Waiblingen. Für Schulabgänger ist dieses Jahr mächtig der Wurm drin: Pandemie, Unterrichtsausfall, die Welt steht kopf. Und ganz nebenbei müssen junge Leute jetzt trotzdem die vielleicht wichtigste Entscheidung fürs Leben treffen: Was will ich beruflich machen? Wo bewerbe ich mich? aktiv stellt eine junge Frau vor, die sich für ein duales Studium im Fach Wirtschaftsingenieurwesen entschieden hat. Die Praxisphasen absolviert sie beim Unternehmen Stihl in Waiblingen, das unter anderem für seine Motorsägen bekannt ist.

Schon als Kind hat Rebecca Geiger einen vagen Berufswunsch. „Ich wollte immer Astronautin werden“, erzählt sie lachend. „Raketen haben mich einfach fasziniert!“ Später rumort eine tiefe Neugier in ihr, wenn sie sich zum Beispiel Computer und Handys genauer ansieht: Wie funktionieren sie? Wofür sind all die elektronischen Bauteile? Heute ist sie 20 Jahre alt und sagt: „Je mehr ich mich mit diesen Dingen beschäftigt habe, desto cooler fand ich sie.“

Sie wählt die Fachrichtung Elektrotechnik

Deshalb wählt sie am Gymnasium in Remseck Physik und Wirtschaft als Hauptfächer. Und entschließt sich dann, ein duales Studium zur Wirtschaftsingenieurin zu machen. Fachrichtung: Elektrotechnik. „Mit diesem Beruf hat man sehr viele Möglichkeiten, das ist mir wichtig.“

Das duale Studium hat eine grundlegende Besonderheit. Neben Theoriephasen an der Hochschule gehören Praxisphasen in einem Unternehmen von Anfang an dazu. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) war die erste duale Hochschule überhaupt in Deutschland. Derzeit absolvieren hier etwa 35.000 junge Leute ein duales Studium – das sind hier so viele wie in keinem anderen Bundesland.

Die Praxisnähe zur Industrie findet sie super

Rebecca Geiger ist eine von ihnen, und sie ist jetzt schon im vierten Semester. Die Praxisnähe im dualen Studium findet sie super: „Das bringt einen nicht nur fachlich total weiter“, sagt sie. „Man lernt auch von Anfang an, wie man sich eigentlich in einem Unternehmen verhält und miteinander umgeht.“

Schon nach insgesamt drei Jahren hat Geiger ihren Bachelor-Abschluss in der Tasche! Das Studium ist also fast wie ein Senkrechtstart bei einer Rakete. Und noch mehr Vorteile hat das duale Studium: Man verdient schon ein richtiges Gehalt. Auslandsaufenthalte sind hier besonders einfach und flexibel planbar – wenn Corona nicht gerade einen Strich durch die Rechnung macht.

Stihl wurde mit dem „Dualen Partner Award“ ausgezeichnet

Stihl wurde jüngst von der DHBW mit dem „Dualen Partner Award“ ausgezeichnet. Grund: das exzellente Konzept des Unternehmens für die Praxisphasen im Unternehmen.

Peer-Ole Reinecke betreut bei Stihl die dual Studierenden. Schon der Start folgt hier einem ausgeklügelten Konzept, erzählt er: „Wir veranstalten zum Beispiel eine Einführungswoche vor dem Studium, bei der sich alle kennenlernen.“ Die verschiedenen Stationen im Unternehmen kann sich hier jeder relativ flexibel und individuell zusammenstellen. Stihl bietet auch eine eigene digitale Lern- und Infoplattform im Internet.

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Die Studierenden übernehmen schon früh Eigenverantwortung

Derzeit bildet Stihl 192 dual Studierende aus. Dem Familienunternehmen sei etwa ein partnerschaftlicher Umgang miteinander sehr wichtig und dass auch junge Leute schon Eigenverantwortung übernehmen wollen, sagt Reinecke. Dafür lernen sie auch nicht anhand von künstlichen Lehrsituationen – sondern an echten Projekten, die tatsächlich gebraucht werden. Reinecke: „Wir sind nicht unbedingt nur auf der Suche nach den Einser-Kandidaten, sondern die Leute müssen in erster Linie zu uns passen!“

Ein Industrieunternehmen, Technik-Produkte wie Motorsägen und Mähroboter – für Rebecca Geiger passt bei Stihl alles super, und sie ist froh, dass sie sich für die Industrie entschieden hat: „Hier geht es um Hightech, die physisch ist, die man mit den Händen anfassen kann“, beschreibt sie. „Das finde ich einfach viel interessanter, als zum Beispiel nur Dienstleistungen zu verkaufen.“

So geht dual studieren

  • Mehr als 20 Studiengänge und 100 verschiedene Studienrichtungen gibt es an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.
  • Praxisphasen in Unternehmen gehören fest dazu. Eine Vergütung macht die Studierenden finanziell unabhängig. Kleine Kursgruppen sind hier normal: In der Regel lernen nur bis zu 30 Studierende zusammen, überfüllte Hörsäle gibt es nicht.
  • Dozenten aus Unternehmen vermitteln den Stoff gemeinsam mit Professoren: damit stets aktuelle Entwicklungen aus der Praxis einfließen.
  • Infos gibt es unter: dhbw.de
Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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