Dicke und dünne Bücher, große und kleine Bände, beeindruckende Wälzer mit Lederrücken oder schimmernde Broschüren in edler Optik – beim aktiv-Besuch in diesem Betrieb wird sofort klar: Wenn es ums Buch geht, bleiben hier keine Wünsche offen.
Auch, weil in der Josef Spinner Großbuchbinderei echte Bücherfreunde arbeiten. Allen voran die Brüder Christian und Tobias Spinner, die das Unternehmen im mittelbadischen Ottersweier in dritter Generation leiten. „In jedem Buch, das unser Haus verlässt, steckt Herzblut“, sagt Christian Spinner, einer der Geschäftsführer. Er ist Buchbindertechniker und für die Produktion verantwortlich, während sich Betriebswirt Tobias um den kaufmännischen Bereich kümmert. Vater Hans-Jörg Spinner ist ebenfalls noch mit im Boot.
„In jedem Buch, das unser Haus verlässt, steckt Herzblut.“
Christian Spinner, Geschäftsführer
Tausende von Büchern produzieren die knapp 100 Beschäftigten hier jeden Tag, mit einer beeindruckenden Fertigungstiefe. Von der Stückzahl eins bis zur Auflage von 100.000 und mehr, vom Standard bis zur Luxusausführung.
Mehrmals ausgezeichnet als bester Weiterverarbeiter der deutschen Druck-Industrie
Die angelieferten Papierbogen aus Druckereien, mit denen man zum Teil schon seit Jahrzehnten zusammenarbeitet, werden maschinell gefalzt und geschnitten, geklebt oder mit Fäden geheftet und mit einem passenden Einband versehen. Das alles beherrscht man mittlerweile so gut, dass Spinner 2021 zum vierten Mal in Folge als bester Weiterverarbeiter der deutschen Druck-Industrie ausgezeichnet wurde. „Diese Preise sind Wertschätzung für unsere Leistung und begeistern das ganze Team“, sagt Geschäftsführer Tobias Spinner.
Bei Standardprodukten ist der Konkurrenzkampf sehr hart
Doch bei aller berechtigten Freude über solchen Erfolg: Letztlich müsse das Unternehmen jeden Tag hart kämpfen, um sich zu behaupten. Gestiegene Preise für Energie und Rohstoffe bereiten erhebliche Sorgen. Dazu kommen Lieferengpässe bei Papier und den Einbandstoffen. Zudem sei der Druck von Anbietern aus dem Internet bei Standardprodukten und der Wettbewerb aus Süd- und Osteuropa sowie aus Fernost gewaltig. Der Vorteil für Kunden mit einer Produktion vor Ort sei die direkte Beratung und Begleitung der Produktion seiner Bücher. Ganz aktuell bringe die weltpolitische Lage neue erhebliche Unsicherheiten mit sich.
Neben den auf sehr kleine Mengen ausgerichteten Handwerksbetrieben gebe es in ganz Deutschland nur noch ein gutes Dutzend industrielle Buchbindereien. Ob alle die nächsten Jahre überstehen, würden die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen maßgeblich entscheiden. Dass die Firma Josef Spinner zukunftsfähig ist, davon ist der Chef überzeugt: „Wir stehen gut da, weil unsere Arbeit oft sehr speziell ist, weil wir flexibel sind und immer gute Ideen haben.“
Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.
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