Rad fahren war immer schon eine Leidenschaft von Jan Littmann. An der frischen Luft sein und abschalten. Da war es nur konsequent, das Hobby zum Beruf zu machen. Seit vier Jahren ist er jetzt beim bekannten Kinder- und Jugendradhersteller Puky in Wülfrath nahe Wuppertal.

Die begonnene Ausbildung als Verkäufer im Einzelhandel hatte sich „schnell als Irrtum erwiesen“, sagt er. Als der heute 26-Jährige dann das Angebot für eine Ausbildung zum Fahrradmonteur bei Puky sah, musste er nicht lange überlegen. Und der junge Mann hat die Entscheidung seither nie bereut, berichtet er beim Besuch von aktiv.

„Hier arbeiten mehr als 100 Leute, und ich komme wirklich mit jedem super klar. Das habe ich so noch nie erlebt“, strahlt Littmann. Die oft gepredigten flachen Hierarchien sind bei Puky tatsächlich Realität, das erlebe er jeden Tag: „Man kann mit jedem reden. Und niemand sagt: Ist nicht mein Problem.“

Kids und Jugendliche als Tester der Räder und Roller gefragt

Das angenehme Betriebsklima ist natürlich nur ein Aspekt, die Arbeit selbst macht dem gebürtigen Essener einfach Spaß. Seit Abschluss seiner zweijährigen Ausbildung ist Littmann in der Reparatur- und Servicewerkstatt im Einsatz, wo Retouren bearbeitet werden. Was hier wieder rausgeht, funktioniert einwandfrei und sieht, so Littmann, „aus wie neu“. Denn gute Qualität sei das, womit der Hersteller auf dem Markt erfolgreich ist und sich von billigeren Anbietern abhebt.

Schließlich werden alle Fahrzeuge – ob Rad oder Roller – während der Entwicklung nicht nur auf dem hausinternen Prüfstand, sondern auch von Kids und Jugendlichen in Kindergärten und Schulen getestet. Für Jan Littmann passt die Puky-Philosophie perfekt, denn er will immer optimale Arbeit abliefern.

Diese Haltung gibt er nun schon als Ausbilder weiter. Sein Azubi ist Frederik Schneider. „Es macht Freude zu sehen, wie man jemanden motivieren kann“, erzählt Littmann. Und da seine eigene Lehre noch nicht lange zurückliegt, sind die Inhalte noch frisch im Gedächtnis.

Als ihm kurz nach Ende seiner eigenen Ausbildung angeboten wurde, den Ausbilderschein zu machen, war Littmann erst mal überrascht – und irgendwie doch nicht. Denn bei Puky sei es normal, Mitarbeitern Vertrauen zu schenken und ihnen so früh wie möglich Verantwortung zu übertragen, berichtet Littmann. Kein Wunder also, dass der junge Mann sagt: „Ich sehe mich in den nächsten Jahren nirgendwo anders als hier.“

Trend zum E-Bike als neue Herausforderung

Vielleicht wird er die Ausbildung noch erweitern, um dann Zweiradmechatroniker zu sein. Das ist schon deshalb naheliegend, weil auch bei Kinder- und Jugendrädern der Trend immer mehr zum Elektrofahrrad geht.

Vorläufig aber genießt Littmann die Gegenwart. Mit der Arbeit in der Werkstatt, als Ausbilder und nicht zuletzt als Vater seiner im April geborenen Tochter. Mit ihr und seiner Freundin wohnt Littmann im benachbarten Velbert. Job und Familie füllen den jungen Mann also derzeit vollkommen aus – nur zum Rad fahren kommt er gerade natürlich nicht so oft …

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf? Ich hatte eine Ausbildung zum Verkäufer begonnen, aber schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Als ich dann das Angebot für eine Ausbildung zum Fahrradmonteur bei Puky sah, dachte ich, das liegt mir mehr.

Was reizt Sie am meisten? Das Handwerkliche. Man ist sehr zufrieden, wenn man sieht, dass etwas fertig geworden ist.

Worauf kommt es an? Man muss mit Herz und Konzentration dabei sein, aufmerksam und genau arbeiten. Wenn ich das halbherzig machen würde, wäre das Ergebnis nicht gut, und wir würden Kunden nicht zufriedenstellen.

Tipps für den Kauf von Kinderrädern

  • Ein Modell mit stark geneigtem Sattelrohr und verstellbarem Lenker kaufen: Das Kinderrad kann so „mitwachsen“. Ein leichtes Rad bringt mehr Fahrspaß, und das Kind kann es allein tragen.
  • Gepäckträger, Schutzbleche, Radständer sind ein Muss. Nabenschaltung mit drei bis sieben Gängen reicht.
  • Nabendynamo fürs Licht. Dazu Reflektoren sowie Reflexstreifen am Reifen.

Das Unternehmen

  • Seit mehr als 70 Jahren produziert Puky Fahrzeuge für Kinder und Jugendliche – zunächst sogenannte Ballonroller, später auch Drei-, Lauf- und Fahrräder.
  • 1949 in Düsseldorf gegründet, folgte 1960 der Umzug nach Wülfrath, wo heute rund 120 Menschen arbeiten.
  • Gut 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Werkstätten für Menschen mit Behinderung kommen hinzu, die die Fahrzeuge montieren und verpacken.
Werner Grosch
Autor

Werner Grosch war lange Jahre leitender Redakteur einer Tageszeitung mit den Schwerpunkten Politik und Wirtschaft. Für aktiv schreibt er Reportagen aus Unternehmen der Metall- und Elektrobranche und porträtiert Mitarbeiter aus diesen Branchen mit ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten oder Hobbys. Privat und beruflich ist er am liebsten mit dem Rad unterwegs.

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