München/Kiefersfelden. In Zukunft soll der Verkehr am Brenner nicht mehr über die Alpen, sondern unter den Bergen hindurch fließen, auf Gleisen anstatt auf Asphalt. Der Brenner-Basistunnel (BBT) soll dabei die chronisch verstopfte Brennerautobahn entlasten. Ein Flaschenhals, in dem Lkw-Transporte regelmäßig feststecken ebenso wie viele Reisende gen Süden zur Urlaubszeit. Das europäische Großprojekt wird dringend gebraucht für den reibungslosen Warenverkehr zwischen Nord und Süd, es verbindet wichtige Wirtschaftsräume in Europa.

Klimagerechter, freier Warenverkehr über den Brenner, der die Bedürfnisse von Bevölkerung, Wirtschaft und Umwelt gleichermaßen achtet. Dafür tritt die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) ein. Sie unterzeichnete dazu eine Erklärung mit dem Unternehmerverband Südtirol. Beide Verbände haben zukunftsgerichtete Lösungen mit technologischen Innovationen im Blick.

Das vbw-Projekt „Klimafreundlicher Brennertransit“ zeigt auf, wie der Güterverkehr entlang des für Europas Wirtschaft so wichtigen Korridors effizienter und zugleich umweltverträglicher abgewickelt werden kann: mit optimaler Nutzung der bestehenden Infrastruktur, was wiederum den Weg für die angestrebte Verlagerung wachsender Gütertransporte auf die Bahn bereitet.

Transportkette mit besserer Klimabilanz

Industrie und Handel dies- und jenseits der Alpen muss man da mitnehmen. Das Logistik-Kompetenz-Zentrum Prien befragt derzeit Betriebe, welche Vorbehalte und Hindernisse es für einen Schwenk von der Straße auf die Schiene und die Kombination aus beidem gibt.

Um Emissionen zu senken, müssen nicht zuletzt die Rahmenbedingungen stimmen. Einen zügigen Ausbau der Ladeinfrastruktur für Wasserstoff und E-Mobilität sowie der Zulaufstrecken für den Brenner-Basistunnel fordern daher die Verbände. Auch Beschränkungen wie Blockabfertigungen in Tirol müssten ein Ende haben.

Daten und Fakten zu dem Riesenprojekt

Die Bauarbeiten zum Brenner Basistunnel wurden 2007 begonnen, nach 2030 sollen sie abgeschlossen sein. Wichtige Abschnitte sind bereits fertiggestellt. Nach wie vor hakt es aber an den Zulaufstrecken über Kufstein, Rosenheim, München, durchs enge Inntal auf bayerischer Seite, wo es Proteste von Anwohnern und Differenzen über die Trassenführung gibt.

  • Länge. Der Tunnel ist insgesamt 64 Kilometer lang. Er besteht aus zwei Röhren. In Abständen von je 333 Metern verbindet ein Stollen die zwei Röhren. Diese Querschläge sollen später als Fluchtwege dienen.
  • Aufgabe. In erster Linie ist der BBT für den Gütertransport gedacht, aber auch Personenzüge können ihn befahren. Die Züge fahren im Einbahnverkehr, sie tauchen am Nordportal bei Innsbruck (Österreich) in den Berg und kommen in Franzensfeste in Südtirol wieder hervor.
  • Kosten. Auf Preisbasis von 2021 betragen die prognostizierten Bauwerkskosten etwa 7,7 Milliarden Euro. Die Hälfte des Betrags trägt die EU, den Rest tragen Österreich und Italien zu gleichen Teilen. Der BBT gilt als am höchsten gefördertes Infrastrukturprojekt Europas.
  • Sprengungen. Mit zwei Methoden werden die Röhren durchs harte Gestein getrieben: mit bergmännischem Sprengvortrieb und mittels Tunnelbohrmaschinen. 21,5 Millionen Kubikmeter Material werden dabei ausgebrochen.
  • Bauarbeiten. Derzeit sind fünf Baustellen aktiv, drei auf österreichischem und zwei auf italienischem Staatsgebiet.
  • Tempo. Die Züge sollen mit 120 Stundenkilometern durch die Röhren sausen, Dauer der Tunnelfahrt: 35 Minuten.
  • Gefälle. Die Scheitelhöhe des nahezu flach verlaufenden Tunnels liegt auf knapp 800 Meter Höhe, also etwa 580 Meter unter dem Brennerpass, der auf 1.370 Metern über dem Meeresspiegel liegt.
Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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