Breuberg. Karl Hock ist Energiemanager bei Pirelli im Werk Breuberg im Odenwald. Er ist begeistert von seinem Beruf. „Ich habe vor 32 Jahren hier als junger Entwickler begonnen. Pirelli ist Teil meines Lebens“, erzählt er beim Besuch des aktiv-Reporters. Für ihn ist es selbstverständlich, dass sich sein Unternehmen der Umweltallianz des Landes Hessen angeschlossen hat.
Auf dem Dach eines neuen Produktionsgebäudes, genannt 49, arbeitet seit Juli eine Photovoltaikanlage. „Der Strom wird zu 100 Prozent im Werk verbraucht. Nach etwa drei Jahren hat diese Anlage so viel Energie erzeugt, wie zu ihrer Herstellung notwendig war. Dann arbeitet sie frei von Treibhausgasemissionen.“
Ein Wärme-Kälte-Leitungsnetz für das gesamte Werkgelände
Pirelli geht den Weg in Richtung Umwelt- und Klimaschutz auf vielen Gebieten weiter. Energiemanager Hock zeigt ein Kraftwerk, das Pirelli als Joint Venture mit dem örtlichen Energieversorger betreibt. Mit überschüssiger Abwärme der Gasturbine wird Dampf für das Pirelli-Werk erzeugt. „Den Dampf brauchen wir, um unsere Reifen zu vulkanisieren – im Sommer wie im Winter.“
Als 2014 die Turbine erneuert wurde, habe man dafür einen zusätzlichen Wärmetauscher installiert. Die überschüssige Abwärme wird aber nicht nur zum Heizen genutzt, erklärt Hock. Durch Umwandlung mit einer sogenannten Absorptionskälteanlage lässt sie sich auch zum Kühlen verwenden. 2021 soll ein komplettes Wärme-Kälte-Netz über das ganze Werkgelände gespannt sein, sagt Hock. „Wir verteilen die Energie, also Wärme und Kälte, dorthin, wo sie gebraucht wird.“
Konzern ist Mitglied in weltweiter Nachhaltigkeitsorganisation von Unternehmen
Der Energiemanager arbeitet sehr eng mit Jutta Vogel zusammen, die neben Personalthemen in Breuberg auch Compliance und Nachhaltigkeit verantwortet. „Wir wollen unseren Konzern bis 2030 CO2-neutral machen“, sagt Vogel. Schon bis 2025 will Pirelli zu 100 Prozent erneuerbare elektrische Energie nutzen.
Das kündigte der Reifenhersteller in seinem aktuellen Industrie- und Nachhaltigkeitsplan an. Vogel berichtet, wie stark die Nachhaltigkeitsziele bereits die gesamten Bereiche des Werks in Breuberg durchzogen haben. „Der Pirelli-Konzern ist seit 2004 aktives Mitglied im internationalen United Nations Global Compact. Das ist die weltweit größte Nachhaltigkeitsorganisation von Unternehmen.“
Pirelli habe sich explizit dafür ausgesprochen, die Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung zu unterstützen. Die Arbeit an diesem Ziel erstrecke sich nicht nur auf den Umweltschutz, sondern integriere ökologische, wirtschaftliche und soziale Verantwortung gleichermaßen.
Stromverbrauch in der Lagerhalle um 90 Prozent gesenkt
Damit diese ganzheitliche Philosophie von allen Mitarbeitern gelebt wird, gibt es regelmäßig Trainings und Schulungen. Auch bei der Modernisierung der Beleuchtung in einer 6.000 Quadratmeter großen Lagerhalle ging Pirelli neue Wege. Diese war früher rund um die Uhr taghell. Inzwischen aber denkt die Beleuchtung mit. Sie weiß, in welche Bereiche der Halle der Stapelfahrer fahren muss, dimmt die Wege vor und leuchtet sie nur so lange wie nötig aus. So konnte der Stromverbrauch um 90 Prozent gesenkt werden.
Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.
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