Schwaig. Die härtesten Monate der Corona-Pandemie scheinen überstanden. Und viele Menschen atmen derzeit auf. Axel Hüttinger (50) ist definitiv einer von ihnen. „Für unsere Firma geht es weiter, es gibt ein Leben nach Corona“, sagt der Unternehmer aus Schwaig bei Nürnberg. Und das heißt zugleich: Es geht auch weiter mit seinem persönlichen Lebenswerk.

Der studierte Maschinenbauer führt zusammen mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Jörg mit viel Herzblut das gleichnamige Familienunternehmen. Dieses konzipiert vor allem Ausstellungen, insbesondere für naturwissenschaftlich orientierte Museen und Besucherzentren. Aber auch Unternehmen gehören zu den Kunden. Die Firma leistet alles selbst: Ideen, Planung, Bau und Installation.

Der Firmenchef ist dabei auf einer Mission – auch wenn er selbst das nie so nennen würde. „Wissen zu vermitteln, ist eine gute Sache“, sagt er. „Und dazu will ich meinen Teil beitragen.“

2020 war allerdings auch für Hüttinger kein gutes Jahr. Unsicherheit, Zukunftssorgen und Komplikationen dominierten. Die Auftraggeber waren zurückhaltend. Keiner wusste, was kommt. Mitarbeiter am heimischen Standort gingen in Kurzarbeit. Kollegen, die in weltweite Projekte eingebunden waren, wurden plötzlich ausgebremst – vor allem durch Reisebeschränkungen oder Quarantäne-Vorschriften. Exponate vor Ort aufbauen und installieren war auf einmal eine enorme Herausforderung und zeitintensive Angelegenheit.

Niederschwellige Angebote sollen Wissen in der Breite vermitteln

Der Firmenumsatz brach deutlich ein. Aber er stürzte nicht ab. Denn 80 Prozent der Aufträge für das Unternehmen stammen aus dem Ausland. Für Axel Hüttinger war das neben einem großen Auftragspolster der Hauptgrund dafür, dass er mit seinen rund 100 Mitarbeitern so gut durch die Krise kam. In Asien hatten viele Länder Corona besser im Griff als in Nordamerika oder Europa.

Größter Geldbringer für Hüttinger sind seit einigen Jahren sogenannte Science Center. Dort sollen gerade Kinder einfach und spielerisch den Zugang zu Naturwissenschaft und Technik finden. Das heißt vor allem: Dinge ausprobieren statt Informationen konsumieren.

„Deutsche Museen sind eher Tempel des Wissens für das Bürgertum“, sagt Hüttinger. Für die Gesellschaft sei es jedoch wichtig, niederschwellige Angebote zu machen und Wissen in der Breite zu vermitteln. Die Schule allein könne das nicht leisten. „Uns Deutschen erscheint dieses Vorgehen oft nicht anspruchsvoll genug“, erklärt er. „Pragmatischere Amerikaner halten den Ansatz dagegen für erfrischend.“

Die beiden Brüder haben eine klare Arbeitsteilung

Die Brüder Hüttinger leiten ihr Unternehmen mittlerweile in vierter Generation. Der Urgroßvater gründete es als Ingenieurbüro für Elektrotechnik. Der Großvater konstruierte technische Modelle. Die Eltern bauten dann schon Exponate, vor allem für die Industrie.

Vor 20 Jahren begann dann Axel Hüttinger die Fokussierung auf Science Center. Das sei vor allem eine Herzensangelegenheit gewesen, sagt er. „Ein Nachfolger muss sich aber natürlich auch immer profilieren.“ Mittlerweile habe sich die Neuausrichtung jedoch auch wirtschaftlich gelohnt – gerade zuletzt, als es in der Industrie kriselte.

Funktioniert hat alles nur im Team mit seinem Bruder – und einer klaren Arbeitsteilung. Jörg kümmert sich eher um die inneren Angelegenheiten des Unternehmens, schaut auf die Finanzen und optimiert die Prozesse. Axel ist eher der „Außenminister“, hält den Kontakt zu Kunden, zieht Projekte an Land und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit. „Alleine“, so Hüttinger, „hätte keiner von uns die vergangenen 20 Jahre geschafft.“

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Ich bin in die Firma reingewachsen. Maschinenbau habe ich studiert, ohne mich zunächst groß für Technik zu interessieren.

Was reizt Sie am meisten?

Meine Arbeit ist wie ein großer Abenteuerspielplatz. Und zuzuschauen, wie Kinder aufgeregt zu ihren Eltern rennen und vor Begeisterung schreien, ist einfach schön.

Worauf kommt es an?

Wer technische oder naturwissenschaftliche Ausstellungen konzipiert, kommt nicht ohne MINT-Hintergrund und Fachwissen aus.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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