Wie muss sich Schule verändern, damit Kinder bestmöglich auf ihre berufliche Zukunft vorbereitet werden? Welche Probleme sollten jetzt sofort angegangen werden? Und welche Potenziale lassen sich in der Schule der Zukunft freisetzen?

Antworten auf diese Fragen hat die Stiftung NiedersachsenMetall auf ihrem diesjährigen Bildungskongress im Schloss Herrenhausen in Hannover vorgestellt. „Zehn Eckpfeiler für die Schule der Zukunft“ lautet das bildungspolitische Plädoyer, das Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands NiedersachsenMetall, und Olaf Brandes, Geschäftsführer der Stiftung, präsentierten. Unterstützt wurden sie dabei vom Lehrer-Influencer und Podcaster Bob Blume und dem Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar.

„Wir brauchen jetzt den Kurswechsel in der Bildungspolitik. Im internationalen Vergleich hat der Bildungsstandort Deutschland den Anschluss verloren“, kritisiert NiedersachsenMetall-Hauptgeschäftsführer Schmidt. Kompetenzen und Fähigkeiten, die bereits heute und zukünftig noch stärker auf den Arbeitsmärkten gefragt sind, würden in der Schule nur unzureichend vermittelt. „Damit gerät auch Deutschlands Status als eine der führenden Industrienationen der Welt in Gefahr.“

Die von der Stiftung erarbeiteten Eckpunkte benennen Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen, damit Deutschland in Sachen Bildung nicht weiter hinterherhinkt. Dabei geht es nicht nur um Naheliegendes wie eine bessere Ausstattung von Schulen und die Ausbildung von Lehrkräften. Auch im Zusammenspiel von Schulen, Politik und Wirtschaft gibt es Luft nach oben.

Mehr Freiräume für Lehrkräfte, weniger Bürokratie für Schulen

Eine der Kernforderungen: Schulen müssen in der Lage sein, individuell handeln und selbstständig entscheiden zu können. „Schulen sind in vielen Bereichen fremdbestimmt, und ihre Handlungsspielräume werden auch durch zunehmende Bürokratie immer weiter eingeschränkt“, kritisiert Schmidt. Damit Schulen einen modernen und praxisnahen Unterricht anbieten könnten, müssten Schulleitungen und Lehrkräften mehr Kompetenzen zugestanden und Freiräume gegeben werden. Die Formel dafür: „Weniger Bürokratie und mehr Budgethoheit“, so Schmidt. Außerdem brauche es mehr Spielräume, um etwa Quereinsteiger zu beschäftigen. Lehrerinnen und Lehrer müssten zudem regelmäßig fortgebildet und von fachfremden Aufgaben entlastet werden.

Ein weiterer Punkt: Sprachförderung. Damit alle Schülerinnen und Schüler dem Unterricht ohne größere Schwierigkeiten folgen können, müssten die Sprachkenntnisse stärker in den Fokus genommen werden, forderte Schmidt. Darüber hinaus müsse es das Ziel sein, dass jeder die Schule mit einem Abschluss verlässt. Dafür müssten die individuellen Stärken gefördert werden. „Dazu zählt auch, die Durchlässigkeit zwischen den unterschiedlichen Schulformen wieder zu erhöhen und das Konzept der Förderschule mit einzubeziehen“, sagte Schmidt.

Für Bob Blume sollte die Schule das schönste Gebäude der Stadt sein

Dass Bildungsreformen dringend nötig sind, machte TV-Moderator Yogeshwar deutlich. „Wir haben Handlungsbedarf – und nicht nur ein bisschen“, sagte der Diplom-Physiker. Das deutsche Bildungssystem sei noch im 19. Jahrhundert verankert und müsse dringend „upgedatet“ werden. „Ich plädiere für eine echte Bildungsrevolution, für eine radikale Veränderung“, so Yogeshwar.

Aber wie würde eine Schule der Zukunft aussehen, wenn man sie sich erträumen könnte? Der Schul-Blogger Bob Blume hat dazu ganz konkrete Vorstellungen: „Das wäre eine Schule, die im schönsten Gebäude der ganzen Stadt ist, Raum für individuelles Lernen bietet und technisch und personell hervorragend ausgestattet ist.“

Weiter weg von diesem Traum könnten aktuelle Schulen mit überfüllten Klassen, überforderten Lehrkräften und regelmäßigen Unterrichtsausfällen kaum sein. „Die Zeit drängt, und die Welt bleibt nicht stehen“, mahnt NiedersachsenMetall-Hauptgeschäftsführer Schmidt deshalb. „Die nächsten Schritte in der Fortentwicklung unserer Bildungslandschaft müssen jetzt konsequent angegangen werden.“

Zehn Eckpunkte für eine bessere Bildung

Die Stiftung NiedersachsenMetall hat zehn konkrete Forderungen an die Bildungspolitik gestellt. Die Eckpfeiler reichen von „Lehrkräfteausbildung stärken“ über die „Digitalisierung in der Schule“ bis hin zu „Anforderungen des Arbeitsmarkts berücksichtigen“.

Das ganze Papier gibt es hier auf aktiv-online.de als PDF zum Download.