München. „Wie handle ich als Unternehmen nachhaltig und schütze das Klima?“ Diese Frage beschäftigt immer mehr Firmen in Bayern. Bei der Suche nach Lösungen drehen sie an vielen Stellschrauben. Eine davon ist der Warentransport, denn jedes Unternehmen ist darauf angewiesen, Rohstoffe, Zulieferteile oder fertige Produkte von A nach B zu bringen.

Momentan fällt die Wahl bei 73 Prozent aller Güter auf den Transport mit dem Lastwagen. Das gilt auch für den grenzüberschreitenden Verkehr Richtung Österreich und Italien über den Brennerpass. Trotz Corona überquerten im Jahr 2020 gut 2,4 Millionen Lastwagen die Alpen auf diesem Abschnitt, Tendenz steigend. Güterzüge nutzt dagegen nur knapp ein Drittel der Unternehmen. Warum ist das so? Dieser Frage ist die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) in einer Studie nachgegangen.

Warentransport per Zug ist nachhaltig und spart deutlich CO2

Die Gründe der Betriebe: Der Transport per Zug dauert länger, die Züge sind unpünktlich, und die Kosten sind hoch, wenn man Güterzug und Lkw kombiniert. Gleichzeitig signalisierten die Betriebe Interesse an nachhaltigen Lösungen. Allerdings fehlen häufig Informationen, wie sich Güter in einer Kombination von Lkw und Schiene transportieren lassen.

Dabei wird diese Kombination mittelfristig besonders interessant, wenn der neue Brenner-Basistunnel in den 2030er Jahren öffnet. Dann erhöhen sich die Kapazitäten für den Schienengüterverkehr gewaltig. Ersetzt ein Zug heute 30  Lkws mit entsprechender Ladung über die Alpen, erhöht sich das durch den neuen Tunnel auf 52 Laster pro Zugfahrt! Klimafreundlich ist das alle­mal: Schließlich verursachen Güterzüge pro Tonnenkilometer bis zu 80  Prozent weniger CO2 als Lkws.

Doch auch heute sind noch nicht alle Potenziale für den Schienengüterverkehr ausgeschöpft. Allein mit den heutigen freien Kapazitäten könnten Güterzüge viele Lkws ersetzen.

Das bringt auch Vorteile für die Umwelt und die Menschen in der Alpenregion entlang der Brennertrasse, die unter dem immer stärker zunehmenden Straßenverkehr leiden. Zu ihrer Entlastung setzt etwa Österreich auf Blockabfertigungen oder Nachtfahrverbote – was wiederum die Transportzeiten auf der Straße verlängert.

An 14 Güterzug-Terminals in Bayern können Unternehmen zurzeit schon Waren zum Transport über die Alpen vom Lkw auf die Schiene verladen. Für die Zukunft muss da aber noch aufgestockt werden, ist ein Ergebnis der Studie. Und der reibungslose Ablauf steht und fällt ebenso mit dem raschen Ausbau der Zulaufstrecken Richtung Brenner-Basistunnel.

Alix Sauer
Leiterin aktiv-Redaktion Bayern

Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.

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