Amberg. Das ging blitzschnell: In nur zwei Monaten hat der PIA-Standort Amberg eine Produktionsanlage für Mund-Nase-Schutzmasken entwickelt, aufgebaut und an den Kunden ausgeliefert. „Wir sind praktisch von der Kurz- arbeit im letzten März direkt in einen Dreischicht-Betrieb im April gewechselt“, sagt Armin Schalk. Der Geschäftsführer der PIA Automation blickt auf ein turbulentes Jahr zurück – das trotz oder gerade wegen Corona anders verlief als geplant.

Denn kurz nach Ausbruch des Virus in Deutschland machten sich die Oberpfälzer an die Arbeit und entwickelten eine vollautomatische Fertigungslinie für die klassischen Mund-Nasenschutz-Bedeckungen. Mit dem Verarbeiten von Vlies-Stoffen betrat der Standort mit 370 Beschäftigten Neuland. Allerdings verfügen die Mitarbeiter über große Expertise in schnell taktenden Montageautomationen. „Vom teilautomatisierten Handarbeitsplatz bis zur vollautomatisierten Produktionsanlage ist alles dabei“, sagt Schalk.

Die Kollegen in China leisteten wichtige Vorarbeit

So entstehen Maschinen, die elektrische Zahnbürsten herstellen oder Klingen in Nassrasierer einfügen. Ein Schwerpunkt liegt auf Anlagen für Medizinprodukte, etwa zur Herstellung von Insulin-Injektoren für Diabetiker. Mit den speziellen Anforderungen an Maschinen für hochsensible medizinische Produkte kannte sich der Standort daher aus, als man sich entschied, Anlagen zur Maskenproduktion zu entwickeln.

     

    „Unser Glück war, dass wir auf die Arbeit der Kollegen in China aufsetzen konnten“, so Schalk. Die beschäftigten sich bereits seit Ende Dezember 2019 mit dem Thema Schutzmasken, bauten Altanlagen für die Fertigung um.

    In Amberg legten die Konstrukteure und Softwareentwickler während des Lockdowns im März richtig los. In kürzester Zeit hoben sie das Grundkonzept auf europäischen Maschinenstandard und starteten mit der Produktion. Seither hat Amberg etwa 50 Masken-Maschinen an europäische Kunden geliefert, weitere 60 Anlagen haben der chinesische und der amerikanische Standort gebaut.

    Nächster logischer Schritt war, Anlagen zur Produktion von Masken im FFP2-Standard zu entwickeln – die übrigens ein völlig anderes Prüfverfahren durchlaufen müssen als die klassischen Mund-Nase-Schutzmasken. Denn FFP2-Masken fallen unter die „persönliche Schutzausrüstung“ und nicht unter Medizinprodukte.

    Eine Versuchsanlage im Werk stellt Masken für den Eigenbedarf her. Und auf ihr laufen auch Tests für Kunden, da jeder andere Stoffe oder Gummibänder verwendet.

    Maskenanlagen ergänzen nun die PIA-Produktpalette dauerhaft

    Dass PIA so schnell produzieren konnte, liegt auch am Zusammenschluss mit Partnern im „Masken-Verbund Bayern“. Dieser wurde im Mai mit Unterstützung des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger gegründet, um Bayern und Europa bei diesen wichtigen Schutzartikeln unabhängiger von ausländischen Lieferanten zu machen. „Insgesamt haben sich alle von Anfang an ins Zeug gelegt“, lobt Schalk. „Jedem war bewusst, dass wir für eine viel größere Sache arbeiten als nur eine neue Maschine.“ So klappte trotz Lockdowns die Bauteil-Zulieferung hervorragend.

    Und wie geht es weiter, wenn die Pandemie vorbei ist? „Die Maskenanlagen werden zukünftig unser Portfolio bei Medizinprodukten ergänzen“, sagt Schalk. Innerhalb der Gruppe mit weltweit 1.600 Mitarbeitern hat diese Sparte gegenüber der Automobil-Industrie mehr Gewicht bekommen – auch zugunsten des Standorts Amberg.

    Masken-Verbund Bayern

    • Gegründet im Mai 2020 mit Unterstützung der Bayerischen Staatsregierung. Ziel: sichere Versorgung mit Masken.
    • Gründungsmitglieder sind PIA Automation, der Vlies-Stoff-Hersteller Sandler aus Schwarzenbach sowie Zettl Automotive Interieur aus Weng.
    • Inzwischen gehören auch Experten der Technischen Universität und Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der Prüfanstalt Dekra dazu.
    • Mehr Informationen gibt es auf: masken-verbund-bayern.de
    Alix Sauer
    Leiterin aktiv-Redaktion Bayern

    Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.

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