Die Gasspeicher sind fast voll. Und die neuesten Langzeitmodelle diverser meteorologischer Institute lassen einen eher milden Winter erwarten. Die Gefahr einer Gasmangellage für Industrie und Haushalte dürfte demnach doch so groß nicht sein, oder?
Falsch. Einen solchen beruhigenden Befund geben die aktuellen Daten leider nicht her. Das eher windarme Wetter, das die Meteorologen prognostizieren, ist für den Gasverbrauch schlecht. Dann wird nämlich weniger Windkraft produziert, unsere wichtigste erneuerbare Energiequelle. Und es muss entsprechend mehr Gas verstromt werden. Womit wir bei den Gasspeichern wären – für die Energie-Experten zwei Szenarien durchgerechnet haben.
Szenario 1: Der Gasverbrauch ist so hoch wie im Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021. Dann wären die Speicher spätestens im April komplett leer. Gas müsste rationiert werden, solange die Liefermenge nicht steigt.
Szenario 2: Der Verbrauch liegt um 10 oder 20 Prozent niedriger als in den Vorjahren. Dann könnten die Vorräte reichen, wenn die Meteorologen recht haben und der Winter nicht doch noch sehr kalt wird. Und wenn weiterhin zuverlässig Gas zu uns kommt. Angriffe auf die Gas-Infrastruktur oder Havarien von LNG-Tankern mit Flüssiggas könnten die Lage eskalieren lassen.
So oder so gilt: Wir müssen alle eisern Energie sparen, ob Gas oder Strom! Damit Deutschland erst mal gut durch diesen Winter kommt.
Thomas Goldau schreibt bei aktiv vor allem über Wirtschafts- und Politikthemen. Nach dem Politikstudium an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und einem Zeitungsvolontariat beim „Offenburger Tageblatt“ hat er bei Tageszeitungen und einem Wirtschaftsmagazin über den Politikbetrieb in Bonn, Berlin und Brüssel berichtet. Privat zieht es den Familienvater regelmäßig mit dem Wohnmobil in die Ferne.
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