchtes E-Bike kaufen möchten: Einige Anbieter versichern nur relativ neue E-Bikes, die beispielsweise nicht älter als sechs oder zwölf Monate sein dürfen. Bei einem neuen Rad sollte man sich deshalb rechtzeitig nach dem Kauf um den Versicherungsschutz kümmern.
Und auch bei der Laufzeit sollte man auf die Details achten. „In der Regel handelt es sich um Jahresverträge, die sich jedes Jahr automatisch verlängern“, sagt Versicherungsfachmann Rudnik. Doch Vorsicht! Bei manchen Anbietern endet der Versicherungsschutz automatisch nach einigen Jahren – dann braucht man gegebenenfalls eine Anschlusspolice bei einem anderen Anbieter.
Silke Becker studierte Soziologie, BWL, Pädagogik und Philosophie. Seit ihrem Abschluss arbeitet sie als Redakteurin und freie Journalistin. Außerdem hat sie mehrere Bücher veröffentlicht. Am liebsten beschäftigt sie sich mit den Themen Geld, Recht, Immobilien, Rente und Pflege.
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