„Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren.“ Wer das gesagt hat? John F. Kennedy! Wir haben zwar jetzt keine Bilder des früheren US-Präsidenten auf einem Drahtesel parat. Aber viele Deutsche teilen ganz offensichtlich seine Meinung. Denn: Radfahren boomt!
Einer Erhebung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) zufolge unternahmen die Deutschen im vergangenen Jahr 258 Millionen Tagesausflüge mit dem Rad. Und 5,5 Millionen Zweiradfans verbrachten gar einen ganzen Urlaub im Sattel.
„Radreisen passen zu den allgemeinen Megatrends der Gesellschaft, wie Nachhaltigkeit und Gesundheit“, sagt Louise Böhler, Tourismusexpertin beim ADFC. Radfahren entschleunige, biete echte, naturnahe Erlebnisse. „Besonders populär sind Radtouren im eigenen Land“, sagt Böhler. Kein Wunder: In Deutschland warten 250 Fernradwege darauf, per Drahtesel erkundet zu werden. Wir stellen die schönsten Strecken vor.
Weser-Radweg
Was für eine Tour! Von Hann. Münden im Weserbergland bis Cuxhaven an der Nordseeküste führt der vom ADFC als 4-Sterne-Qualitätsradroute ausgezeichnete Radweg. 520 Kilometer misst die Route, die in etwa acht Tagesetappen locker bewältigt werden kann. Weite Teile der Strecke verlaufen direkt entlang der Weser. Der Weser-Radweg punktet mit gut ausgebauter Infrastruktur und vielen Übernachtungsmöglichkeiten am Wegesrand.
Elberadweg
Die nackten Zahlen zuerst: 1.260 Kilometer, davon etwa 860 in Deutschland, da kriegt man schon einiges zu sehen. Auf deutschem Gebiet führt der Elberadweg von Cuxhaven an der Küste bis nach Bad Schandau an der Grenze zu Tschechien. Der Weg ist zu großen Teilen eben und asphaltiert und damit auch für mäßig trainierte Radler oder Familien mit Kindern prima geeignet.
Ruhrtal-Radweg
Die 240 Kilometer lange Strecke führt entlang der Ruhr – von der Quelle im sauerländischen Winterberg bis zur Mündung bei Duisburg. Reizvoll macht die Tour eine wohl einzigartige Verbindung aus Natur und Industriekultur im Pott. Insbesondere im späteren Streckenverlauf führt die Route überwiegend am Flussufer entlang und ist daher meist flach.
Schlosspark-Radrunde im Allgäu
Historische Städtchen, Königsschlösser, grüne Täler und erhabene Bergpanoramen: Das erwartet Radwanderer auf der Schlosspark-Radrunde im Ostallgäu. Start- und Zielpunkt der 220 Kilometer langen Rundtour ist Füssen. Unterwegs warten viele Beherbergungsbetriebe und Einkehrmöglichkeiten auf müde Pedalritter. Der Streckenverlauf ist gut befahrbar, meist asphaltiert oder gut geschottert. Ab und an müssen ein paar Steigungen bewältigt werden, die aber nur selten knackig sind.
Donau-Radweg
Einer der Klassiker unter den Fernradwegen. Wer Lust, Puste und Zeit hat, kann den Trip von der Donauquelle in Donaueschingen bis zum Flussdelta am Schwarzen Meer in Rumänien auch zu einer waschechten Europa-Radtour ausdehnen. In Deutschland verlaufen etwa 600 Kilometer, und die haben mit Schwarzwald, der Fränkischen Alb oder dem Bayerischen Wald einiges zu bieten. Die Fahrt verläuft auf fast durchgängig asphaltierten Wegen, Steigungen gibt es kaum.
Venn-Eifel-Moselrunde
Auf 307 Kilometern wechselt ständig das Landschaftsbild. Hochmoorflächen, die Vulkaneifel mit ihren Maaren, Flussläufe, wilde Schluchten und das breite Moseltal sorgen für reichlich Abwechslung. Der Rundkurs ist gut ausgebaut und verläuft häufig auf ehemaligen Bahntrassen. Unterwegs können Radfahrer leicht auf andere Radwege wie den Modelradweg wechseln. Als Startpunkt bietet sich Trier an.
Ostseeküsten-Radweg
Noch so ein Evergreen: 1.100 Kilometer perfekter Radweg entlang der deutschen Ostseeküste von Flensburg bis auf die Insel Usedom. Steilküsten, Fischerdörfchen und Seebäder, Wälder und Badestrände lassen kaum Wünsche offen. Immer wieder führt die malerische Strecke wirklich direkt an der Küste entlang. Der Untergrund ist gut befahrbar – lediglich auf dem Abschnitt zwischen Andershof und Mesekenhagen in Mecklenburg-Vorpommern wird man auf etwa 15 Kilometern mal ordentlich vom Kopfsteinpflaster durchgerüttelt.
Rheinradweg
Für die Hardcore-Biker bietet der Weg satte 1.230 Kilometer Radparadies in fünf Ländern, von der Quelle in den Schweizer Alpen bis zur Mündung nahe Rotterdam in den Niederlanden. Während die etwa 400 Kilometer Wegstrecke in der Schweiz was für sportliche Radfahrer sind, geht es auf dem deutschen Streckenabschnitt eher gemütlich zu. Und facettenreich: So lassen sich der sonnengesegnete Oberrheingraben oder hessische Weinregionen ebenso erfahren wie die urbanen Gebiete zwischen Köln und Düsseldorf.
Mainradweg
Nächster Flussradweg, diesmal 600 Kilometer. Von der Quelle des Weißen Mains bei Bischofsgrün im Fichtelgebirge bis nach Mainz. Dominiert wird der Mainradweg von Weinbergen, Feldern und hübschen Städtchen. Wer zwischendrin urban angehauchtes Sightseeing braucht, findet in Bamberg, Würzburg oder Frankfurt genügend Möglichkeiten. Die Strecke ist gut ausgebaut und klasse beschildert. Dass es genügend Gastronomie und Unterkünfte gibt, versteht sich für einen Qualitätsweg wie diesen von selbst.
Bodensee-Königssee-Radweg
Rund 420 Kilometer voller prächtiger Panoramen! Der Weg startet in Lindau am Bodensee und durchquert dann fast das ganze Voralpenland bis zum Königssee bei Berchtesgaden. Ein paar Höhenmeter sollte man schon einkalkulieren – wer nicht mit einem E-Bike unterwegs ist, braucht also eine brauchbare Grundkondition. Wer im Sommer unterwegs ist, findet dafür aber auch alle paar Meter Gelegenheit, heiß gefahrene Waden zu kühlen: Alpsee, Kochelsee, Tegernsee, Chiemsee – die Liste an herrlichsten Gewässern ließe sich fortführen.
Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann studierte Uli Halasz an drei Universitäten Geschichte. Ziel: Reporter. Nach Stationen bei diversen Tageszeitungen, Hörfunk und TV ist er jetzt seit zweieinhalb Dekaden für aktiv im Einsatz – und hat dafür mittlerweile rund 30 Länder besucht. Von den USA über Dubai bis China. Mindestens genauso unermüdlich reist er seinem Lieblingsverein Schalke 04 hinterher.
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