Fürth. Gitterfacheinsätze? Ein ungewöhnliches, etwas sperriges Wort. Claus Schwaderer aber kommt es ausgesprochen leicht über die Lippen. Schließlich stellen er und sein Team genau solche Einsätze her. Detailliert erzählt der Chef der Kartonagenfabrik Emil Schwaderer im bayerischen Fürth von Eyelinern, Lippenstiften und Wimperntusche – oder auch Figuren aus Marzipan: „Das alles kann in Gitterfacheinsätzen sicherer transportiert werden.“

Die Einsätze entstehen aus exakt zugeschnittenen und bis zur Hälfte geschlitzten Kartonbögen, die zusammengesteckt ein Gitter genau gleich großer Fächer ergeben. Solches Verpackungsmaterial wird nicht nur in der Kosmetik- sowie der Nahrungs- und Genussmittel-Industrie benötigt. Auch viele andere Branchen setzen auf die recycelbaren Transporthilfen, darunter zum Beispiel auch Automobilzulieferer.

Der Unternehmer in vierter Generation übernahm schon früh die Verantwortung

Schwaderer ist Unternehmer in der vierten Generation. Er ist in dem kleinen fränkischen Betrieb aufgewachsen und hat hier auch Verpackungsmittelmechaniker (heute Packmitteltechnologe) gelernt. Kurz nach der erfolgreichen Abschlussprüfung starb völlig überraschend sein Vater. Wie weiter?!

Nach kurzer Überlegung führte der Junior den damaligen Vier-Mann-Betrieb weiter – mit gerade mal 23 Jahren, unterstützt von der Mutter, die sich um die Buchhaltung kümmerte. „Nebenbei“ machte er 1989 seinen Meister. Wer wagt, gewinnt: Inzwischen zählt die Firma acht Mitarbeiter plus einen Auszubildenden (natürlich zum Packmitteltechnologen) und das Ehepaar Schwaderer.

Ursprünglich stellte die 1905 gegründete Firma Stülpschachteln und papierüberzogene Präsentschachteln her. 1970 begann die Produktion der Gitterfacheinsätze. Heute ist das Unternehmen gefragter Lieferant von Wellpappenfaltkisten in kleinen Mengen und mit exotischen Maßen. Und man entwickelt und produziert in einer großen Bandbreite Karton-Einsätze – vom Einzelstück bis zu Großaufträgen mit sechsstelligen Stückzahlen. „Unsere Großkunden schicken so Millionen von Kleinteilen sicher verpackt auf die Reise zum Beispiel in Drogerien oder Supermärkte“, erläutert Schwaderer.

Die Stege aus Pappe werden im Fürther Betrieb hergestellt und dann von Menschen in Behindertenwerkstätten der Region von Hand sorgfältig ineinandergesteckt. Der überwiegende Teil der Kunden erhält die Einsätze just in time direkt an die Linien in der laufenden Produktion. Das alles zuverlässig hinzubekommen, ist eine logistische Herausforderung. „Termintreue und Qualität sind bei uns nicht nur Schlagworte, sondern überlebenswichtige Firmenphilosophie“, betont der Unternehmer.

Das kleine Team arbeitet sehr flexibel

Um dem gerecht zu werden, sind Schwaderer und sein Team, darunter Verpackungsmittelmechaniker Joachim Göhring, extrem flexibel. „Jeder Auftrag ist anders“, sagt Göhring, „jeder Tag bringt neue Herausforderungen – und man bedient viele verschiedene Maschinen, sodass es nie langweilig wird.“

Transportverpackungen wird man immer brauchen. Überzeugt davon, dass es auch in Zukunft bei der Firma Schwaderer genug zu tun gibt, steht die fünfte Generation der Familie bereits in den Startlöchern: Eine der beiden Töchter hat gerade in einem anderen bayerischen Familienunternehmen ihre Ausbildung zur Packmitteltechnologin begonnen.

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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