Mainburg. Frauen und Technik – das klappt! Bestes Beispiel ist Eva-Maria Fenzl. Als Qualitätsmanagerin beim Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnikspezialisten Wolf achtet sie darauf, dass vorher definierte Standards genau eingehalten werden. Die Prüferin hat Ahnung von Technik und lässt Abweichungen von der Norm nicht zu.

Ganz anders bei ihrer eigenen Karriere. Da probierte sie ganz neue Wege aus. Mit Erfolg! Die heute 33-Jährige hat sich, als eine der ganz wenigen Frauen ihres Jahrgangs, nach dem Schulabschluss für eine Ausbildung als Energieelektronikerin entschieden. Der Beruf gilt immer noch eher als typischer „Männerberuf“.

Zu Unrecht, wie die erfolgreiche Karriere zeigt, die Fenzl inzwischen hingelegt hat. Heute macht sie anderen Mädchen etwa beim jährlichen Girls’ Day Mut, ebenfalls die klassischen Pfade zu verlassen und einen MINT- Beruf zu erlernen. MINT ist die Kurzform für Berufe in Mathematik, Ingenieurswesen, Naturwissenschaft und Technik.

Fenzls wichtigste Botschaft: Offen sein für neue Möglichkeiten und Dinge einfach mal ausprobieren! Fenzl hat sich ebenfalls langsam an Technik herangetastet. Wie die Mehrheit ihrer Schulkameradinnen wählte auch sie in der Schule den sozialen Zweig. „Da gab es einen deutlichen Frauenüberschuss“, sagt sie. Ganz anders dann später in der technischen Ausbildung bei dem Mainburger Mittelständler, wo sie als einziges Mädchen im Team startete.

Letztlich kommt es bei der Berufswahl darauf an, dass die Ausbildung und die Aufgaben einem Spaß machen

Davon ließ sie sich jedoch nicht beirren und hat große Kollegialität im Team erfahren: „Ich konnte mich auf die Hilfe der Kollegen immer verlassen“, sagt sie. Und betont: „Ich bin niemandem begegnet, der aufgrund meines Geschlechts grundsätzlich voreingenommen war.“ Denn unsere Gesellschaft ändert sich, und auch die Welt der Unternehmen wird weiblicher. „Schon in meinen ersten Berufsjahren hatte ich das Gefühl, dass sich die technische, häufig von Männern dominierte Berufswelt wandelt“, hat sie beobachtet.

Und letztlich kommt es doch darauf an, dass die Aufgabe Spaß macht! Erfinderisch sein, tüfteln, Fingerfertigkeit zeigen: Mit diesen Anforderungen im Job kam die angehende Energieelektronikerin gut zurecht. „Wie in jedem anderen Berufsfeld gibt es auch in einem technischen Beruf individuelle Herausforderungen“, stellte sie schnell fest. Aber: Sie hatte ihren Platz gefunden und wollte noch tiefer einsteigen.

An der Fachkompetenz der Frau hat niemand Zweifel

So meldete sie sich nach ihrem Ausbildungsabschluss auf der Meisterschule an. Die Firma unterstützte sie, übernahm sogar einen großen Teil der Kosten. Mit nur 21 Jahren legte die Power-Frau dann die Meisterprüfung ab – und war damit Deutschlands jüngste Handwerksmeisterin für Elektrotechnik! Aufgrund ihres guten Meisterabschlusses erhielt sie ein Stipendium für ein Auslandsjahr in den USA. Dort arbeitete Fenzl in einem deutschen Unternehmen, das in Nordamerika ein neues Werk aufbaute.

Zu ihren Aufgaben gehörte es, die amerikanischen Mitarbeiter bei der Produktherstellung zu unterstützen. „Diese spannende Zeit hat mich sehr geprägt.“ Bleibenden Eindruck haben bei ihr vor allem die unterschiedlichen Unternehmenskulturen hinterlassen.

Noch in Amerika entschied sie sich, später ein Wirtschaftsingenieur-Studium zu absolvieren. Und ihre verbesserten Englischkenntnisse brachten sie auch bei Wolf weiter: Nach ihrer Rückkehr arbeitete sie in der Angebotsabteilung Export. Nun, mit dem Studienabschluss in der Tasche, unterstützt sie das Qualitätsmanagement des Mittelständlers.

Dankbar ist sie für die umfassende berufliche Ausbildung im Unternehmen, die ihr einen Blick fürs große Ganze vermittelt hat: „Ich habe verschiedene Abteilungen durchlaufen und Detailwissen in unterschiedlichen Bereichen bekommen.“ Fertigkeiten, die ihr jetzt zugutekommen – und niemanden an ihrer Fachkompetenz zweifeln lassen.

Und so rät Fenzl auch anderen jungen Frauen, eine technische Ausbildung zumindest in Erwägung zu ziehen. Die Nachfrage gerade in Technik-Berufen steigt weiter. „Die Gelegenheiten, sich bei technischen Berufen umzuschauen, etwa am Girls’ Day oder beim Schnupperpraktikum, sollte man auf jeden Fall wahrnehmen.“

3 Fragen ...

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Am Ende meiner Schulzeit habe ich stundenlang mit meinem Vater an meinem Motorrad gebastelt. Ich war einfach an technischen Abläufen interessiert.

Was reizt Sie am meisten?

Defekte Bauteile oder Geräte wieder ans Laufen zu bringen, das macht mir viel Spaß.

Worauf sind Sie stolz?

Dass ich schon so früh meinen Meistertitel hatte – und ich mich einfach nicht von meinem Weg abbringen ließ.

Alix Sauer
Leiterin aktiv-Redaktion Bayern

Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.

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