Berlin/Stuttgart. Die Wirtschaft ist noch immer ein Spielball der Pandemie: Die von Corona verursachten Lieferketten-Probleme bremsen Unternehmen aus, Beschäftigte müssen weiter Abstand halten und Masken tragen, ein Miteinander wie früher ist vielerorts nicht möglich. Wann wird die Arbeitswelt wieder normal, wann kommt ein richtiger Aufschwung? Das hängt auch vom Impffortschritt ab.

Laut dem Monitoring des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI) waren Anfang Oktober erst 65 Prozent aller Bürger vollständig geimpft (und 76 Prozent der Erwachsenen). Das RKI verkündete zwar, dass die Quote tatsächlich bis zu 5 Prozentpunkte höher liegen könnte – erklärte aber zugleich, dass die Umfragen, auf die sich diese Vermutung stützt, Schwächen haben: So seien etwa Impfgegner und Menschen mit schlechten Deutschkenntnissen unterrepräsentiert, Jugendliche wurden gar nicht erst befragt.

Stefanie Leiterholt, HR President bei WMF, Geislingen/Steige.
Stefanie Leiterholt, HR President bei WMF, Geislingen/Steige.

Fest steht: Es gibt noch keine Entwarnung, Schutzmaßnahmen werden uns weiter das Leben und die Arbeit erschweren – und die Wirtschaft belasten. Die besonders exportorientierte Metall- und Elektro-Industrie (M+E)ist zudem letztlich auf eine weltweite Immunisierung angewiesen. Denn, so betont es die Industriestaaten-Organisation OECD: Wie schnell sich die Weltwirtschaft erholt, ist klar vom Impffortschritt abhängig.

aktiv fragte Chefs und Mitarbeiter aus M+E-Betrieben in Baden-Württemberg: Warum konkret ist Impfen für Sie wichtig?

„Impfen ist entscheidend, um Corona einzudämmen“

Michael Karrer, Leiter Umweltschutz, Gesundheitswesen, Arbeitssicherheit und Nachhaltigkeit bei ZF, Friedrichshafen.

„Neben den umfangreichen Schutz- und Hygienemaßnahmen ist die Corona-Schutzimpfung entscheidend, um die Pandemie einzudämmen und die Rückkehr zu einem normalen Leben und normalen Arbeitsabläufen im Betrieb zu ermöglichen. Daher hat sich der werkärztliche Dienst von ZF an der Impfkampagne beteiligt und in Deutschland rund 12.000 Beschäftigte und teils auch deren Angehörige geimpft. Je mehr Mitarbeiter sich für eine Impfung entscheiden, desto schneller wird es möglich sein, die Hygienemaßnahmen an unseren Standorten entsprechend zu lockern, sodass beispielsweise wieder persönliche Besprechungen oder Workshops möglich sind.“

„Impfen ist wichtig für ein normales Miteinander“

Frank Semling, Vorstand Operations und Arbeitsdirektor bei Hansgrohe in Schiltach.

­Die Gesundheit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hansgrohe hat für uns oberste Priorität, ob geimpft oder ungeimpft. Daher halten wir in allen Bereichen die aktuelle Corona-Arbeitsschutzverordnung strikt ein. Bei den betriebsinternen Impfaktionen an unseren deutschen Standorten haben sich fast 600 Personen beteiligt. Selbstverständlich freue ich mich über jede weitere Person, die sich impfen lässt. Der Schutz durch die Covid-Impfung ist für uns alle sehr wichtig, nur durch eine hohe Impfquote wird sich unser Miteinander im Privaten und in der Arbeitswelt wieder normalisieren.“

„Impfen ist von Vorteil für die Gesundheit“

Christopher Dieterle, Betriebsratsvorsitzender bei Hansgrohe in Schiltach.

„Die aktuellen Zahlen der Covid-Erkrankungen und Krankenhauseinweisungen belegen es: Eine Covid-Schutzimpfung schützt nicht vor der Infektion, aber vor einer schweren Erkrankung, einer Hospitalisierung und insbesondere vor dem Tod. Ich finde diese Vorteile enorm.“

„Impfen ist Grundlage für sichere Arbeitsplätze“

Stefanie Leiterholt, HR President bei WMF, Geislingen/Steige.

„Bei uns gibt es zahlreiche Arbeitsplätze beispielsweise in der Produktion, wo Homeoffice keine Option ist. Mit einer hohen Impfquote können wir den Alltag dort deutlich sicherer machen. Daher impfen unser Betriebsarzt und sein Team nicht nur Beschäftigte von WMF und ihre Angehörigen, sondern auch von Unternehmen aus der Region. Aber nicht nur für unsere Mitarbeiter ist das essenziell: Mit unseren Geschäftszweigen professionelle Kaffeemaschinen für den Gastro-Bedarf und Produkten für Hotels ist ein öffentliches Leben für uns bedeutsam, das sich nicht nur innerhalb der eigenen vier Wände abspielt. Eine hohe Impfquote ist die Grundlage für die Gesundheit von uns allen genauso wie für unser wirtschaftliches Wohlergehen – und damit auch für die Sicherheit von Arbeitsplätzen.“

„Impfen ist wichtig, um eine vierte Welle zu verhindern“

Manfred Kohler, Geschäftsführer bei Hobart in Offenburg.

„Bedenklich ist, dass soziale Kontakte und der persönliche Austausch am Arbeitsplatz, aber auch mit Kunden und Partnern extrem gelitten haben. Sicherlich ist mit Online-Events vieles machbar, doch es gibt Grenzen. Das gilt auch für praxisbezogene Produktvorführungen. Die Corona-Impfung ist der zentrale Baustein in der Pandemiebekämpfung, um eine vierte Welle zu verhindern und das Arbeitsleben weiter zu normalisieren sowie einfacher und sicherer machen zu können.“

„Impfen ist Schutz für mich und mein Umfeld“

Catharina Schopf, Buchhaltung bei Hobart in Offenburg.

„Ich habe mich für die Impfung entschieden, um mein Umfeld und mich besser schützen zu können. Beruflich und privat ist es eine Erleichterung, zu wissen, dass der Krankheitsverlauf bei einer Infektion sehr viel milder ausfällt. Die Impfung habe ich so weit gut überstanden.“

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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