Soltau/Hannover. Mit grünem Wasserstoff eine Gießerei betreiben? Das könnte demnächst Realität werden beim Familienbetrieb G. A. Röders in Soltau. „Meist stehen beim Thema grüner Wasserstoff Konzerne im Fokus“, sagt Bodo Litfin, Projektmanager des Familienbetriebs. „Viel zu selten die mittelständische Industrie.“ Doch die steigenden Energiekosten spürt auch G. A. Röders. Und forschte früh an der Umstellung auf neue Technologien. So könnte der wohl erste mit Wasserstoff betriebene Tiegelschmelzofen für Aluminium demnächst in der Lüneburger Heide stehen. Könnte – denn noch sind einige Probleme zu lösen, um die Technologie alltagstauglich zu machen.

Aufgaben der Transformationsagentur sind Analyse, Beratung und Vernetzung

Die Gießerei G. A. Röders ist sicher besonders innovativ. Aber sie ist kein Einzelfall: Viele Unternehmen probieren gerade neue Wege aus. Deutschlands Wirtschaft steckt mitten in der Transformation. Der Wandel trifft vor allem die Automobilzulieferer hart: Hier machen Dekarbonisierung und Verkehrswende einen Transformationsprozess nötig, der einem Strukturbruch gleichkommt.

Um die Betriebe dabei bestmöglich begleiten und beraten zu können, haben die Sozialpartner NiedersachsenMetall und IG Metall gemeinsam mit der Demografieagentur 2022 die Transformationsagentur Niedersachsen gegründet. Kürzlich fand das erste Netzwerk-Event in Hannover statt. Dort diskutierten Arbeitgeber und Beschäftigte darüber, wie sich Abläufe und Produkte im betrieblichen Alltag verändern lassen.

„Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Transformation bei der für unser Land so wichtigen Automobilwirtschaft gelingen wird“, sagte Wirtschaftsminister Olaf Lies. Kooperation sei das entscheidende Stichwort: „Wenn Projekte, Initiativen und Sozialpartner ihre Aktivitäten bündeln, können ihre Themenschwerpunkte ineinandergreifen und ihre Angebote aufeinander aufbauen.“ Analyse, Beratung und Vernetzung seien deshalb Aufgaben der neuen Transformationsagentur.

Wie groß die Herausforderungen sind, hob Dr. Volker Schmidt hervor: „Auf der einen Seite stehen wegbrechende Umsätze durch Lieferengpässe, stark gestiegene Energiekosten und die zunehmende Konzentration der Automobilhersteller auf margenstarke Fahrzeugmodelle zulasten des Produktionsvolumens“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands NiedersachsenMetall. Auf der anderen Seite erwarte die Politik massive Investitionen in Dekarbonisierung und Digitalisierung.

Alle Betriebe stehen gerade vor ähnlichen Herausforderungen

„Hier wollen und müssen wir flankierend unterstützen“, so Schmidt. In den Blick nehmen wolle man besonders kleine und mittlere Unternehmen, ergänzte Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt: „Belastbare Zukunftskonzepte in den Betrieben zu schaffen, ist Aufgabe der Transformationsagentur.“

Auch für die Gießerei G. A. Röders könnte die Vernetzung mit anderen Betrieben wertvoll sein. Denn die Probleme ähneln sich, etwa beim Thema Wasserstoff. Noch ist die alltagstaugliche Anwendung nicht erreicht. Bodo Litfin war dabei, als die Studentin Melina Lohmann jüngst ihre Masterarbeit dazu im Betrieb vorgestellt hat. Das Ergebnis: Auch wenn das Wasserstoffangebot durch eine wachsende Anzahl an Projekten zunimmt, besteht noch keine flächendeckend frei zugängliche Infrastruktur. Auf den Punkt gebracht, heißt das: Es rechnet sich zurzeit noch nicht.

Mehr Infos zur Agentur gibt es hier: transformationsagentur-nds.de

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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