Pfungstadt. Rund vier Milliarden Pakete wurden hierzulande laut Bundesverband Paket und Expresslogistik im Jahr 2022 verschickt. Dafür, dass sie gut verschlossen und sicher ankommen, sorgen unter anderem die Klebebänder und Tapestreifen von Gebrüder Seidel aus dem hessischen Pfungstadt.

1907 gegründet, ist das Familienunternehmen heute ein gefragter Spezialist für Hotmelt-Tapestreifen, kaschierte Spezialpapiere und Verschlussstreifen auf Kraftpapierbasis. „Mit unserer Nass- oder Hotmelt-Beschichtung sind sie sehr vielseitig einsetzbar, nicht nur in der Wellpappindustrie“, sagt Geschäftsführer Christian Seidel. Er leitet die Firma mit aktuell zehn Beschäftigten in der fünften Unternehmergeneration.

Die Klebestreifen gibt es in vielen Varianten – etwa extrabreit, verstärkt oder bedruckt

Seidel ist ausgebildeter Packmitteltechnologe und war Ausbilder bei der Bundeswehr, ehe er 2005 ins Unternehmen kam. „Das geplante BWL-Studium musste ausfallen, da mein Vater krank wurde. Also habe ich im laufenden Betrieb weitergelernt“, erinnert er sich.

Seine Belegschaft kennt ihn denn auch als Chef zum Anfassen, meist ist Seidel in Jeans und Pulli unterwegs. „Er weiß genau, was wir hier machen, wie die Maschinen funktionieren – und er verlangt von keinem, was er selbst nicht auch könnte“, erklärt Georg Stamp. Der Maschinenführer, seit 32 Jahren im Betrieb, betreut unter anderem eine Kaschiermaschine, in der der Klebstoff auf die Papierbahnen aufgebracht wird.

Es geht hier weniger um Massenware als um Spezialitäten. So gibt es die Klebestreifen von schmal bis extrabreit, in Rollen mit bis zu 3.000 Meter Länge, mit Spezialfasern verstärkt oder mit Logo bedruckt.

„6.000.000 Quadratmeter sind im Jahr 2022 produziert worden“

Auch beim Verschließen von Tüten oder Papiersäcken sind solche Klebebänder dabei. Zunehmend sind sie auch in anderen Branchen gefragt: etwa, um Heizungsrohre mit Spezialbändern isolierend zu umhüllen.

Um effizienter produzieren zu können, fiel 2017 eine wichtige unternehmerische Entscheidung: Die alte Fabrik verkaufen – und neu bauen! Rund 4,5 Millionen Euro wurden investiert und unter anderem auch eine neue Produktionsmaschine angeschafft. Bis dann tatsächlich alles fertig war, gab es aber reichlich Verzögerungen und auch Kostensteigerungen. Der Chef ist daher froh, dass nun alles geschafft ist. „Obwohl die Fläche selbst jetzt kleiner ist als zuvor, haben wir mehr Platz, weil wir diese Fläche viel effizienter nutzen können.“

Das Jahr 2023 dürfte nach Seidels Einschätzung noch einmal schwierig werden: „Der Konsum geht zurück, also sind auch bei uns die Bestellungen verhaltener. Aber in den mehr als 100 Jahren unserer Firmengeschichte haben wir schon viele Krisen gemeistert.“

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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