Hasselroth. Emerson Process Management in Hasselroth produziert Geräte und Systeme für die industrielle Automatisierungstechnik und gehört mit seinen 75 Mitarbeitern zur amerikanischen Emerson Electric Company - weltweit 88.000 Beschäftigte. aktiv sprach mit Standortleiter Ralf Noetzel über seine in der Öffentlichkeit wenig bekannten Produkte, die weltweit für gute Luft sorgen.

Wo begegnet mir Technik von Emerson Process Management?

Überall auf der Welt. Unsere Exportquote liegt bei über 90 Prozent. Unser Hauptthema ist „Continous Emission Monitoring Systems“, kurz CEMS und zu Deutsch Emissionskontrolle. Unsere Geräte kann man allerdings nur sehen, wenn man auf höchste Schornsteine klettert oder an andere Stellen geht, an denen Emissionen großer Anlagen gemessen werden. Letztlich sind Sie Nutznießer dieser Geräte, denn die sorgen im Endeffekt für die Reinhaltung der Luft.

Was heißt das konkret?

Die Gasanalysetechnik spielt eine bedeutende Rolle, wenn es um die Einhaltung der Umweltrichtlinien zur Emissionsüberwachung geht. In Kraftwerken, Anlagen der Öl- und Gas-Industrie oder der Chemie-Industrie messen feinste Sensoren die verschiedenen Gase in der Abluft, also zum Beispiel Stickoxide, Schwefeldioxid und vieles mehr. Wir sind in der Lage, für jedes Gas das richtige Prozess-Gas-Analysegerät, kurz PGA, zu entwickeln und zu fertigen. 

Die Geräte der neuesten Generation, unsere Rosemount QCL Analysatoren, werden in Großbritannien produziert und sind die fortschrittlichsten auf dem Markt. Dank kombinierter Lasertechnologien erreichen sie eine 100-fach höhere Messgeschwindigkeit und Empfindlichkeit als die bisherige Technik.

Was ist das Besondere an PGAs?

Unsere Analysegeräte zeichnen sich durch Robustheit und lange Lebensdauer aus. Sie können unter extremen Bedingungen und besonders auch in explosiven Atmosphären eingesetzt werden. Sie kommen oft in Chemie- und Kraftwerken zum Einsatz, messen kontinuierlich rund um die Uhr und registrieren damit jede Prozess-Veränderung unmittelbar. Das ist bei allen Umweltmessungen extrem wichtig. Die Analysatoren sind vollgestopft mit Sensoren und können jedes Gas aufspüren. Wir verwenden sieben verschiedene Technologien zur Messung und decken damit eine Spanne vom mehr als 60 verschiedenen Gasen standardmäßig ab. Theoretisch können wir sogar noch mehr, sicherlich über 100.

Wie behält man da den Überblick?

Unsere PGAs sind internetfähig, das heißt, sie melden ihre Messergebnisse in Echtzeit an ihre Leitwarte, ganz egal, wo auch immer auf der Welt diese steht. Schon minimale Abweichungen der eingegebenen Grenzwerte lösen dort ein Signal aus. Die Zeiten, in denen Anlage und Leitwarte eng beieinanderstehen müssen, sind übrigens lange vorbei. Heute kann man diese Anlagen auch über Laptops und sogar Smartphones steuern. Unser Mutterkonzern ist ein weltweiter Anbieter von Automatisierungslösungen. Industrie 4.0 ist hier Tagesgeschäft und unsere PGAs sind kleine, aber wichtige Rädchen, wenn man Anlagen mit höchster Effizienz betreiben will.

Wie stellen Sie sicher, dass die Geräte dauerhaft funktionieren?

Wir haben ein großes Testlabor, das jedes PGA durchlaufen muss. Manche Geräte bekommen sogar eine Zertifizierung vom Umweltbundesamt. Bei diesen Gerätetypen gehen die Tests auch schon mal über Jahre. So weisen wir nach, dass jedes Gerät später dauerhaft jeden Tag exakte Daten liefert und diese dann auch verlässlich sind.

Hilft bei all dem die Digitalisierung, auch künstliche Intelligenz (KI)?

Ja klar. Auch das ist ein Thema, wenn auch noch in der Entwicklungsphase. Eine KI kann effizient helfen, beim Bewältigen der Datenmengen, bei der Dokumentation oder auch weitergehenden Analysen. Zudem setzen wir inzwischen auf die vorausschauende Wartung, das heißt, verknüpft mit einer KI meldet sich das Gerät bereits, bevor eine Komponente funktionsunfähig wird, und bestellt automatisch ein Ersatzteil. Solche Prozesse werden die Wartungskosten zukünftig erheblich reduzieren.

Haben Sie ein Lieblingsprojekt?

Vor Kurzem rüsteten wir einen Eisenbahntunnel so aus, dass dort kontinuierlich die Konzentration giftiger Gase gemessen wird. Klingt simpel, aber die Sensoren müssen auch dann funktionieren und sichere Daten liefern, wenn ein Zug vorbeirast und alles vibriert. Selbst unter diesen Bedingungen konnten wir zeigen, dass unsere Geräte zuverlässig arbeiten.

    Zur Person

    Dr. Ralf Noetzel

    • Geboren 1969 in Bottrop, verheiratet
    • Physikstudium mit anschließender Promotion in Festkörperphysik an der Ruhr-Universität in Bochum
    • Im Jahr 2000 Berufseinstieg bei IBM
    • Verschiedene Management-Positionen in der Industrie
    • 2016 Wechsel zum amerikanischen Emerson-Konzern als Werkleiter von Emerson Process Management am Standort Hasselroth

    Messtechnik

    Prozess-Gas-Analyse in Zahlen bei Emerson Process Management

    • 22.000 Geräte im weltweiten Einsatz
    • 0,0002 Prozent Nachweisgrenze für Gaskonzentration
    • 0,02 Millimeter misst das kleinste Bauteil im Analysator
    Maja Becker-Mohr
    Autorin

    Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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