Braunschweig. Mal überlegt sie, wie man Unternehmen bei der Digitalisierung helfen kann. Mal entwickelt sie Ideen, wie Geflüchtete besser im Beruf zu integrieren sind. Oder sie besucht eines der 29 Mitgliedsunternehmen. Ihr Job ist bunt und vielfältig: Stella Hellmigk ist Geschäftsführerin der Kooperationsinitiative Maschinenbau (kurz: KIM) in der niedersächsischen Großstadt.

Hellmigk ist 28 Jahre jung, engagierte Netzwerkerin, sprüht vor Energie und Begeisterung. Für die Geschäftsführerin der KIM, in der sich 29 Mittelständler aus Maschinenbau, Metall- und Elektro-Industrie zusammengetan haben, stehen Kommunizieren und Kontakthalten weit oben auf der To-do-Liste. aktiv hat sie in Braunschweig getroffen.

Persönlicher Bericht über einen Fluchtversuch aus der DDR

An dem Tag besucht sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Holger Knop, einem Experten für Arbeitssicherheit, einen Mitgliedsbetrieb, die R. Sindermann Präzision GmbH. Der Mittelständler hat 55 Mitarbeiter und liefert Gleit- und Wälzlager, Gelenkwellen und Faltenbälge an den Maschinenbau.

Wenige Tage zuvor hatte Hellmigk zusammen mit der Friedrich-Naumann-Stiftung Auszubildende der Betriebe zu einem Vortrag über „Freiheit“ eingeladen. Manfred Casper, Mitbegründer der KIM, berichtete von seinem Fluchtversuch aus der DDR im Jahr 1969. Der damals 18-jährige Baumaschinist wurde an der jugoslawischen Grenze festgenommen, in der Haft von der Stasi verhört, später durch die Bundesregierung freigekauft. Casper schilderte den jungen Leuten, wie das DDR-Regime Häftlinge behandelte.

„Ich war immer gern mit anderen zusammen“

„Puh“, erzählt Hellmigk, „das ging unter die Haut.“ Aber rasch ist sie wieder guter Dinge. Das gehört quasi zu ihrer Jobbeschreibung. Um ein Netzwerk aus 29 Unternehmen zu managen, braucht man Spaß an Begegnungen und Themen. „Ich war immer gern mit anderen zusammen“, erzählt sie. Schon in der Schule als Betreuerin des Ski-Langlauf-Teams und auch später beim Studium der Erziehungswissenschaft an der Technischen Uni Braunschweig.

„Als die Stelle bei KIM ausgeschrieben wurde, hatte ich keine Ahnung von der Branche.“ Auch nicht von den Menschen, mit denen sie nun täglich zu tun bekam. „Es sind fast immer Geschäftsführer oder Abteilungsleiter. Alle sind erfolgreich, selbstbewusst, zielorientiert. Das war anfangs schon anstrengend.“

Mit einem Förderprogramm werden Jugendliche bei der beruflichen Orientierung unterstützt

Seit fast zwei Jahren ist sie im Amt. Wöchentlich besucht sie ein Unternehmen. „Davon lebt das Netzwerk“, sagt sie. „Wir arbeiten zusammen und helfen uns gegenseitig.“ Daneben organisiert sie den Erfahrungsaustausch sowie den Einsatz der Sicherheitsfachkraft der KIM und plant Veranstaltungen.

Hellmigk will mit dem Netzwerk Impulse geben. Beispiel Fachkräftemangel. „Das betrifft alle, die einen mehr, die anderen etwas weniger.“ Hier bietet „FAN“ – das steht für „Fördern, Ausbilden, Nachhalten“ – ein eigenes, neues, zertifiziertes Förderprogramm zur Fachkräfteakquise. Jugendliche und Erwachsene erhalten gezielte Fort- und Weiterbildung für ihre Ausbildung oder Arbeit in KIM-Betrieben. FAN will Bewerber mit Unterstützungsbedarf systematisch fördern. Viele Geflüchtete haben so einen Weg auf eine feste Stelle gefunden, erzählt Hellmigk. „Die Aufgabe bei KIM macht riesig Spaß."

KIM macht den Standort stark

  • Die Kooperationsinitiative Maschinenbau. Dem Verein gehören 29 Firmen, der Arbeitgeberverband Region Braunschweig, die Technische Uni und die Ostfalia Hochschule an.
  • Arbeitssicherheit. Eine Fachkraft unterstützt aktuell 15 Mitgliedsfirmen bei Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz, Unfallverhütung und Ergonomie.
  • Engagement für den Standort. Ziele sind unter anderem Standortsicherung sowie Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen.

Wichtiger Mittelstand

Kleine Firmen haben eine große Bedeutung für die Wirtschaft:

  • 3,5 Millionen kleine und mittlere Unternehmen gibt es hierzulande.
  • 2.397 Milliarden Euro setzten die Firmen 2018 um.
  • 17,8 Millionen Menschen beschäftigen diese Betriebe.
Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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