Ingolstadt. Zahlen oder Musiknoten? Kai Häffner (35) mag beides. Nach dem Abitur wäre der Audi-Mitarbeiter fast auf der Musikhochschule gelandet, um sein liebstes Hobby zu studieren. Doch er entschied sich für die handfeste Betriebswirtschaft – und landete vor acht Jahren beim bayerischen Autobauer in Ingolstadt. Dort kann er seitdem beide Neigungen optimal miteinander verbinden.

Tagsüber kümmert sich der Finanzreferent vor allem ums Risikomanagement und beschäftigt sich zugleich mit der strategischen Personalplanung in seinem Bereich. Dabei findet, bewertet und koordiniert er etwa Weiterbildungsmöglichkeiten für Kollegen. Nach Feierabend greift er regelmäßig zu Klarinette oder Saxofon und spielt unter anderem in der Audi Bläserphilharmonie, dem sinfonischen Blasorchester des Ingolstädter Werks. „Das ist für mich der perfekte Ausgleich zum Job“, erzählt Häffner. „Auch anspruchsvoll – aber anders.“

Im Orchester kommen Mitarbeiter aus allen Bereichen zusammen

Die Bläserphilharmonie umfasst derzeit rund 60 Mitglieder und ist ein Spiegel der Belegschaft. Alle kommen hier zusammen – Frauen und Männer, Jung und Alt, Leute mit Hochschulabschluss und Nicht-Akademiker. Vertreten sind Schichtarbeiter aus der Produktion genauso wie Kollegen aus Kommunikation, Marketing oder Vertrieb. Auch ein Vorstandsmitglied hat schon mitgespielt.

„Das Engagement im Orchester hilft sehr dabei, sich abteilungsübergreifend mit Kolleginnen und Kollegen zu vernetzen“, erklärt Häffner. „Dabei lernt man zugleich das Unternehmen in seiner ganzen Vielfalt kennen und bekommt mit, was in anderen Bereichen passiert.“

Rund zwei Drittel aller Mitglieder der Bläserphilharmonie arbeiten aktuell für Audi – oder haben es früher einmal getan. Denn auch wer im Ruhestand ist oder sich beruflich umorientiert hat, bleibt gerne Teil des Ensembles. Daneben spielen aber auch Laienmusiker aus der Region mit. Das ist allein schon deshalb wichtig, weil es immer mal wieder einzelne Instrumente gibt, die aus der Belegschaft nicht besetzt werden können.

Es geht um Spaß an der Musik und Lust auf Herausforderung

Neben dem großen Orchester, das vor allem klassische Werke spielt, gibt es bei Audi noch eine Big Band, in der Finanzreferent Häffner mit seinem Zweitinstrument Saxofon unter anderem Jazz und Funk spielt. Zudem leitet er seit einigen Jahren musikalisch das „Bayerische Ensemble“, eine zünftig bayerische Blaskapelle.

Die Musiker des großen Klassik-Orchesters treten etwa zehnmal im Jahr gemeinsam auf. Die Anlässe reichen von Betriebsversammlungen bis hin zu öffentlichen Events und Benefizkonzerten. Das Adventskonzert im Dezember etwa ist fester Bestandteil im Kalender. „Unser musikalisches Niveau ist schon sehr anspruchsvoll“, sagt Häffner, der die erste Klarinette spielt, selbstbewusst. Das immer wieder öffentlich unter Beweis zu stellen, ist für ihn und seine Kollegen – neben dem Spaß am gemeinsamen Musizieren – die zentrale Motivation.

Einen gelungenen Auftritt gab es zuletzt etwa während einer Auslandsreise ins ungarische Györ, dem Standort eines anderen großen Audi-Werks. Dort gab es ein gemeinsames Konzert mit dem philharmonischen Orchester der Stadt. „An solche Profis kommen wir natürlich nicht ganz ran“, gibt Häffner zu. „Verstecken mussten wir uns aber auch nicht.“

Nachgefragt

Wie kamen Sie zur Musik?

In der Grundschule musste ich Blockflöte spielen. Das hat Spaß gemacht. In der dritten Klasse kam ich dann zur Klarinette, später als Teenager noch zum Saxofon.

Was reizt Sie am meisten?

Die Klarinette ist sehr vielfältig und herausfordernd. Die Finger sind immer in Bewegung.

Worauf kommt es an?

Wichtig sind der richtige Mundansatz und eine gute Fingerfertigkeit. Aber wie bei allem kommt es darauf an, regelmäßig und viel zu üben.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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