Warstein. Carmelo Sardo zeigt stolz die vollautomatische Rohstoffwiegeanlage. „Früher mussten wir die Mischungen komplett von Hand abwiegen“, sagt er. „Heute lesen wir die grammgenau verwogenen Rohstoffe vom Monitor ab.“
Seit 30 Jahren arbeitet der Verfahrensentwickler bei WAGU Gummitechnik und freut sich über die hohen Investitionen: „Das spürt man überall in der Produktion.“ Zwischen 2018 und 2020 werden insgesamt über 10 Millionen Euro in den Standort in Warstein fließen. WAGU liefert Gummimischungen und setzt auf engen Kontakt zum Kunden. „Die Anforderungen definiert der Kunde, wir entwickeln daraus das Rezept“, sagt Geschäftsführer Tobias Nonnast. Die Details bleiben ein Geheimnis. „Das ist wie beim Pizzabäcker. Der verrät auch nicht, warum die Pizza so gut schmeckt“, ergänzt Vertriebsleiter Martin Krause.
Über zwei Millionen Datensätze werden pro Jahr bearbeitet
Die Mischungen werden später unter anderem für Dichtungssysteme, Walzenbezüge oder zum Korrosionsschutz genutzt. Wo Gummi im Einsatz ist, sind Mischungen aus Warstein gefragt. Im Maschinenbau, der Druck- und Folien-Industrie, Förder- und Pumpentechnik, dem Automobilbau oder in der chemischen Industrie. „Der Kunde beschreibt uns seine Bedürfnisse, und wir optimieren die Rezeptur, bis die Mischung den Ansprüchen entspricht“, so Krause. Rund 5.000 Rezepturen beherrschen die Fachkräfte. Pro Jahr werden 10.000 Tonnen in 1.600 unterschiedliche Compounds gemischt. Längst ist auch die Digitalisierung in die gesamte Prozesskette eingezogen. Über zwei Millionen Datensätze werden pro Jahr bearbeitetet - von der Anlieferung der Rohstoffe über die Wiegeanlage zur Mischerei bis ins Labor und dem Versand an die Kunden.
Im sommerlicher Hitze kann Transport zur Herausforderung werden
Von Warstein aus rollen die Lkws nicht selten über Nacht quer durch die Republik zum Kunden. Mischungen sind nur begrenzt haltbar. Gerade bei hochsommerlichen Temperaturen kann die Anlieferung zur Herausforderung werden. „Es gibt ständig neue, größere Anforderungen“, sagt Krause. Das ist dem Vertriebsleiter recht, denn so kann sein Unternehmen seine Stärke ausspielen. Wichtiger Bestandteil im Erfolgsrezept der WAGU ist die enge Partnerschaft mit den Kunden. „Wir haben jahrzehntelange Erfahrung. Deshalb fragt man uns gern schon frühzeitig bei der Entwicklung oder der Konstruktion von neuen Produkten oder Anlagen“, ergänzt Geschäftsführer Nonnast und kommt auf das besondere Betriebsklima zu sprechen.
Gummi klebt, heißt es in der Branche. Nicht selten bleibt man sein Berufsleben lang. Das trifft auch auf sehr viele der 115 WAGU-Mitarbeiter zu. Wie bei Björn Gaßmann. Er wurde hier zum Verfahrensmechaniker ausgebildet. Während seines Studiums der Kunststofftechnik jobbt der 26-Jährige in der Produktion und kann sich gut vorstellen, nach dem Studium zu bleiben.
Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.
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