Neubiberg/Regensburg. Beim Shoppen, in der Pizzeria oder an der Kasse im Supermarkt: Kontaktloses Bezahlen mit der Kredit- oder Kontokarte ist seit Corona üblich geworden. Wer jedoch höhere Beträge (ab 50 Euro) bargeldlos begleichen will, muss nach wie vor unterschreiben oder seine Geheimzahl, die PIN, in den Kartenleser tippen. Künftig soll Biometrie helfen, das Berühren von Stift und Tasten zu vermeiden – für mehr Hygiene, jedoch ohne Kompromisse bei der Sicherheit.
Halbleiterhersteller Infineon entwickelt dazu mit Partnern aus der Finanzindustrie eine Lösung, die Sicherheitscontroller und Sensor kombiniert, unter anderem an seinen bayerischen Standorten Neubiberg und Regensburg. Die Chip-Technologie lässt sich in die Plastikkarten einbetten und überprüft biometrische Daten, in diesem Fall den Fingerabdruck des Besitzers.
Vom Smartphone kennt man die Technik schon
„Bezahlen wird dadurch bequemer, schneller und zugleich sicherer“, sagt Wolfgang Schindler, der bei Infineon das Marketing für biometrische Karten verantwortet. Vom Mobiltelefon oder Laptop kennt man die Technik schon. Auch da erkennt ein Sensor, ob es sich um den rechtmäßigen Besitzer handelt, erst dann entsperrt sich das Gerät. Ähnlich funktioniert das Bezahlen mit der biometrischen Karte.
Einfach die Fingerkuppe auf die Karte halten
Sie nutzt eine Eigenschaft der Natur: Die feinen Linien auf der Fingerkuppe sehen bei jedem anders aus. Dieses Muster wird geschützt auf dem Chip der Karte hinterlegt – dazu steckt man sie in ein kleines mobiles Gerät, das mitgeliefert wird. Vor dem ersten Einsatz drückt man seinen Finger, etwa den Daumen, einmalig auf den Sensor. Schindler: „Ab da wird der Abdruck genutzt.“ Zum Bezahlen wird der Finger einfach auf die obere Ecke der Karte gelegt. Da, wo man das Stück Plastik hält, wenn man es zur Kasse streckt. Blitzschnell gleicht der Chip den realen Abdruck mit den hinterlegten Informationen ab. Das dauert kaum länger als ein Augenzwinkern.
„Biometrische Daten müssen besonders geschützt werden“, erklärt Schindler. Erst die Kombination von Sensor und Sicherheitschip ermöglicht, dass die biometrischen Merkmale auf der Karte selbst aufgenommen und bei der Zahlung auch nur dort geprüft werden müssen. „So bleiben sie buchstäblich in der Hand des Anwenders“, so Schindler.
Das alles braucht Energie. Eine Batterie hat auf der Plastikkarte aber keinen Platz, wäre aus Umweltgründen auch keine gute Lösung. Der Chip holt sich den Strom daher – kontaktlos – vom Lesegerät an der Kasse. Dabei fließen minimale Ströme, sie reichen, um die Zahlung auszulösen.
Fast jede zweite chipbasierte Bezahlkarte weltweit enthält einen Sicherheitscontroller von Infineon. Die Biometrie kommt neu dazu. Erste Banken nutzen das Bezahlen mit Fingerabdruck wohl ab 2021, mehrere Pilotversuche laufen bereits.
Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.
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