Sie helfen, Dünger sparsam auszubringen. Sie liefern Daten für die Wettervorhersage. Sie sorgen dafür, dass Autofahrer ihr Ziel finden. Und sie sind unverzichtbar für schnelles Internet: Inzwischen kreisen 6.900 aktive Satelliten um die Erde. Und es werden immer mehr. Jährlich schießen Raumfahrtunternehmen wie die US-Raketenfirma SpaceX weitere Himmelskörper in den Orbit.

Raumfahrt ist ein großer Wirtschaftsfaktor geworden. Mutige Start-up-Gründer und Unternehmer heben auf das Zukunftsthema ab. Das ist nicht nur wichtig für Firmen, die Raketen oder Satelliten produzieren. Sondern für die gesamte Industrie.

Dies ist das Ergebnis einer neuen gemeinsamen Studie der Unternehmensberatung Roland Berger und des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI): Die Raumfahrt eröffnet der Wirtschaft neue Geschäftsideen. Der Umsatz dieser Anwendungen wird bis 2040 weltweit auf 1,25 Billionen Euro steigen.

Davon profitieren etwa die Auto-Industrie, Smarthome-Firmen, Telemedizin und Klimaforscher – und natürlich und vor allem: wir Konsumenten! Wollen Sie vielleicht mit Fahrdiensten à la Uber bequem von A nach B kommen? Oder aus der Ferne die Heizung rauf- oder runterdrehen? In Zukunft werden praktisch alle Geräte internetfähig sein. Und sie werden mit Daten aus dem All gefüttert. Deshalb soll allein dieser Markt von jetzt 117 Milliarden auf 791 Milliarden Euro im Jahr 2040 in die Höhe schnellen. „Raumfahrt ist ein Schlüsselthema für unsere Wirtschaft“, sagt Matthias Wachter, Raumfahrtexperte beim BDI.

Immer mehr Nationen drängen ins All

Das scheint in der Politik noch nicht ganz angekommen zu sein. In diesem Jahr unterstützt die Bundesregierung die Raumfahrt mit gerade mal 370 Millionen Euro. In Frankreich sind es fast doppelt so viel, 700 Millionen. Ganz zu schweigen von den milliardenschweren Ambitionen der USA und Chinas. Und die Zahl der Raumfahrt-Nationen steigt von Jahr zu Jahr: So ist es Indien jüngst gelungen, ein unbemanntes Flugobjekt auf dem Mond aufzusetzen.

Deutschland könnte bald im Wettrennen im All abgehängt werden, warnt Wachter: „Wir müssen endlich mehr in die Raumfahrt investieren.“

Im September veröffentlichte das Wirtschaftsminsterium eine neue Raumfahrtstrategie der Regierung. Wachter hätte sich zwar eine „ambitioniertere Strategie“ gewünscht. Aber immerhin setze sie mit der Förderung von jungen New-Space-Firmen wie Isar Aerospace oder Rocket Factory, die kommerzielle Geschäfte machen wollen, richtige Akzente. Besser wäre es noch, wenn der Staat stärker als Auftraggeber auftreten würde. Schließlich könnten Daten aus dem All Ministerien, Behörden und staatliche Stellen effizienter machen. Dazu kommt die Erdbeobachtung – wichtig für die Verteidigung.

Kunden finden und Geld verdienen – darum geht es bei New Space

Das sieht Andreas Knopp ähnlich: Statt Zuwendungen zu geben, „sollte der Staat als Kunde für sicherheitskritische Anwendungen aus dem Weltraum wie etwa die Satellitenkommunikation für Behörden auftreten“, sagt das Gründungsmitglied des Forschungszentrums Space und Professor für Informationsverarbeitung an der Universität der Bundeswehr München. „Wir müssen unsere Technologie besser auf den Markt bringen und damit auch Geld verdienen.“

6.900 Satelliten kreisen im Orbit. 2010 waren es gerade mal 1.000

Quelle: JSR

Derweil greift die deutsche Raumfahrt nach den Sternen. So will Unio aus München einen Konkurrenten zu Elon Musks „Starlink“-Satellitensystem aufbauen. Zu den Investoren des Start-ups gehören unter anderem der Raketenbauer Isar Aerospace und der Bremer Raumfahrtkonzern OHB. Unio will bis 2030 über 1.000 Satelliten ins All befördern. Potenzielle Kunden gibt es schon: So zeigt die deutsche Auto-Industrie Interesse. Und einen deutschen Raketenplatz soll es auch bald geben. Im April 2024 soll von der Nordsee aus die erste Rakete abheben.

Deutsche Luft- und Raumfahrt

  • Die Luft- und Raumfahrt-Industrie ist ein bedeutender Wirtschaftszweig: Sie beschäftigt 105.000 Mitarbeiter und setzte letztes Jahr 39 Milliarden Euro um. Allein die Raumfahrt kam auf einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro (9.000 Mitarbeiter).
  • Die Ausgaben der Luft- und Raumfahrtunternehmen für Forschung und Entwicklung summierten sich auf fast 3 Milliarden Euro. Das sind 7 Prozent vom Branchenumsatz.
  • Die Produkte der Luft- und Raumfahrt sind weltweit gefragt: Fast drei Viertel ihres Geschäfts erwirtschaftet dieser Industriezweig im Export.
  • In Deutschland gibt es inzwischen 125 Raumfahrt-Start-ups.