Mannheim. Umweltfreundlich sein – das erfordert harte Arbeit, viel Gehirnschmalz und ein engagiertes Team, weiß Martin Haag (55), Wirtschaftsingenieur und Werkleiter beim Gesundheitsunternehmen Roche Diagnostics.
Der Hochtechnologiestandort Mannheim (8.300 Mitarbeiter) steuert mit Riesenschritten einem großen Konzernziel entgegen: klimaneutral bis 2050. „Wir wollen es früher schaffen“, so Haag zuversichtlich. aktiv erreichte ihn im Homeoffice: „Besprechungen laufen bei uns jetzt als Videositzung“, berichtet Haag.
Das funktioniere gut und habe – mit Blick auf die Zeit nach der Coronakrise – sogar Vorteile: „Digitale Kommunikation spart Reisen per Bahn und Flugzeug und damit CO2.“
CO2-Emissionen am Standort um gut 60 Prozent gesenkt
Dienstreisen machten rund ein Drittel der gesamten CO2-Emissionen aus. Der Rest verteile sich gleichmäßig auf die Produktion und den Standort: „In den letzten zwei Jahren konnten wir die CO2-Emission um über 60 Prozent senken.“
Man nutze zum Beispiel ausschließlich Dampf aus der städtischen Müllverbrennung, beziehe zu 100 Prozent Ökostrom und setze Ideen der Mitarbeiter um, „viele betreffen die Energieeffizienz von Anlagen“.
Klug etwa der jüngste Tipp, das Licht in den Klimazentralen via Bewegungsmelder zu steuern, statt es aus Sicherheitsgründen brennen zu lassen. Alte Gebäude weichen energieeffizienten Neubauten, überall sprießen Photovoltaik-Anlagen und LED-Lampen.
Letztere auch bei Haag privat: „Meine Familie achtet auf einen geringen Stromverbrauch.“ Er selber hat ein E-Bike, auch, um Vorbild zu sein: „Es wäre gut, wenn noch mehr Mitarbeiter vom Auto aufs Rad oder den öffentlichen Nahverkehr umstiegen.“
Gigantischer Kaltwasserspeicher entlastet die Klimaanlage
Umweltbewusst ist auch der Kaltwasserspeicher: In einem 30 Meter hohen Turm lagern 7.500 Kubikmeter kühles Wasser. Der Speicher entlastet die Klimaanlagen des Werks, denn auf den Produktionsflächen darf die Temperatur nicht über 25 Grad Celsius steigen. Nachts kühlt der Speicher das Wasser energieeffizient wieder auf sechs Grad herunter. Nachhaltig sind zudem die Bienen auf dem Werkgelände: „Wir haben jetzt eigenen Honig. Der schmeckt köstlich.“
Und wie geht es weiter? Haag, der auch Vorsitzender des Verbands der Chemischen Industrie Baden-Württemberg ist, legt sofort los: „Wir versenden weltweit Ware und wollen jetzt, gemeinsam mit Produktion und Logistik, die Verpackung angehen.“
Das erfordere neues Packmaterial und Anlagen, die es verarbeiten könnten: „Bei Nachhaltigkeit kann man sein Ziel nie übererfüllen!“
Dr. Sabine Latorre war bei aktiv 22 Jahre lang die Spezialistin für Themen aus der Chemie- und Pharma-Industrie – bis zu ihrem Rentenbeginn im April 2024. Sie liebt es, komplizierte Zusammenhänge einfach darzustellen – so schon vor ihrer Zeit bei aktiv als Lehrerin sowie als Redakteurin für die Uniklinik Heidelberg und bei „BILD“. Außerdem schreibt sie naturwissenschaftliche Sachbücher für Kitas und Schulen. Privat reizen sie Reisen sowie handwerkliche und sportliche Herausforderungen.
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