Schwere Zeiten: Werkstatttage, Betriebsbesichtigungen, Praktika und Ausbildungsmessen finden kaum mehr statt. Dennoch suchen mehr als eine halbe Million Schulabgänger für das kommende Lehrjahr einen Ausbildungsplatz. Eine Initiative der Verbände Nordmetall und AGV Nord will dabei unterstützen: „Mein Digital-Kit Berufliche Orientierung“ ist unlängst online gegangen.

Das neue digitale Angebot unter wir-bilden-den-norden.de (Menüpunkt „Berufsorientierung“) richtet sich an die Klassen 7 bis 13 und bietet jede Menge Informationen: Einblicke in die M+E-Industrie, virtuelle Events, Angebote von Unternehmen, MINT-Wissenstests und Links zu digitalen Ausbildungsplatzbörsen sowie Online-Messen.

Kontakte zu potenziellen Azubis

Mit dabei: Herose aus Bad Oldesloe, einer der weltweit führenden Experten im Armaturenbau für technische Gase, Flüssigkeiten und Dämpfe. „Wir nutzen das Angebot der Verbände sehr gern“, sagt Personalreferentin Winona Mews. „Denn es schafft eine gute Möglichkeit, Kontakte zu potenziellen Azubis herzustellen und unser Unternehmen bei der Zielgruppe bekannter zu machen.“

Der Familienbetrieb mit derzeit rund 360 Mitarbeitern stellt bedarfsorientiert Auszubildende ein. „Zwischen fünf und neun junge Leute starten bei uns jährlich“, berichtet Mews. Im laufenden Jahr lernen insgesamt 27 Azubis in vier Ausbildungsberufen und zwei dualen Studiengängen bei Herose.

Präsenz auf möglichst vielen Kanälen

„In diesen Zeiten ist es wichtig, auf möglichst vielen Kanälen präsent zu sein und seine Ausbildungsangebote zu präsentieren“, sagt Andree Grauer-Müller, technischer Leiter bei Hella Fahrzeugkomponenten in Bremen. Der international tätige Autozulieferer bildet in Bremen Mechatroniker aus und bietet zudem den dualen Studiengang Mechatronik an.

Grauer-Müller, der für die Ausbildung in seinem Betrieb verantwortlich ist, freut sich über die Möglichkeiten, die der digitale Auftritt bietet. Gleichzeitig weiß er aber auch, dass erst durch Praktika und Präsenzveranstaltungen die Berufe nachhaltig präsentiert werden können. „Deshalb werden wir, sofern die Pandemielage es erlaubt, demnächst wieder Praktika anbieten“, sagt er.

Eltern haben einen großen Einfluss

Neben den Schulabgängern richtet sich das Online-Angebot auch an die wichtigen Zielgruppen der Erziehungsberechtigten und Lehrkräfte. „Gerade Eltern spielen eine große Rolle, wenn es um die Berufswahl ihres Nachwuchses geht“, sagt Bildungsreferentin Imke Kuhlmann. Deshalb plädiert sie dafür, die Informationen an Kollegen und Freunde weiterzugeben und so für eine weitere Verbreiterung der Informationsbasis zu sorgen.

Jan Wehlen, Ausbildungsleiter des Intralogistik-Spezialisten Still in Hamburg, sieht es ähnlich. „Es ist sehr wichtig, dass es eine Plattform gibt, die einen gebündelten Überblick über die Ausbildungsangebote der M+E-Industrie ermöglicht.“

Herausforderungen bei der Bewerbersuche

Das Unternehmen stellt bedarfsorientiert ein; knapp 60 junge Leute finden jährlich deutschlandweit einen Ausbildungsplatz in Berufen wie Mechatronik, Zerspanungsmechanik, Industriemechanik und Konstruktionsmechanik.

„Die Suche nach qualifizierten Nachwuchskräften wird zu einer immer größeren Herausforderung“, resümiert Wehlen. „Und die Berufsorientierung der Schulen kam in der Pandemie leider zu kurz.“

Die Plattform „Mein Digital-Kit Berufliche Orientierung“ komme daher zum richtigen Zeitpunkt. Sie helfe dabei, Lehrern, Eltern und Schülern einen umfassenden Überblick über die Berufsangebote zu geben.

Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

Alle Beiträge des Autors