München/Regen. Gutes Sehen ist wichtig. Ob man gemütlich ein Buch liest, in die Ferne blickt oder nachts am Steuer sitzt. Wer nicht gerade „Klein-Adlerauge“ ist, braucht dafür eine Sehhilfe – im Alter oft sowohl für Weit- als auch Kurzsicht.

Gleitsichtgläser ermöglichen hier den stufenlosen Übergang zwischen Ferne und Nähe. Dabei gilt: Je genauer die Brillengläser zu den Augen passen, desto schärfer ist die Sicht und desto wohler fühlt sich der Träger mit seiner Brille. Das Münchner Optikunternehmen Rodenstock hat zu diesem Zweck ein Verfahren entwickelt, mit dem sich jedes Auge individuell vermessen lässt.

Scanner vermisst die Augen für die Gleitsichtbrille ganz genau

Bisher stützte man sich in der Branche überwiegend auf ein Modell mit festen Standardwerten. Das lässt jedoch eines außer Acht: Wichtige Maßzahlen wie die Länge des Augapfels oder die Brechkraft von Hornhaut und Linse sind bei Weitem nicht bei jedem Menschen gleich. Die neue Technik berücksichtigt dies jedoch.

Ein spezieller Scanner beim Augenoptiker erfasst hierzu Tausende verschiedener Messpunkte im Auge. Das Gerät ermittelt beispielsweise die individuelle Augenlänge und -form, die Dicke der Hornhaut sowie die Größe der Pupille. Insgesamt 7.000 Werte werden kombiniert, daraus entsteht ein biometrisches Augenmodell. „Wir ermitteln für jedes einzelne Auge das Zentrum des schärfsten Sehens“, erklärt Frank Dekker, Rodenstock-Vice-President für die deutschsprachigen Regionen. Der nur 1,5 Millimeter große Bereich der Netzhaut ist entscheidend für unsere Sicht, da hier die Sehzellen am dichtesten gebündelt sind.

Das so erstellte biometrische Augenmodell dient als Vorlage für die Brille. Die ermittelten Daten werden direkt digital in die Produktion übertragen, wo jedes Glas entsprechend der Parameter maßgefertigt wird.

Kürzere Eingewöhnung und bessere Kontraste

So entstehen Gleitsichtgläser, die Augen und Gehirn bei jedem Blick und aus jedem Winkel sowohl in den Randbereichen und auf alle Entfernungen mit Informationen für das Sehen unterstützen. Ein größerer Sichtbereich und bessere Kontraste sind die Folge. Selbst bei schlechten Lichtverhältnissen soll man mehr erkennen können. Ein weiterer Vorteil ist nach Angaben des Unternehmens die kurze Eingewöhnungszeit. Dekker: „Biometrische Gläser machen es den Brillenträgern leicht.“

Die Technologie ist ein Stück deutscher Ingenieurskunst. Sie wurde am Hauptsitz in München entwickelt und getestet, im Werk Regen im Bayerischen Wald zur Markt- und Serienreife geführt. Von dort kommen nicht nur hochwertige Brillengläser, hier sitzt auch das Engineering Zentrum von Rodenstock, das für Technologie- und Prozessentwicklung zuständig ist.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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