Strampeln mit Unterstützung liegt voll im Trend. Fahrräder mit einem Motor, liegen voll im Trend. Doch wer sich mit dem Thema beschäftigt, merkt schnell, dass oft wichtige Begriffe durcheinandergeworfen werden. Was also steckt hinter den Begriffen E-Bike und Pedelec? René Filippek, Sprecher beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), hilft bei der Klärung.

Was ist ein E-Bike, was ist ein Pedelec?

Im alltäglichen Sprachgebrauch hat sich das Wort E-Bike eingebürgert, wenn man ein Rad meint, das einen beim Treten unterstützt. „Tatsächlich sind die allermeisten Elektrofahrräder in Deutschland aber Pedelecs, nämlich Fahrräder mit Elektromotor bis 250 Watt, der nur beim Treten unterstützt und sich ab 25 Stundenkilometer abschaltet“, erklärt Filippek. Die Abkürzung steht für Pedal Electric Cycle.

E-Bikes hingegen sind genau genommen keine Räder, sondern Elektromofas. Das liegt an einem wesentlichen Detail: Sie fahren mit ihrem Motor auch dann, wenn man gar nicht selbst in die Pedale tritt. Welche technischen, rechtlichen und andere Auswirkungen das hat, erfahren Sie im Folgenden.

Rechtlich ist ein E-Bike ein Elektromofa

Wird die Motorleistung von 500 Watt und die Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern nicht überschritten, gelten E-Bikes als Kleinkraftrad, für die ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und auch eine Mofa-Prüfbescheinigung notwendig sind. Eine Helmpflicht besteht bei den E-Bikes nicht. Momentan spielen sie allerdings am Markt kaum eine Rolle, so der ADFC-Experte.

Ein Sonderfall: Das S-Klasse-Pedelec

Pedelecs hingegen werden in Paragraf 1 Absatz 3 des Straßenverkehrsgesetzes definiert, wodurch sie dem klassischen Fahrrad rechtlich gleichgestellt sind. Man benötigt kein Versicherungskennzeichen und auch keine Zulassung oder einen Führerschein, um sie zu fahren. Ausnahme ist das sogenannte schnelle Pedelec, auch S-Klasse-Pedelec genannt. Dies zählt zu den Kleinkrafträdern, da die Motorunterstützung erst bei einer Geschwindigkeit von 45 Stundenkilometern abgeschaltet wird.

Für die schnelle Klasse ist eine Betriebserlaubnis beziehungsweise eine Einzelzulassung des Herstellers vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) notwendig, ebenso ein Versicherungskennzeichen. Fahren darf man sie ab 16, und man braucht eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie einen Schutzhelm.

Mittelmotoren sorgen für ein gutes Fahrgefühl

Technisch lassen sich alle Varianten nach drei Antriebsmöglichkeiten unterscheiden: Nabenmotor im Vorderrad, Mittelmotor am Tretlager oder Nabenmotor im Hinterrad. Ganz einfache Modelle setzen auf den Vorderrad-Motor. Dieser bietet aber wenig Fahrkomfort, da ein angetriebenes Vorderrad auf rutschigem oder weichem Untergrund schnell durchdreht.

Gleiches gilt für Nabenmotoren, die das Hinterrad antreiben. „Es gibt kaum noch Auswahl bei der Art der Motoren. Die meisten Elektrofahrräder sind inzwischen mit Mittelmotoren ausgestattet, weil der zentrale Schwerpunkt für ein gutes Fahrgefühl sorgt und sich die Räder auch besser handhaben lassen, zum Beispiel, wenn sie mal getragen werden müssen“, sagt Experte Filippek.  

Ab welcher Preisstufe beginnt ein ordentliches Pedelec?

„Für Pedelecs, die regelmäßig genutzt werden sollen, empfehlen wir eine Investition von mindesten 1.800 Euro“, sagt der Experte vom ADFC. „Etwa ab diesem Preis sind sowohl die elektronischen Antriebskomponenten als auch die normalen Fahrradkomponenten auf einem guten Niveau.“

Natürlich gibt es auch günstigere Modelle am Markt, die qualitativ durchaus gut sein können. Bei ihnen müsse man aber meist starke Kompromisse in Sachen Komfort eingehen. „Bei S-Pedelecs empfehlen wir etwa 2.500 Euro als Einstiegspreis“, sagt Filippek.

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Wie sieht es mit der Helmpflicht aus?

Bei Pedelecs besteht keine Helmpflicht, denn sie sind rechtlich betrachtet Fahrräder. „Wir empfehlen aber Kindern und älteren Menschen das Tragen eines Helmes, da sie häufiger in Unfälle verwickelt werden und vor allem ältere Menschen stärkere Verletzungen davontragen“ sagt Filippek.

Wie weit kommt man durchschnittlich mit einer Akkuladung?

Die Reichweite des Pedelecs hängt von der Motorleistung und von der Kapazität des Akkus ab. Im mittleren Preissegment, das liegt bei etwa 2.000 Euro und höher, hat man meist 350 bis 500 Wattstunden (Wh) zur Verfügung. Es gilt das Prinzip: Je stärker der Akku, desto größer die Reichweite. „Mit einem durchschnittlich großen Akku ist eine Reichweite von 60 Kilometern sicher realistisch, ohne dass man auf eine besonders sparsame Fahrweise achten muss“, sagt der ADFC-Experte.

Pauschale Aussagen sind allerdings mit großer Vorsicht zu genießen. Es kommt eben auch auf die eigene Fahrweise an und wie oft man den Motor wie stark zuschaltet. „Wer in hügeligen Regionen häufig mit stärkster Unterstützungsstufe unterwegs ist, wird sehr viel weniger Kilometer mit einer Akkuladung schaffen.“

Generell gilt: Schwach aufgepumpte Reifen verringern die Reichweite durch den erhöhten Rollwiderstand. Wer ausgedehnte Touren unternehmen will, sollte vor dem Start außerdem die Akku-Anzeige prüfen und sie auch während der Tour im Auge behalten. Aber: Wenn der Akku leer ist, kann der Radler auch ohne Unterstützung weiterfahren. Nachteil: Das Gewicht des Elektroantriebs bremst spürbar. Da heißt es dann: Mehr strampeln als bei einem normalen Rad.

Dürfen Kinder eigentlich Pedelec fahren?

Ja, eine rechtliche Einschränkung gibt es nicht. „Die angebotenen Modelle für Kinder sind oft mit Motoren ausgerüstet, die nicht ganz so viel Schub geben und sich früher abschalten“, sagt Filippek. „Denn gerade jüngere Kinder, deren Koordination noch nicht genug ausgebildet ist, können sonst schnell überfordert sein von dem starken Antrieb.“ Genau deshalb sieht der ADFC den Einsatz von Pedelecs für Kinder eher kritisch. „Gesunde Kinder sollten eher die Erfahrung machen dürfen, wie weit sie aus eigenem Antrieb kommen können.“ Für ihn hat hier also das gute alte Fahrrad ohne Motor Vorfahrt.

Marie Schäfers
Autorin

Marie Schäfers hat ihren Studienabschluss in Geschichte und Journalistik an der Universität Gießen gemacht. Sie volontierte bei der „Westfälischen Rundschau“ in Dortmund und ist Leitende Redakteurin der Zeitung Sonntag-EXPRESS in Köln. Für aktiv beschäftigt sie sich als freie Autorin mit den Themen Verbraucher, Geld und Job.

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