Seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist das öffentliche Leben in vielen Ländern fast zum Stillstand gekommen. Messen und Kongresse wurden abgesagt, Einrichtungen und Geschäfte geschlossen und Reisen massiv eingeschränkt. Zu groß ist die Furcht vor einer weiteren Verbreitung des aggressiven Virus, das meist Fieber und grippeähnliche Symptome verursacht und in schweren Fällen auch zum Tod führt.

Gefährlich ist der Erreger vor allem deshalb, weil man die Infektion der Betroffenen oft zu spät erkennt. Vielfach wissen sie von ihrer Erkrankung zunächst selbst nichts und tragen so zur Verbreitung des Virus bei.

Fünf Personen gleichzeitig

Eine Lösung des Problems könnte nun aus Hamburg kommen. Das Biometrie-Unternehmen Dermalog Identification Systems hat eine Kamera entwickelt, die in der Lage ist, die Temperatur von Personen besonders schnell und exakt zu erfassen, und das ohne jeden körperlichen Kontakt.

Das Dermalog-System tastet mithilfe modernster Sensorik das Gesicht von Personen ab und ermittelt dabei innerhalb von Sekunden die Körpertemperatur. Bis zu fünf Menschen gleichzeitig kann die Kamera auf Fieber prüfen. Wird eine erhöhte Temperatur festgestellt, löst das System Alarm aus.

Hohe Messgenauigkeit bei Distanzen von bis zu zwei Metern

Ein weiterer Vorteil der Fieberkamera ist die hohe Messgenauigkeit aus einer Entfernung von bis zu zwei Metern. Ein großer Vorteil übrigens auch für die Gesundheit des Kontrollpersonals, denn erfahrungsgemäß wird beim Einsatz von Handthermometern der Sicherheitsabstand oft nicht eingehalten. Dadurch sind die Kontrolleure einer hohen Ansteckungsgefahr ausgesetzt. Die Fever Detection Camera von Dermalog kommt dagegen ohne weiteres Personal aus und sorgt so für eine zusätzliche Sicherheit.

Das Gerät, das je nach Konfiguration zwischen 2.000 und 4.000 Euro kostet, wird bereits auf Veranstaltungen und Messen eingesetzt. Darüber hinaus eignet sich das System für den Schutz von Einrichtungen wie Krankenhäusern und Pflegeheimen. Auch der Zutritt zu Fabriken, Einkaufszentren, Hotels, Büros, Schulen und Behörden lässt sich mit der Kamera absichern.

Fieberkameras am Airport Bangkok

Bei Grenzkontrollen ist die Fieberkamera ebenfalls im Einsatz. Am internationalen Flughafen Don Mueang in Bangkok hat Dermalog die Lösung vollständig in das Kontrollsystem der thailändischen Einwanderungsbehörde integriert.

Dadurch können Personen direkt bei der Einreise einem Temperatur-Check unterzogen werden. Um eine maximale Genauigkeit zu erreichen, verfügen die dort eingesetzten Geräte über Module zur exakten Bestimmung der Gesichtsposition.

Spezialist für Fingerabdruck-Scanner

Kurioserweise ist die Hamburger Fieberkamera, die seit Wochen für Anfragen von Kunden aus aller Welt sorgt, nur ein Nebenprodukt der Entwicklungsarbeit von Dermalog. Ursprünglich stand ein anderer Aspekt im Vordergrund: Durch die integrierte Temperaturmessung wollte man vor allem sicherstellen, dass biometrische Kontrollkameras nicht von Menschen mit Gesichtsmasken überlistet werden.

Denn eigentlich ist der Betrieb nicht auf Fiebermessungen spezialisiert, sondern auf Fingerabdruck-Scanner und andere biometrische Anwendungen. Auf diesem Gebiet ist Dermalog der größte deutsche Anbieter und international einer der Marktführer.

Biometrische Grenzkontrollsysteme

Das Unternehmen beschäftigt ein Team von Wissenschaftlern, die kontinuierlich an biometrischen Identifizierungssystemen arbeiten. Dazu zählen unter anderem hochmoderne Fingerabdruck-Scanner, die von den deutschen Behörden auch zur Erfassung von Geflüchteten eingesetzt werden.

Dermalog wurde vor 25 Jahren gegründet und ist heute Marktführer in seinem Bereich

Ergänzt wird die Produktpalette durch biometrische Grenzkontrollsysteme, biometrische ID-Karten und Reisepässe sowie biometrische Wahlsysteme. Weitere Entwicklungen sind „Finger-Banking“ und „Finger-Log-in“, außerdem Systeme zur automatischen Gesichts- und Iris-Erkennung.

1995 gegründet und kräftig gewachsen

Die Firma wurde 1995 von dem Humanbiologen Günther Mull gegründet, der mittlerweile mehr als 220 Mitarbeiter beschäftigt, die meisten davon in der Zentrale am Hamburger Mittelweg.

Allerdings sitzen sie oft mehr im Flugzeug als am Schreibtisch, da Dermalog seinen Umsatz zu über 95 Prozent im Ausland macht. Mull: „Unsere Hauptmärkte sind neben Deutschland und Europa vor allem Asien, Afrika, Lateinamerika und der Nahe Osten. Wir haben unsere Technologien und Lösungen im Rahmen von über 230 Großinstallationen bereits in mehr als 90 Länder geliefert.“

„FingerPayment“-Verfahren entwickelt

Bundesweit bekannt wurde die Firma 2010, als sie auf der Cebit in Hannover ihr Verfahren „FingerPayment“ vorstellte. Hier erfolgt die Bezahlung schnell und sicher durch einfaches Auflegen des Fingers auf einen Scanner an der Kasse.

Der Vorteil liegt auf der Hand. Günther Mull: „Geld und Karte kann man mal vergessen, ebenso wie die Pin-Nummer für eine EC- oder Kreditkarte. Einen Finger hat man aber immer dabei.“

Betrüger haben keine Chance

Da es aber auch Ganoven gibt, die derartige Geräte mit aufgeklebten Folien oder künstlichen Fingern austricksen wollen, hat Dermalog seinen Scannern beigebracht, Betrugsversuche zu erkennen. Und auch hier sind die Hamburger ganz weit vorn. Firmensprecher Sven Böckler: „Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat den Sicherheitsstandard für Fingerabdruck-Geräte in Behörden auf Zehn-Finger-Scanner ausgeweitet. Unser Model LF10 ist das weltweit erste Gerät, das diese Vorgabe erfüllt.“

Der LF10 ist laut Dermalog einer der leistungsstärksten und zuverlässigsten optischen Fingerabdruck-Scanner der Welt. Er kann dank seiner großen Abtastfläche bis zu vier Finger gleichzeitig oder auch Unterschriften erfassen.

Der schnellste Scanner der Welt

Die Technik der Hanseaten ist aber nicht nur sicher, sondern auch schnell. So bietet das System „Dermalog Next Generation AFIS” den schnellsten und präzisesten Fingerabdruck-Abgleich der Welt. Damit lassen sich 3,6 Milliarden Prozesse pro Sekunde mit einem einzigen Blade-Server durchführen. Nach Angaben des SGS-Tüv Saar ist diese Kombination aus Genauigkeit und Geschwindigkeit einzigartig.

Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht für das Magazin „aktiv im Norden“ in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

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