München. Bayerns Industrie ist auf eine zuverlässige Versorgung mit Rohstoffen angewiesen. Doch vor allem der Bezug wichtiger Metalle, Mineralien und seltener Erden wird immer unsicherer. Davor warnt nun eine aktuelle Studie zur Rohstoffsituation in der bayerischen Wirtschaft, die das Kölner Beratungsunternehmen IW Consult im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) erstellt hat.

„Viele Rohstoffe sind weltweit immer stärker umkämpft. Die Rohstoffförderung konzentriert sich oftmals auf wenige Unternehmen und Länder“, beobachtet vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. „Daher drohen immer mehr Rohstoffe, zum Spielball strategischer Interventionen einzelner Staaten zu werden.“

Viele Rohstoffe, deren Bezug gefährdet ist, sind wichtig für Zukunftstechnologien

Im Rohstoff-Risiko-Index der Untersuchung werden die Risiken der Rohstoffversorgung für 45 mineralische und metallische Rohstoffe in insgesamt acht verschiedenen Dimensionen bewertet. Dabei wird bei 27 der 45 betrachteten Rohstoffe das Versorgungsrisiko als besonders kritisch eingestuft.

Der Gesamtwert des Risiko-Indexes ist zudem im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. „Damit setzt sich die Tendenz steigender Risiken für die Rohstoffversorgung weiter fort“, schreiben die Autoren der Studie in ihrem Fazit.

Laut ihrer Analyse werden die meisten der Rohstoffe, deren Bezug gefährdet ist, für Zukunftstechnologien benötigt. In der Gruppe der besonders kritischen Rohstoffe finden sich überwiegend Metalle, deren Einsatz in neuen Technologien für die Dekarbonisierung und Digitalisierung der Wirtschaft essenziell ist – etwa für Elektronik, IT-Infrastruktur oder Batterietechnik.

Eine zentrale Rolle für die globale Rohstoffwirtschaft spielt China. Das Land ist bei vielen Rohstoffen größter Produzent und größter Verbraucher zugleich. Zudem findet mittlerweile auch die Verarbeitung zahlreicher Rohstoffe – auch aus anderen Ursprungsländern – zu einem bedeutenden Teil in dem zur Großmacht aufstrebenden asiatischen Land statt. „So steigt Chinas Einfluss auf die globale Rohstoffversorgung“, heißt es in der Studie. Auch bei einigen Produkten in der nachgelagerten Wertschöpfungskette habe das Land der Mitte bereits eine marktbeherrschende Stellung aufgebaut.

Wer viele Handelspartner hat, ist nicht auf einige wenige angewiesen

Das Recycling von Metall und die Etablierung entsprechender Kreisläufe sei ein Weg, um der drohenden Abhängigkeit von China zu begegnen, so die Studie. Zudem könne der Aufbau eigener Verarbeitungskapazitäten in Deutschland und Europa langfristig die Abhängigkeit von China reduzieren, raten die Autoren.

Als weiterer zentraler Baustein für eine zukünftig sicherere Versorgung mit Rohstoffen gilt eine Diversifizierung des Bezugs. Wer viele Handelspartner hat, ist nicht auf einige wenige angewiesen.

„Deutschland und die EU müssen sich für einen freien Welthandel und Investitionssicherheit für Unternehmen einsetzen“, fordert vbw-Hauptgeschäftsführer Brossardt. Wichtig seien zudem Rohstoffpartnerschaften mit Produzentenstaaten. „Rohstoffpolitik muss künftig größte Priorität haben.“

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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