Technik ist doch eher ein „Jungs-Ding“, kann man oft von jungen Mädchen hören. Mit diesem Vorurteil wollen das Intralogistik-Unternehmen Still aus Hamburg und der Technik-Club nordbord aufräumen. Sie organisierten Stärkenseminare für Mädchen ab der siebten Klasse, die für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) sensibilisieren sollen. Dafür gab es nun vom Netzwerk „SchuleWirtschaft“ den Sonderpreis „MINT für Mädchen und junge Frauen“.

Jan Wehlen, Ausbildungsleiter bei Still: „Die Förderung von Mädchen und Frauen liegt uns in der Ausbildung sehr am Herzen. Auch wegen des Mangels an Frauen in Technikberufen wollen wir Mädchen möglichst früh für Naturwissenschaften und Technik begeistern. Das von nordbord konzipierte Seminar für Mädchen ab der siebten Klasse ist für uns ein ideales Instrument.“

Auch HPS und Bosch Sicherheitssysteme beteiligt

Die Veranstaltungen, die 2022 im Schülerforschungszentrum (SFZ) Hamburg stattfanden und an denen neben Still noch Hanseatic Power Solutions und Bosch Sicherheitssysteme teilnahmen, folgen stets einem ähnlichen Aufbau. In der Regel besuchen Mädchen aus ein bis zwei Schulklassen das Tagesseminar.

Zu Beginn gibt es für alle eine Gruppenaufgabe. Beispiel: Die Teilnehmerinnen sollen sich vorstellen, dass sie mit einem Flugzeug im Dschungel abstürzen. Pro Person darf aber nur ein Gegenstand mitgenommen werden.

Arbeit im Team

Die Frage ist: Welchen Gegenstand wählen die Mädchen und warum? Über die jeweiligen Lösungen wird dann in der Gruppe diskutiert. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Danach werden die Mädchen in Gruppen aufgeteilt und erhalten eine technische Aufgabe, zum Beispiel den Bau einer Brücke aus Papier. Am Ende können sie dann in Zweiergruppen weitere Aufgaben bearbeiten, etwa eine elektronische Schaltung zusammensetzen oder ein Logistikrätsel lösen.

Wehlen: „Die Mitarbeiterinnen von nordbord und unsere Dualstudenten unterstützen die Mädchen bei den Aufgaben, verraten aber möglichst keine Lösungen.“

Positives Feedback

Das Wichtigste kommt zum Schluss: Alle Teilnehmerinnen erhalten ein Feedback von der Jury. Wehlen: „Diese Rückmeldung ist stets positiv und betont die Erfolge und guten Ansätze, statt – wie ansonsten oft üblich – auf mögliche Fehler hinzuweisen.“

Die Mädchen gehen aus den Seminaren ermutigt und gestärkt heraus. Sie werden spielerisch an den MINT-Bereich herangeführt und der Spaß an der Sache wird mit Erfolgserlebnissen verknüpft. Diese Ergebnisse und die Konzeption des Angebots haben die Juroren des Netzwerks „SchuleWirtschaft“ überzeugt. Für sie zählt das Stärkenseminar zu den besonders gelungenen MINT-Projekten für Mädchen und junge Frauen.

Auch die Betriebe profitieren

Natürlich profitiert auch das Unternehmen. Wehlen: „Wir vermitteln nicht nur Informationen über uns, sondern stehen im engen Austausch mit den Teilnehmerinnen. So können wir die zahlreichen Möglichkeiten für Frauen in unserem Betrieb aufzeigen und etwas gegen den Fachkräfte- und Nachwuchsmangel tun.“

Das sieht auch Michael Kellner so, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, das den Wettbewerb fördert. „Das Engagement der Preisträger zeigt, dass sich der Einsatz für die berufliche Orientierung und die ökonomische Bildung junger Menschen doppelt lohnt: Für die Schülerinnen und Schüler, um ihren persönlichen Weg zu finden, und für die Unternehmen, um ihren Fachkräftebedarf zu decken.“ Weitere Infos zum Thema gibt es unter schulewirtschaft.de/preis.

Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

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